Erzbischof von Kiew rechtfertigt weitere Waffenlieferungen

Nicht genug zur Verteidigung

Der griechisch-katholische Groß-Erzbischof von Kiew, Swjatoslaw Schewtschuk, hat weitere Waffenlieferungen an die Ukraine als moralisch gerechtfertigt verteidigt. Zudem erinnerte er an katholische Geistliche in russischer Haft.

Ukrainische Soldaten gehen an einem Gebäude in Kupiansk vorbei, das durch einen Angriff zerstört wurde. / © Vadim Ghirda/AP (dpa)
Ukrainische Soldaten gehen an einem Gebäude in Kupiansk vorbei, das durch einen Angriff zerstört wurde. / © Vadim Ghirda/AP ( dpa )

In einer Videoschalte mit kirchennahen Journalisten in Rom betonte Schewtschuk am Montag, dass auch der gesamtukrainische Rat der Kirchen, dem mehrere Konfessionen angehören, Waffenlieferungen zum Zweck der Selbstverteidigung als moralisch legitim bezeichnet habe. 

Noch keine Waffengleichheit gegenüber Russland

Swjatoslaw Schewtschuk / © Paul Haring/CNS photo (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk / © Paul Haring/CNS photo ( KNA )

Der Groß-Erzbischof erklärte, bislang verfüge die Ukraine noch nicht über Verteidigungswaffen in der Menge und Qualität, dass sie gegenüber den Waffenarsenalen der russischen Angreifer als "proportional angemessen" betrachtet werden könnten.

Über das Gespräch berichtete am Montag unter anderem der italienische katholische Nachrichtendienst SIR. 

Schewtschuk dankte in dem Gespräch dem amerikanischen Präsidenten Joe Biden für seinen Solidaritätsbesuch in der Ukraine. Besuche wie der von Biden "geben uns Hoffnung, dass das russische Todesurteil gegen uns nicht vollstreckt wird", erklärte der Geistliche.

Katholische Seelsorger können nicht in russisch besetzter Ukraine wirken

Die mit Rom verbundene griechisch-orthodoxe Kirche der Ukraine ist die drittgrößte Kirche des Landes, sie hat ihre Hochburgen im Westen der Ukraine. 

Schewtschuk erinnerte daran, dass im russisch besetzten Osten der Ukraine derzeit kein katholischer Geistlicher mehr seelsorgerisch tätig sein könne. Zwei von ihnen, die Redemptoristen-Patres Ivan Levytskyi und Bohdan Heleta, seien seit dem 16. November in Berdyansk inhaftiert und würden "täglich gefoltert".

Christliche Kirchen in der Ukraine

Die kirchlichen Verhältnisse in der Ukraine sind komplex. Rund 70 Prozent der 45 Millionen Ukrainer bekennen sich zum orthodoxen Christentum. Sie gehören allerdings zwei verschiedenen Kirchen an: der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche (UOK) des Moskauer Patriarchats und der autokephalen (eigenständigen) Orthodoxen Kirche der Ukraine (OKU). Zudem gibt es eine römisch-katholische Minderheit mit rund einer Million Mitgliedern sowie die mit Rom verbundene (unierte) griechisch-katholische Kirche der Ukraine.

Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny (KNA)
Das Heilige Feuer aus Jerusalem am 18. April 2020 im Kiewer Höhlenkloster Petscherska Lawra, Hauptsitz der ukrainisch-orthodoxen Kirche Moskauer Patriarchats. / © Sergey Korovayny ( KNA )
Quelle:
KNA