Erzbischof Marx besucht CSU-Landtagsfraktion

Zwei Stunden für den Erzbischof

Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx reist am Dienstag erstmals zu einer Klausurtagung der bayerischen CSU-Landtagsfraktion. Ohne thematische Eingrenzung sind in Wildbad Kreuth zwei Nachmittagsstunden für das Gespräch zwischen Kirchenmann und Abgeordneten reserviert.

 (DR)

Im Anschluss feiert Marx mit dem evangelischen Landesbischof Johannes Friedrich und den CSU-Parlamentariern eine ökumenische Andacht. Der Termin sei langfristig ausgemacht worden, erklärte der Sprecher des Erzbischofs, Bernhard Kellner, am Montag auf Anfrage. Marx werde sich in Kreuth zu grundsätzlichen Fragen christlicher Politik äußern. Die Kirche begreife sich dabei nicht als «schmückendes Anhängsel der CSU». Ihre Aufgabe sei auch nicht die Partei- oder Politikberatung. Sie sehe sich aber als «fortschrittliche Kraft», die darüber Auskunft geben könne, wie sich die Gesellschaft auf der Basis christlicher Werte weiterentwickeln könne.

Keine konkreten Handlungsempfehlungen
Konkrete Handlungsempfehlungen, wie die CSU wieder aus ihrem Umfragetief herausfinden könne oder wie die Affäre um den Kauf der österreichischen Hypo Alpe Adria durch die BayernLB aufgearbeitet werden könne, wird der Erzbischof nach den Worten seines Sprechers nicht geben. Marx werde aber «sehr wohl» etwas zum ethischen Verhalten von Bankmanagern sagen und dabei auch sein Befremden über die offenkundigen Insider-Geschäfte zum Ausdruck bringen, so Kellner.

Marx, der seit zwei Jahren an der Spitze der größten bayerischen Diözese steht, hat nach Einschätzung von Beobachtern einen guten Draht zu Ministerpräsident und CSU-Parteichef Horst Seehofer. So wirkte der Erzbischof im vergangenen Frühjahr an der von Seehofer eingesetzten Regierungskommission zur Reform der sozialen Marktwirtschaft mit.

Unzufrieden mit Familien- und Forschungspolitik
In einem aktuellen «Spiegel»-Interview kritisiert Marx die CDU. In deren Grundsatzprogramm vermisse er ein dezidiertes Bekenntnis zum christlichen Glauben und zur Kirch. Das C im Parteinamen verpflichte auf Jesus Christus hin und sei nicht nur ein beliebig interpretierbares Adjektiv wie «liberal» oder «sozial». Konkret zeigt sich der Erzbischof in dem Gespräch unzufrieden mit aktuellen Positionen der CDU zur Familien- und Forschungspolitik.

Angesichts der starken Stellung der Protestanten in der CDU-Führung empfiehlt Marx der Parteispitze, die kürzlich erfolgte Gründung eines «Arbeitskreises Engagierter Katholiken» in der Union ernst zu nehmen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören auch CSU-Politiker wie der Bundestagsabgeordnete Norbert Geis und der frühere bayerische Wissenschaftsminister Thomas Goppel.