Eröffnung der neuen Synagoge in Dessau-Roßlau im Frühjahr

"Jeder kann kommen"

Die in Bau befindliche neue Synagoge in Dessau-Roßlau wird nach Einschätzung des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Dessau, Alexander Wassermann, im April 2023 fertig. Für die Gemeinde erfülle sich ein Traum.

Autor/in:
Bettina Gabbe
Davidstern-Anhänger an einer Kette / © LightField Studios (shutterstock)
Davidstern-Anhänger an einer Kette / © LightField Studios ( shutterstock )

Die Baukosten hätten sich inzwischen auf etwa drei Millionen Euro fast verdoppelt, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Dessau-Roßlau. Ursprünglich sollte der Bau des Hauses mit 90 Plätzen für rund 260 Gemeindemitglieder 1,75 Millionen Euro kosten. Die Kostensteigerung sei unter anderem auf höhere Preise für Holz und Glas zurückzuführen.

Die neue Synagoge sei für die Gemeinde "ein Traum", sagte Wassermann. Bislang habe es nur einen kleinen Gebetsraum gegeben. Für größere Feste habe die Gemeinde einen Saal in einer Kirche genutzt. Der Vorgängerbau war 1938 von den Nationalsozialisten zerstört worden.

Die Synagoge wird demnach auch für Veranstaltungen der Stadtverwaltung zur Verfügung stehen. "Jeder kann kommen, wir sind keine geschlossene Organisation", betonte Wassermann. Zwischen der jüdischen Gemeinde und der Stadt gebe es bereits eine entsprechende Vereinbarung.

Keine Drohbriefe mehr nach Polizeischutz

Seit dem Anschlag auf die Synagoge in Halle im Oktober 2019 steht der derzeitige Gebetsraum der jüdischen Gemeinde nach Wassermanns Angaben auch unter Polizeischutz. Zuvor habe es immer wieder Drohbriefe auch mit Fotos von Adolf Hitler sowie Hakenkreuz-Schmierereien an der Tür gegeben, berichtete er: "Damals haben wir an das sachsen-anhaltische Innenministerium Briefe geschrieben." Erst nach dem Anschlag von Halle habe die Gemeinde dann Unterstützung von der Polizei bekommen.

"Die Polizei beobachtet rund um die Uhr unser Gebäude", sagte Wassermann weiter. Seither kämen auch keine Drohbriefe mehr mit Slogans wie "Wir kommen zurück" und "Juden müssen Deutschland verlassen". Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) habe ihm überdies das Bundesverdienstkreuz überreicht: "Das ist gut für die Gemeinde."

Die neue Synagoge in Dessau-Roßlau soll in Erinnerung an die jüdische Familie des Komponisten Kurt Weill (1900-1950) den Namen Weill tragen. Kurt Weills Vater Albert war einst Kantor der Jüdischen Gemeinde zu Dessau.

Für den Neubau wurden Fördermittel von 1,876 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Davon kommen unter anderem 700.000 Euro vom Bund und 300.000 Euro von der Stadt. Hinzu kommen Spenden, Eigenmittel, Lotto-Fördermittel sowie 176.000 Euro vom Land für zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen.

Quelle:
epd