Erzbischof fordert Änderung kirchlicher Macht und Autorität

"Leider habe ich mich gewaltig geirrt"

In einer "Umgestaltung von Macht- und Autoritätsbeziehungen" sieht Frankreichs Episkopatsvorsitzender den Schlüssel zum Kampf gegen Missbrauch in der Kirche. "Die institutionellen Regeln müssen offener werden, als sie es heute sind".

Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort / © Corinne Simon (KNA)
Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort / © Corinne Simon ( KNA )

Das sagte Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort von Reims dem Schweizer Portal kath.ch im Interview. Es gehe um "gegenseitige Wertschätzung und die Fähigkeit aller, am Leben der Kirche teilzunehmen".

Die Regeln der Kirche müssten dabei akzeptiert werden, so der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz. Aber diese müssten "alle Lebensumstände einbeziehen und dürfen nicht nur für einen Teil
der Kirche gelten, sondern für alle". De Moulins-Beaufort wörtlich: "Wir müssen unsere Macht- und Autoritätsbeziehungen so umgestalten, dass sie keinen Raum mehr für Missbrauch geben."

"Leider habe ich mich gewaltig geirrt"

Vor zehn Jahren sei er der Überzeugung gewesen, dass es in Frankreich weniger Missbrauchsfälle gebe als in den angelsächsischen Ländern, erläuterte der Erzbischof. Im protestantischen Umfeld habe die katholische Kirche dort "einer Festung geglichen"; das habe Missbrauch begünstigt. Auch aufgrund der Laizität in Frankreich
"dachte ich, bei uns sieht es anders aus", so de Moulins-Beaufort. "Leider habe ich mich gewaltig geirrt."

Auch in Frankreich sei es den Tätern gelungen, von "Spaltungen" in Gesellschaft zu profitieren, sagte er. "Sie haben sich als Hüter von Orten inszeniert, an denen allein die Wahrheit (...) gelebt wurde. Und das hat es ihnen ermöglicht, viele Abweichungen zu verschleiern." Jeder, der sie kritisierte, sei seinerseits fehlender
Rechtgläubigkeit beschuldigt worden. "Das machte Angst und führte dazu, dass man sie nicht hinterfragte."

Dringlicher sei es, "Frauen mitentscheiden zu lassen"

Zum Thema Frauenweihe sagte de Moulin-Beaufort, Frauen seien in der Kirche auf allen Ebenen sehr präsent. Auch wenn dort sicher noch Fortschritte möglich seien, sehe er im Weiheamt für Frauen "nicht die Lösung". Dringlicher als diese Frage, die theologisch diskutiert werden müsse, sei es, "Frauen mitentscheiden zu lassen".

Der Bischofskonferenzvorsitzende betonte, in Frankreich brauche es eine missionarische und zugleich integrative Kirche. "Das heißt: Wie kann die Kirche als zu Christus führend und nicht als eine Institution erscheinen, die immer nur Grenzsteine setzt?" Man habe auch einige Erfolge vorzuweisen: "Immer mehr Erwachsene lassen sich taufen; nicht Tausende, aber es werden jedes Jahr ein paar mehr", sagte de Moulin-Beaufort. Das sei ermutigend. Ein weiteres Thema, das die Franzosen auf kirchlicher Ebene derzeit stark vorantrieben, sei, "wie man Menschen in prekären Verhältnissen und Menschen mit Behinderungen besser einbinden kann". - De Moulins-Beaufort äußerte sich im Kontext der derzeit tagenden Kontinentalversammlung zum Synodalen Prozess in Prag.

Französische Bischofskonferenz

Die Französische Bischofskonferenz entstand aus der ehemaligen Versammlung der Kardinäle und Erzbischöfe von Frankreich (1945–1966) und ist seit 1966 die ständige Bischofskonferenz aller Bischöfe der römisch-katholischen Kirche in Frankreich. Sie ist Mitglied im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) und ist in der Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (COMECE) vertreten.

Französische Bischöfe / © Valentine Chapuis (dpa)
Französische Bischöfe / © Valentine Chapuis ( dpa )

 

Quelle:
KNA