Erzbischof sieht "Völkermord" und Deportationen in Mariupol

"Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

So scharf wie nie hat der griechisch-katholische Kiewer Großerzbischof die Angriffe auf die ostukrainische Hafenstadt Mariupol verurteilt. "Besonders leiden wir mit der Stadt Mariupol, in der ein echter Völkermord geschieht."

Mariupol: Ein Mann geht mit einem Fahrrad eine durch Beschuss beschädigte Straße entlang / © Evgeniy Maloletka (dpa)
Mariupol: Ein Mann geht mit einem Fahrrad eine durch Beschuss beschädigte Straße entlang / © Evgeniy Maloletka ( dpa )

Das sagte Swjatoslaw Schewtschuk in seiner täglichen Videobotschaft am Montag. In der von russischen Truppen eingekesselten Stadt kämen Menschen nicht nur durch Waffen, sondern auch durch den "Hass des Feindes" ums Leben; Aberhunderte verhungerten in der Region.

"Verbrechen gegen die Menschlichkeit"

Schewtschuk rief zu Gebeten für ukrainische Bürger auf, die nach Russland deportiert würden: "Keiner von uns weiß, welches Schicksal sie dort erwartet." In den "vorübergehend besetzten Gebieten" würden "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" begangen, so der Großerzbischof.

Swjatoslaw Schewtschuk, Erzbischof von Kiew und Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, 2021 in München / © Robert Kiderle (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk, Erzbischof von Kiew und Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, 2021 in München / © Robert Kiderle ( KNA )

Täglich werde von humanitären Katastrophen, Morden, Plünderungen und Vergewaltigungen berichtet. Aber auch dort protestierten friedliche Menschen gegen die Besatzungsmacht, "gegen Vergewaltiger und Mörder". Die Bürger von Cherson und anderen Städten wollten in einer unabhängigen und freien Ukraine leben.

Tägliche Videobotschaften

Seit mehr als drei Wochen wendet sich Schewtschuk täglich mit Videobotschaften an die Gläubigen. Darin geht er auf besondere Vorkommnisse im Krieg ein und versucht, den Menschen Trost und Kraft zuzusprechen. Zuletzt hatte er auch die Menschen weltweit aufgerufen:

"Verschließt euch nicht dem Schmerz der Ukraine! Denn eines Tages wird der Herrgott dir sagen: Ich wurde in der Ukraine verwundet, und du hast dein Gesicht von mir abgewandt." Der mit Rom verbundenen griechisch-katholischen Kirche der Ukraine gehören etwa neun Prozent der Bewohner des Landes an.

Griechisch-katholische Kirche der Ukraine

Die griechisch-katholische Kirche der Ukraine ist die größte katholische Ostkirche. Zu ihr bekennen sich nach Angaben des Vatikan weltweit rund 4,5 Millionen Christen. In der mehrheitlich orthodoxen Ukraine ist etwa jeder zehnte Einwohner griechisch-katholisch. Ihr Oberhaupt ist Großerzbischof von Kiew-Halytsch, Swjatoslaw Schewtschuk (51).

Swjatoslaw Schewtschuk (l.), Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, zu Besuch bei Papst Franziskus. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Swjatoslaw Schewtschuk (l.), Großerzbischof von Kiew-Halytsch der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche, zu Besuch bei Papst Franziskus. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA