Erzbischof Becker lobt katholische Schulen

Wichtiger Beitrag zur Demokratiebildung

Katholische Schulen können nach Ansicht des Paderborner Erzbischofs Hans-Josef Becker einen wichtigen Beitrag zur Demokratiebildung leisten. Erzbischof Becker warb zudem im Blick auf den Glauben für eine einladende Position.

Leere Schulklasse mit Stühlen und Schulbänken. An der Wand über der Tafel hängt ein Kreuz. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Leere Schulklasse mit Stühlen und Schulbänken. An der Wand über der Tafel hängt ein Kreuz. / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Sie hätten "mit ihrem Bildungsanspruch auf der Grundlage des christlichen Menschenbildes und christlicher Werte ein besonderes Potenzial und die Chance, dazu beizutragen, dass sich Kinder und Jugendliche als Person entfalten", sagte der Schulkommissions-Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Freitag in Erfurt beim Auftakt eines Bundeskongresses katholischer Schulen zum Thema "Freiheit und Demokratie". "Dabei geht es nicht um reinen Individualismus oder einen Individuums-bezogenen Ansatz, der auf pure Selbstoptimierung reduziert wird", betonte er zugleich.

Freiheit und Demokratie vermitteln

Becker räumte ein, mit christlicher Erziehung und Bildung allein sei noch "keine Garantie verbunden, dass nicht doch der Eine oder die Andere für totalitäre Ideologien anfällig ist und ihnen hinterherläuft". Auch an katholischen Schulen gebe es Probleme mit Antisemitismus und der Ausgrenzung von Menschen anderer Religionen und Kulturen. "Gerade aus diesem Grund müssen wir uns diesen Themen und Herausforderungen stellen und diese in den Blick nehmen. Der Umgang mit Pluralität und Diversität muss gelernt und eingeübt werden", so der Erzbischof.

Hans-Josef Becker / © Harald Oppitz (KNA)
Hans-Josef Becker / © Harald Oppitz ( KNA )

Gerade die gegenwärtige Situation zeige deutlich, dass Freiheit und Demokratie eine Demokratieerziehung erforderten, die zur Übernahme von Verantwortung befähige. Für Pädagoginnen und Pädagogen bedeute das, Haltung zu zeigen und demokratische Werte zu vermitteln. "Dabei gilt es, besonders die Sorgen und Ängste der uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen in den aktuellen Krisensituationen aufzunehmen", so Becker. "Hier können die Kirchen durch die konfessionellen Schulen einen substanziellen Dienst am Menschen und an der Gesellschaft leisten."

Nicht mit Glauben "überwältigen"

Katholische Schulen dürften jedoch "auf keinen Fall Schülerinnen und Schüler mit ihrem Glauben und mit ihren Ansichten überwältigen oder gar indoktrinieren", betonte Becker. "Aber sie können Kinder und Jugendliche einladen, eine andere - eine transzendente - Perspektive wahrzunehmen und den Horizont zu weiten, indem sie die Frage nach Gott offenhalten."

Becker hob hervor, über die Schulen erreiche die Kirche Präsenz in der Gesellschaft und Sichtbarkeit durch ein "äußerst anerkanntes, qualitätvolles kirchliches Angebot". Er versicherte: "Trotz aller finanzieller Diskussionen und Strategieentwicklungen bleiben katholische Schulen unverzichtbar für die katholische Kirche in Deutschland."

Katholische Schulen in Kürze

Die katholische Kirche ist nach eigener Darstellung der größte freie Schulträger in Deutschland. Das Grundgesetz räumt in Artikel 7 freien Trägern das "Recht zur Errichtung von privaten Schulen" ein. Auf dieser Grundlage sind derzeit rund zehn Prozent der Schulen in der Bundesrepublik sogenannte "Schulen in freier Trägerschaft". Im Schuljahr 2015/2016 besuchten rund 360.000 Schüler eine der 904 katholischen Schulen. Damit gehen rund 3,7 Prozent aller Schüler in eine katholische Einrichtung.

Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker (KNA)
Religionsunterricht / © Elisabeth Schomaker ( KNA )
Quelle:
KNA