Erzbischof von Mossul hat wenig Hoffnung für Christen im Irak

"Wir sind stolz auf unsere Geschichte und wollen, dass sie weiterhin im Irak existiert"

In der einst florierenden multireligiösen Metropole Mossul im Irak haben Christen eine lange Tradition. Der syrisch-katholische Erzbischof von Mossul, Boutros Moshe, sieht für sie in der nun völlig zerstörten Stadt kaum noch eine Zukunft.

Kinder spielen in der Altstadt von Mossul (Irak) auf der Straße / ©  Andrea Dicenzo (dpa)
Kinder spielen in der Altstadt von Mossul (Irak) auf der Straße / © Andrea Dicenzo ( dpa )

Er habe keine Hoffnung, dass christliches Leben nach Mossul zurückkehren könnte, sagte der syrisch-katholische Erzbischof von Mossul, Boutros Moshe, am Mittwochabend bei einem Gespräch mit dem Journalisten Jan Jessen in der Katholischen Akademie Hamburg.

Zentrum des Islamischen Staats

Die irakische Millionenstadt Mossul war drei Jahre lang das Zentrum der Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS), die Angehörige religiöser Minderheiten vertrieb und ermordete. Nach der Befreiung der Stadt im Juli liegt auch das christliche Erbe, das die Region rund 2.000 Jahre lang geprägt hat, in Trümmern.

Mossul sei einst eine multiethnische und multireligiöse Stadt gewesen, in der die Christen zwar als Minderheit, aber in Einklang mit anderen Religionen zusammengelebt hätten, sagte Moshe. Die Geschichte der Christen in der Stadt und der sie umgebenden Ninive-Ebene reiche bis ins erste Jahrhundert zurück.

"Wir sind stolz auf unsere Kultur und Geschichte und wollen, dass sie weiterhin im Irak existiert", so der Geistliche. Moshe ist seit 2011 Erzbischof von Mossul; die syrisch-katholische Kirche ist eine mit Rom unierte Glaubensgemeinschaft.

Frieden und Sicherheit vor allem anderen

Zunächst brauche es nun Frieden und Sicherheit und dann im Weiteren auch neue Wohnhäuser und Infrastruktur wie Krankenhäuser, Schulen und Arbeitsplätze, um die Region wieder lebensfähig zu machen, so der Iraker. "Aber die Konflikte im Irak sind noch nicht beendet." Aktuell lieferten sich die Kurden eine Auseinandersetzung mit der Regierung.

Über das Verhältnis von Christentum und Islam sagte der Erzbischof, er halte grundsätzlich ein friedliches Zusammenleben der beiden Religionen für möglich. Allerdings warnte er vor im Islam verbreiteten extremistischen Ideologien, die nach wie vor präsent und mittlerweile auch in Europa verbreitet seien.

Fotoausstellung "Mossul - Christliches Erbe"

Im Anschluss an das Gespräch wurde im Foyer der Katholischen Akademie eine Foto-Ausstellung mit dem Titel "Mossul - Christliches Erbe" eröffnet. Sie zeigt Bilder aus den Archiven der Dominikaner in Mossul, die sowohl Alltagsszenen aus dem christlichen Leben im Nordirak wie auch Eindrücke aus dem Predigerseminar des Ordens in Mossul zeigen. Die ältesten Aufnahmen datieren aus dem Jahr 1880.


Boutros Moshe, syrisch-katholischer Erzbischof von Mossul, in Hamburg  / ©  Michael Althaus (KNA)
Boutros Moshe, syrisch-katholischer Erzbischof von Mossul, in Hamburg / © Michael Althaus ( KNA )
Quelle:
KNA
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