Laien fordern Veröffentlichung der Missbrauchsstudie

Erzbischof Koch will Namen nennen

Nach der Teilveröffentlichung des Missbrauchsgutachtens für das Erzbistum Berlin drängen Katholikinnen und Katholiken auf eine vollständige Offenlegung. Mit Erzbischof Heiner Koch kam es darüber zu einem Briefwechsel.

Autor/in:
Gregor Krumpholz
Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht (KNA)
Akten in einem Archiv / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Zu weiteren Schritten in der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch durch Geistliche haben 56 Katholikinnen und Katholiken den Berliner Erzbischof Heiner Koch aufgerufen.

In einem am Mittwoch veröffentlichten Schreiben appellieren sie an Koch, das Ende Januar vorgestellte Gutachten "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich des Erzbistums Berlin seit 1946" vollständig zu publizieren.

Zudem kritisieren sie in dem auf den 19. April datierten Schreiben die "Besetzung der Gutachtenkommission mit insgesamt nur sechs Mitgliedern aus dem Diözesanrat und dem Priesterrat".

Die Anwaltskanzlei "Redeker Sellner Dahs" hatte das Gutachten im Auftrag des Erzbistums Berlin erarbeitet und Ende Januar vorgestellt.

Details wurden nicht genannt

Das Erzbistum entschied, Details der Fälle von 61 beschuldigten Priestern, Diakonen und männlichen Ordensangehörigen und von mindestens 121 betroffenen Kindern und Jugendlichen vorerst nicht zu veröffentlichen.

Dies betrifft auch die dazu gehörenden Stellungnahmen von Personalverantwortlichen, unter anderen von Koch selbst, seinem Amtsvorgänger und jetzigem Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki, sowie dem emeritierten Weihbischof Wolfgang Weider und dem amtierenden Weihbischof Matthias Heinrich. Damit sind 443 von 669 Seiten bislang unveröffentlicht.

Die Unterzeichner des Briefes an Koch würdigen, der Auftrag zu dem Gutachten sei ein "erster wichtiger Schritt". Dem müssten aber "unbedingt und zügig" weitere folgen. Der bisherige Umgang mit dem Gutachten sei ein "Rückfall in altbekannte Verhaltensmuster". Die Unterzeichner fordern, das vollständige Gutachten "umgehend und unter Wahrung der Betroffenenrechte zu veröffentlichen" und die mit der Auswertung betraute Kommission "um weitere Mitglieder zu vergrößern".

Unterzeichnet ist das Schreiben unter anderen von der früheren Berliner Ausländerbeauftragten Barbara John, dem Neurologen Martin Ebinger, den Historikern Birgit Aschmann und Dominik Geppert, den Juristen Klaus Geppert und Christoph Möllers, dem Politologen Rupert Graf Strachwitz und der Schriftstellerin Felicitas Hoppe.

Koch will Namen nennen

In einem auf den 23. April datieren Antwortschreiben bekräftigte Koch sein Versprechen, alle bislang nicht publizierten Angaben zu den Personalverantwortlichen "ungeschwärzt zu veröffentlichen".

Das Erzbistum habe prüfen lassen, inwieweit es auch Aussagen veröffentlichen dürfe, "die Rückschlüsse auf Beschuldigte und Betroffene zulassen", heißt es in dem Schreiben, das der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) vorliegt. Wegen widersprüchlicher Aussagen der Juristen lasse das Erzbistum die Frage "nochmals abschließend bewerten". Dann werde es auch diesen Teil des Gutachtens "in der verantwortbaren Form veröffentlichen".

Zudem betonte Koch, dass die Kommission des Erzbistums, die das Gutachten bewertet, jederzeit die Möglichkeit habe, sich um weitere Mitglieder zu vergrößern und auch Betroffene, die möglichst nicht in dem Gutachten-Text vorkommen sollten, einzubeziehen.

 

Erzbischof Heiner Koch / © Harald Oppitz (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
KNA