Erzbischof Marx fordert moralische Erneuerung der Wirtschaft

"Jetzt wird es notwendig"

Vor dem Weltfinanzgipfel in Washington hat der Münchner Erzbischof Reinhard Marx eine moralische Erneuerung der Wirtschaft gefordert. Strukturen alleine könnten nicht helfen, sagte er am Freitag im Gespräch mit Radio Vatikan in Rom. Sie seien notwendig, um das Schlimmste zu verhindern.

 (DR)

Aber die Akteure im wirtschaftlichen Bereich, die Politiker und Anleger, müssten sich auch klaren ethischen Prinzipien verantwortlich wissen. Sonst könnten Strukturen immer wieder unterlaufen werden.

Marx forderte zugleich eine "Weltwettbewerbsordnung, die den armen Völkern einen gerechten Zugang zum Markt eröffnet." Marktwirtschaft, Freiheit und Deregulierung führten nicht automatisch zum Guten. Auch müssten weltweite Strukturen wie der Internationale Währungsfonds und die Welthandelsorganisation erneuert werden. Sie hätten "nicht in der Weise funktioniert, wie man es erwarten konnte", so Marx.

Vatikan-Appell
Auch der Vatikan verwies auf die ethisch-moralische Dimension der derzeitigen Finanzkrise. Der Sekretär des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Bischof Giampaolo Crepaldi, sprach in Radio Vatikan von einer "Wunde im globalen Marktsystem" als Grund für die Krise. Ein Lösung könne nicht von finanziellem Charakter sein.

Zugleich mahnte Crepaldi die Gipfelteilnehmer zu einer Berücksichtigung der internationalen Versprechen zur Entwicklungshilfe: "Dem Heiligen Stuhl liegt sehr daran, dass sich die Staaten mit neuer Verantwortung zur Finanzierung von Entwicklung bekennen."