Mutmaßlicher Anschlag auf katholische Schule verhindert

Riesenschreck in Essen

Die Polizei hat offenbar einen mutmaßlich rechtsmotivierten Anschlag auf eine katholische Schule in Essen verhindert. Statt Unterricht laufen Großeinsätze der Polizei. Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck zeigt sich betroffen.

Essen: Polizeifahrzeuge stehen vor dem Don-Bosco-Gymnasium / © David Young (dpa)
Essen: Polizeifahrzeuge stehen vor dem Don-Bosco-Gymnasium / © David Young ( dpa )

Bei einem Schüler des Don-Bosco-Gymnasiums seien Waffen sowie "eindeutig ausländerfeindliches und rechtsextremes Material" gefunden worden, erklärte der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstagmittag vor Journalisten. Der 16-Jährige stehe unter "dringendem Verdacht", einen Anschlag geplant zu haben.

Herbert Reul / © Ralph Sondermann (Innenministerium NRW)

Die Polizei in NRW habe heute möglicherweise "einen Albtraum verhindert", so Reul.

Tatverdächtiger festgenommen

Die Essener Polizei hatte bereits am Vormittag auf Twitter mitgeteilt, dass sowohl das katholische Gymnasium als auch die städtische Realschule am Schloss Borbeck von Einsätzen betroffen seien und geschlossen blieben.

Der Tatverdächtige sei Schüler des Gymnasiums und habe zuvor die Realschule besucht. Über 100 Polizistinnen und Polizisten sowie 10 Sprengstoffhunde waren im Einsatz.

Essen: Polizisten tragen Gegenstände aus dem Wohnhaus des Tatverdächtigen / © David Young (dpa)
Essen: Polizisten tragen Gegenstände aus dem Wohnhaus des Tatverdächtigen / © David Young ( dpa )

Ein Sondereinsatzkommando nahm den Tatverdächtigen laut Reul in den frühen Morgenstunden in seinem Kinderzimmer in Essen-Borbeck fest.

Material zum Bombenbau gefunden

Zuvor war ein Hinweis eingegangen. Die Polizei fand unter anderem eine selbstgebaute Schusswaffe, eine Armbrust mit Pfeilen sowie Material zum Bau einer Bombe - darunter 16 teils mit Nägeln präparierte Rohrkörper und zusammengemischte Explosivstoffe. Einen zündfähigen Sprengsatz habe die Polizei bislang nicht gefunden.

Im Zimmer des Tatverdächtigen befanden sich zudem SS-Runen und "zahlreiche" rechtsextreme, antisemitische und antimuslimische Schriftstücke, wie der Minister ausführte. Die Aufzeichnungen könnten auch als "dringender Hilferuf eines verzweifelten, jungen Mannes gelesen werden". Es gebe Hinweise auf "massive psychische Probleme und Suizidgedanken" des Schülers.

Bischof Overbeck zeigt sich betroffen

NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU), Oppositionsführer Thomas Kutschaty (SPD) und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck zeigten sich betroffen. Fremdenfeindlichkeit, Extremismus und Gewalt hätten im Land keinen Platz, so Wüst. Der Hinweisgeber und die Arbeit der Polizei habe "wahrscheinlich eine Horrortat" verhindert. Der aus Essen stammende Kutschaty twitterte: "Berichte über einen geplanten Angriff auf 2 Schulen bei uns in #Borbeck schockieren mich zutiefst."

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Harald Oppitz ( KNA )

"Der Verdacht, dass ein Schüler dort mit Waffengewalt einen Anschlag verüben wollte, erschreckt mich genauso wie die Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte, Eltern, Nachbarn und alle anderen, die hiervon betroffen sind", erklärte Overbeck. Er dankte der Polizei, dass sie so schnell und entschieden "womöglich eine schlimme Straftat verhindert hat".

Das Bistum werde nun mit der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos als Träger weitere Schritte abstimmen, um die Polizei bei der Aufklärung und die Schulgemeinschaft bei der Verarbeitung der Geschehnisse zu unterstützen. Der Direktor der Salesianer Don Boscos in Essen, Pater Otto Nosbisch, sagte: "Die Schulgemeinschaft ist schockiert und bestürzt." Und weiter: "Wir sind froh und dankbar, dass durch die Hinweise auf die geplante Tat Schlimmeres verhindert werden konnte."

Bistum Essen

Das Bistum Essen ist eines der jüngsten und kleinsten unter den 27 römisch-katholischen Bistümern in Deutschland. Auch in Nordrhein-Westfalen ist es mit 1.877 Quadratkilometern und knapp 680.000 Mitgliedern das kleinste Bistum.

Es wurde am 1. Januar 1958 aus Teilen der (Erz-)Bistümer Köln, Münster und Paderborn errichtet; damals zählte die Diözese noch rund 1,5 Millionen Mitglieder.

Blick auf den Essener Dom / © frantic00 (shutterstock)
Quelle:
KNA