Zum ersten Mal haben sich alle beteiligten kirchlichen Akteure und Vertreter von Betroffenen gemeinsam beraten, um sexualisierte Gewalt durch deutsche Priester im Ausland aufzuarbeiten.
Auf Einladung der Hilfswerke missio Aachen, Adveniat und des Kindermissionswerks "Die Sternsinger" trafen sich in Frankfurt rund 60 Teilnehmende aus Betroffeneninitiativen, Bischofskonferenz, Bistümern, Orden und Verbänden, wie die Hilfswerke am Wochenende mitteilten.
Bischof Bob John Koroma aus Sierra Leone berichtete dabei von schlimmen Folgen des Missbrauchs in afrikanischen Gemeinden. Er sprach von generationenübergreifenden Traumata und einer Zerstörung von Familien. Deutschland solle Programme zur traumasensiblen Beratung und medizinischen Hilfe unterstützen. Auch die Frage nach finanziellen Entschädigungen müsse gestellt werden, so der Bischof.
"Globales Opfergenesungswerk"
Matthias Katsch von der Betroffeneninitiative Eckiger Tisch forderte mehr internationale Unterstützung für unabhängige Betroffeneninitiativen in den Ländern des Südens. Außerdem regte er ein "globales Opfergenesungswerk" an, wo Betroffene von sexualisierter Gewalt professionelle Hilfe erhalten könnten.
Die Autorin mehrerer Missbrauchsgutachten, Bettina Janssen, kritisierte, dass viele kirchliche Akteure bisher sehr zurückhaltend seien bei der Aufarbeitung von Taten durch Priester im Ausland.
Einige verweigerten sogar jede Form der Mitarbeit. Umso wichtiger sei es, dass jetzt offenbar so viele Akteure daran arbeiten wollten, für mehr Transparenz zu sorgen und über nationale und institutionelle Grenzen zusammenzuarbeiten.
Sternsinger- und missio-Präsident Dirk Bingener wies darauf hin, dass die Hilfswerke inzwischen etliche Projekte in den Ländern des Südens unterstützten - angefangen bei Schulung und Prävention über institutionelle Schutzkonzepte bis hin zum Aufbau von Traumazentren.
Dies aber könne erst der Anfang sein. Daher dürfe der Austausch auf der Tagung "kein einmaliges Ereignis bleiben".