Erste altkatholische Bischöfin Österreichs nimmt Arbeit auf

"Ein wirklich großer Segen"

Sie ist die erste Bischöfin der altkatholischen Kirche. Sie ist 58 Jahre alt, Psychotherapeutin, Großmutter, Theologin und auch altkatholische Priesterin. Wie fühlt sich Maria Kubin in ihrem neuen Amt?

Maria Kubin, altkatholische Priesterin und Bischöfin in Österreich (privat)
Maria Kubin, altkatholische Priesterin und Bischöfin in Österreich / ( privat )

DOMRADIO.DE: Erst einmal ganz herzlichen Glückwunsch. Freuen Sie sich?

Maria Kubin (Altkatholische Priesterin und Bischöfin): Ja, danke für den Glückwunsch. Ich freue mich sehr. Es ist für mich eine große Freude, dass ich meine Berufung leben darf.

Altkatholischer Gottesdienst / © Cornelis Gollhardt (KNA)
Altkatholischer Gottesdienst / © Cornelis Gollhardt ( KNA )

DOMRADIO.DE: Ist eine Frau als Bischöfin aus Ihrer Sicht längst überfällig?

Kubin: Ja, selbstverständlich. Wir sind im 21. Jahrhundert angekommen. Und ich glaube, das Geschlecht sollte wirklich keine Rolle mehr spielen und tut es zum Glück auch in unserer Kirche nicht.

DOMRADIO.DE: Welche Erfahrungen hat denn die altkatholische Kirche mit Frauen in der Vergangenheit in kirchlichen Führungsämtern gemacht?

Kubin: Die altkatholische Kirche Österreich jedenfalls hat jetzt seit 25 Jahren Frauen zu den geistlichen Ämtern zugelassen. Die Erfahrungen sind durchweg gut. Frauen haben die gleichen pastoralen Fähigkeiten, die gleichen theologischen Fähigkeiten, manchmal einen anderen Blick. Ich glaube, das ist gut, sowohl für die Priesterinnen und Priester als auch für das Volk, wenn es mal diesen und jenen Blick gibt.

DOMRADIO.DE: Sie haben jetzt eine längere Amtszeit vor sich. Welche Schwerpunkte wollen Sie da setzen? Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?

Altkatholische Kirchen

Die altkatholischen Kirchen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts durch Abspaltungen von der römisch-katholischen Kirche. Dieser Schritt geschah aus Protest gegen wesentliche Beschlüsse des Ersten Vatikanischen Konzils (1869/70). Dort wurde verbindlich die päpstliche Unfehlbarkeit in Fragen des Glaubens und der Sitte verkündet. Außerdem schrieb das Konzil die oberste Leitungsgewalt des Papstes in der Kirche fest.

Altkatholischer Gottesdienst in Bonn / © Cornelis Gollhardt (KNA)
Altkatholischer Gottesdienst in Bonn / © Cornelis Gollhardt ( KNA )

Kubin: Ich bin von meinem Herzen her Pastoraltheologin. Das heißt, ich spreche wirklich gerne mit Menschen. Ich bin begeistert und fasziniert von Menschen. Das heißt, es wird mir sicher darum gehen, zuzuhören und zu verstehen, wo Menschen hin möchten, was ihnen wichtig ist.

Ich möchte sie versuchen zu ermutigen, ihre Träume zu leben, ihre Berufung zu leben, so wie ich meine Berufung leben darf.

Ich bin überzeugt, dass alle Prophetinnen und Propheten sind und dass wir es gemeinsam schaffen können, einen gemeinsamen Weg zu finden.

DOMRADIO.DE: Sie sind seit 30 Jahren schon Psychotherapeutin. Inwiefern könnte das vielleicht auch hilfreich für Ihr neues Amt sein?

Kubin: Es ist sicherlich insofern hilfreich, als ich immer sage, dass ich die "Sprache Mensch" in sehr vielen Dialekten spreche. Ich habe schon sehr viele Menschen kennengelernt und immer wieder die faszinierende Erfahrung gemacht, dass es immer einen Weg gibt rauszukommen, wenn Menschen denken, dass sie anstehen.

Man muss manchmal kreativ sein und man muss erfinderisch sein. Ich glaube, diese Fähigkeit kann ich auch ganz gut in meinem pastoralen und jetzt auch in meinem bischöflichen Dienst gebrauchen und einsetzen.

Maria Kubin, altkatholische Bischöfin in Österreich

"Meine Kinder und meine Enkelkinder sind sehr stolz auf mich und unterstützen mich auch in jeder Art und Weise."

DOMRADIO.DE: Für die Wahl haben Sie ein Video eingereicht. Das beginnt mit dem Satz: "Für meine Enkelkinder bin ich die Halleluja-Oma" Erklären Sie das mal, bitte.

Kubin: Nun, meine Enkelkinder sind noch sehr klein. Sie sind aber immer schon gerne dabei, wenn es Gottesdienste gibt. Es beeindruckt die Kinder sehr, wenn die Oma Halleluja macht. Also, für sie ist dieses ganze Liturgische ein großes Halleluja.

Ich finde, dass es eigentlich eine sehr passende Bezeichnung ist. Meine Kinder und meine Enkelkinder sind sehr stolz auf mich und unterstützen mich auch in jeder Art und Weise.

Maria Kubin, altkatholische Bischöfin in Österreich

"Ich bin überzeugt davon, dass es ein Modell ist."

DOMRADIO.DE: In der altkatholischen Kirche sind Frauen zum Priesteramt zugelassen. Sie sind auch altkatholische Priesterin. Würden Sie sich das auch für die katholische Kirche in Deutschland wünschen? Dort wurde im Synodalen Weg über die Weihe für Frauen geredet. Wäre das auch ein Modell?

Kubin: Ich bin überzeugt davon, dass es ein Modell ist und hoffe, dass es Schule macht, weil auch die römisch-katholische Kirche sicherlich genauso wie jede andere Gesellschaft verschiedene Blickwinkel, verschiedene Perspektiven brauchen könnte. Aber ich weiß natürlich, dass nicht alle Kirchen sich gleich schnell entwickeln können und auch ihre ganz anderen Schwerpunkte haben.

Aber ich freue mich jedenfalls, dass in unserer Kirche so viel möglich ist. Ich würde mich freuen, wenn Menschen irgendwo das Gefühl haben, in ihrer Kirche nicht mehr weiterzukommen, dass sie nicht daran verzweifeln und nicht daran glauben, dass eine Berufung nicht möglich ist.

Ich bin selbst auch aus der römisch-katholischen Kirche gekommen. Dort konnte ich meine Berufung nicht leben. Jetzt kann ich das. Das ist ein wirklich großer Segen, finde ich .

Das Interview führte Elena Hong.

Quelle:
DR