Erzbischof Schick lobt die "lebendige" katholische Kirche in Schweden

Lernen von der kleinen Schwester

Rund 165.000 Katholiken leben in Schweden. "Nur zwei Prozent", sagt der Ludwig Schick, "sehr klein, aber sehr lebendig". Gegenüber domradio.de verrät der Bamberger Bischof, der sich gerade ein Bild von der Diaspora-Situation macht, was ihm besonders gefällt.

 (DR)

domradio.de: Sie haben sich gestern schon mit dem Bischof von Stockholm getroffen, heute hatten Sie eine Konferenz über die Situation der katholischen Kirche in Schweden. Wie ist denn - mal auf den Punkt gesagt - die Situation?
Schick: Es ist eine Diaspora-Kirche mit einem Ausmaß, dass wir uns das nicht vorstellen können, nur zwei Prozent der Bevölkerung ist katholisch. Aber sie sind sehr aktiv, die Katholiken. Heuten haben wir einige kennen gelernt, auch den Bischof, Pfarreien, Ordensleute. Es ist eine kleine Kirche, aber eine sehr lebendige.

domradio.de: Sie haben auch Jugendliche getroffen. Was war da Ihr Eindruck, wie stehen die zur katholischen Kirche?
Schick: Diese Jugendlichen, die in schulen sind und als Katholiken und dieser sehr säkularen und pluralen Welt behaupten müssen, sind katholischer, als wir uns das vorstellen können, sehr werbend, sehr sympathisch. Sie haben uns erzählt, dass sie auch mit ihren sehr skeptischen und ablehnenden Schulkameraden über ihren Glauben sprechen. Sie versuchen auch missionarisch zu wirken.

domradio.de: Sind in Schweden die Missbrauchsfälle aus Deutschland ein Thema?
Schick: Nein, sie haben uns nur gesagt, dass in den Zeitungen auch über die Missbrauchsfälle und ebn USA; Irland und Deutschland berichtet wird.

domradio.de: Was können die deutschen Katholiken von ihren Glaubensgeschwistern in Schweden lernen?
Schick: Für mich sind besonders zwei Lernziele wichtig: Einmal gibt es hier eine sehr gute Konvertiten-Erwachsen-Pastorale. Es ist eine wachsende Kirche hier in Schweden, es konvertieren viele von der Lutherischen schwedischen Kirche etliche zum Katholizismus. Und natürlich auch aus anderen Ländern, Schweden ist ja ein Einwanderungsland.
Das andere ist: Die kleine katholische Kirche, die sehr lebendig ist, ist eine Kirche mit ganz, ganz vielen Nationen. Wenn man hier in einen Gottesdienst kommt, sieht man das schon an den Gesichtern, dass das ganz viele Nationen, Kontinente sind, die da zusammenkommen. Und wie das funktioniert! Ich halte die Integration für eine ganz wichtige Aufgabe, die auf uns zukommen wird, auch in Deutschland. Wir sind eine globale und mobile Welt. Und wie wir Menschen, die von anderen Kontinenten und Ländern zu uns kommen, in der katholischen Kirche und auch durch die katholische Kirche Heimat schaffen - sowohl im Glauben, aber auch in den sozialen Bezügen -, wie wir auch Gemeinschaft bauen können, damit Menschen, die wo ganz anders herkommen, sich auch wohlfühlen, da hat die Kirche eine große Aufgabe und eine große Chance. Und ich glaube auch, von ihrem Auftrag und von ihren Potentialen her kann sie da wirklich viel Gutes für die Gesellschaft wirken. Das tut sie hier schon - und davon können wir in Deutschland sicher Einiges lernen, weil die Aufgabe zu integrieren, eine der wichtigsten sein wird, die Zukunft auf uns zukommen wird.

Das Gespräch führte Hilde Regeniter.