Erzbischof Koch über 40 Jahre Priesteramt

"Bereit sein, sich zu ändern"

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch feiert am Samstag nicht nur seinen 66. Geburtstag, sondern auch vierzigjähriges Priesterjubiläum. Im DOMRADIO.DE-Interview verrät er, was ihm heute am wichtigsten ist: Nichts von beidem.

Erzbischof Heiner Koch  / © Michael Kappeler (dpa)
Erzbischof Heiner Koch / © Michael Kappeler ( dpa )

DOMRADIO.DE: Geburtstag, Jubiläum und Weihe: Da weiß man ja gar nicht, wo man mit dem Feiern anfangen soll. Welches Jubiläum ist Ihnen denn am wichtigsten?

Heiner Koch (Erzbischof von Berlin): Eindeutig die Priesterweihe von fünf jungen Diakonen. Das ist für unser Bistum ganz wichtig.

DOMRADIO.DE: Und wenn wir nur auf Sie schauen: Was ist Ihnen wichtiger, Geburtstag oder Priesteramtsjubiläum?

Koch: Heute ist es ganz bestimmt das Priesteramtsjubiläum, das ohne die Geburt natürlich nicht möglich wäre. 40 Jahre ist eine halbrunde Zahl und eine Zahl zum Zurückdenken, zur Erinnerung und um Schlussfolgerungen zu ziehen.

DOMRADIO.DE: Es ist vierzig Jahre her: Sie waren ein junger Mann von 26 Jahren und sind damals, an Ihrem Geburtstag, vom damaligen Kardinal Höffner im Kölner Dom geweiht worden. Können Sie sich daran erinnern, wie das genau war?

Koch: Es war ein sehr warmer Tag. Wir waren insgesamt 16, die geweiht wurden. Der Dom war übervoll, ich fand das so eindrücklich, diese vielen Menschen, die für uns beteten, als wir auf dem Boden lagen. Dieses schweigende Beten. Und dann erinnere ich mich, wie wunderbar nachher das Volksfest war vor dem Dom. Das war schon ein großes Erlebnis. Die Menschen haben auf der Domplatte gefeiert und auf uns gewartet, es war ein Volksfest. Die ganze Atmosphäre der Innenstadt war geprägt von der Priesterweihe. Das kann man sich hier in Berlin gar nicht vorstellen.

DOMRADIO.DE: Sie haben vieler Stationen durchlebt. Welche Zeit hat Sie als Priester am meisten geprägt?

Koch: Jede auf Ihre Weise. Ich habe mir keine dieser Zeiten ausgesucht, ich wurde eingesetzt und habe immer wieder gespürt, dass sie Belastungen haben und herausfordernd sind, dass sie aber immer wieder auch neue, schöne, wunderbare Seiten haben: Das ist die Fülle, die ich erlebt habe.

Ich habe erlebt, dass Gottes Wirken in dieser Zeit einfach da war. Ich habe gemerkt, dass das Wichtigste, wenn man heute Priester wird, ist, bereit sein zu lernen, sich zu verändern, die Identität zu wahren in Christus, in der Beziehung – aber sich zu ändern. Denn – und das ist das Markanteste - die Gesellschaft, die Menschen, die Verkündigung haben sich in den 40 Jahren total verändert.

DOMRADIO.DE: Jetzt sind Sie ein hoher Würdenträger der Kirche in einer Stadt, die mit Kirche nicht so viel am Hut hat. Wie kommen Sie klar mit den Berlinern?

Koch: Berlin ist eine ganz eigene Herausforderung. Die ist aber großartig. Hier sind ist es ja nicht so, dass die meisten Kirchenerfahrung haben oder sich von der Kirche trennen, sondern die allermeisten haben noch nie etwas mit Kirche und dem christlichen Glauben zu tun gehabt. Hier zu verkündigen und hier Räume zu schaffen, in denen Glaubenserfahrungen möglich sind; hier die zu stärken, die in der Minderheit sind – ich denke an die Jugendlichen, die hier sind – und gleichzeitig sehr selbstbewusst und profiliert aufzutreten, aber zugleich auch so, dass die Leute uns überhaupt verstehen: Das ist eine große Herausforderung. Die Akzeptanz ist aber auch unter den nicht Getauften und den vielen, die gar nicht mit der Kirche verbunden sind, ist hier ziemlich groß.

DOMRADIO.DE: Mal abgesehen von der Arbeit Herr Erzbischof, was machen Sie denn gerne in Berlin, wenn Sie frei haben?

Koch: Erstens: Ich bin sehr viel unterwegs. Ich wandere sehr viel. Berlin ist eine grüne Stadt, auch das Umfeld ist so. Zweitens: Ich gehe sehr gern schwimmen. Drittens: Ich treffe mich am liebsten mit Freunden an gewissen Plätzen und schaue auf die Leute und komme schnell mit ihnen ins Gespräch bei einem Glas Bier.

DOMRADIO.DE: Heute haben sie jedenfalls viel vor. Sie weihen fünf Priester und das ist ja sehr symbolisch, angesichts Ihrer beiden Jubiläen. Haben Sie mit der Weihe extra auf dieses Datum gewartet?

Koch: Das fällt bei uns zusammen. Wir haben das immer kurz nach Pfingsten gemacht. Das ist bei uns ein Zufall. Aber für mich hat es eine hohe Bedeutung: Es ist das größte Geschenk des Tages für mich, dass ich diesen jungen Menschen die Priesterweihe schenken kann. Ich bin davon überzeugt, dass sie gute Priester werden. Auf jeden Fall sind sie jetzt schon eine gute Gemeinschaft, und sie stellen sich der Herausforderung hier in Berlin. Da bin ich dankbar für.

Das Gespräch führte Katharina Geiger.

 

Erzbischof Heiner Koch mit Mundschutz (Erzbistum Berlin)
Quelle:
DR
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