Erster Mönch verhungert - Diskussionen über Proteste statt Boykott halten an

Wie umgehen mit China?

Die Lage in den abgeschotteten tibetischen Klöstern ist offenbar schlimmer als bislang bekannt. In einem Kloster sei bereits ein Mönch aufgrund der mangelnden Versorgung verhungert, hieß von Seiten der Exil-Tibeter. In Deutschland wird unterdessen über Alternativen zu einem Olympia-Boykott diskutiert. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Nooke, sagte der "Berliner Zeitung", Deutschland könne seine Meinung auch auf andere Weise als mit einem Boykott zum Ausdruck bringen.

 (DR)

Nooke betonte, es sei gut, dass etwa Bundeskanzlerin Merkel noch nicht zugesagt habe, an der Eröffnungsfeier teilzunehmen. Bundespräsident Köhler habe erklärt, er werde nur zu den Paralympics fahren. Außerdem forderte Nooke das Internationale Olympische Komitee dazu auf, Protestaktionen der Sportler während der Spiele zu erlauben. Der Vorsitzende der Deutsch-Chinesischen Parlamentariergruppe im Bundestag, Pflug, sagte, er halte Wirtschaftssanktionen zur Verbesserung der Menschenrechtslage in China für sinnvoller als einen Olympiaboykott.

Sportpfarrer Hans-Gerd Schütt betonte im domradio-Interview nochmals den Dialog als "einzige Chance" für eine positive Entwicklung hin zu Öffnung und Transparenz. "Zum jetzigen Zeitpunkt bleibe ich dabei: Ein Boykott wäre die falsche Wahl", so der Olympiapfarrer.

"Ein Boykott würde nicht viel bringen. Und wir würden uns einer Chance der Einflussnahme berauben, die wir mit der Teilnahme an den Olympischen Spielen haben" warnt Schütt. Darüber hinaus müsse aber auch ein klares Zeichen gesetzt und politische Gespräche geführt werden. "Das ist für mich unabdingbar."

ai protestiert gegen Verurteilung eines chinesischen Menschenrechtlers
Während die Diskussion um einen möglichen Boykott der Spiele anhält, krisiert die Menschenrechtsorganisation amnesty international ein zu Beginn der Woche ergangenes Urteil gegen den chinesischen Menschenrechtler Yang Chunlin. ai fordert die sofortige Freilassung des
Olympiakritikers, der nach Ansicht der Organisation allein von seinem
Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht hat. "Yang
Chunlin ist einer von vielen Bürgerrechtlern, die im Vorfeld der
Olympischen Spiele Opfer des harten Vorgehens der chinesischen
Behörden geworden sind" so Verena Harpe, Asien-Referentin von ai.
"Kritiker werden gezielt eingeschüchtert, unter Hausarrest gestellt
oder inhaftiert."

Yang Chunlin hatte 2007 eine Petition mit der Forderung "Wir wollen  Menschenrechte und keine Olympischen Spiele" verfasst, um auf die Not der Bauern in seiner Heimatprovinz Heilongjiang aufmerksam zu machen. Über 10.000 Menschen, größtenteils landlose Bauern, sollen den Aufruf unterzeichnet haben. Yang Chunlin wurde daraufhin am 6. Juli 2007 verhaftet und Berichten zufolge in der Haft schwer misshandelt und gefoltert. Der Prozess gegen ihn fand am 19. Februar 2008 statt. Yang Chunlin wurde dabei mit einer Kapuze über dem Kopf sowie Handschellen und Fußfesseln vorgeführt. Während des Verfahrens konnte er sich kaum bewegen, da seine Beine mit einem Metallring fixiert wurden.

ai bekräftigt die Forderung, den Druck gegenüber Peking zu erhöhen:
"Wir rufen die Öffentlichkeit, Regierungen und das IOC weiterhin
dazu auf, die versprochene Verbesserung der Menschenrechtslage
konsequent von der chinesischen Regierung einzufordern", sagte
Harpe. "Jeder kann etwas tun: Unterstützen Sie unsere Aktionen und
Forderungen. Zensur und Repression dürfen nicht zu ‚olympischen
Disziplinen' werden!"