EKD-Ratsvorsitzender beklagt schleppende Fortschritte in der Ökumene

"Zerren in unterschiedliche Richtungen"

Zwei Wochen vor dem 2. Ökumenischen Kirchentag hat der amtierende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, der rheinische Präses Nikolaus Schneider, die schleppenden Fortschritte im Miteinander der großen Kirchen kritisiert.

 (DR)

Viele Christen würden keine Bewegung sehen, sagte Schneider dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Ich kann die Unruhe und Ungeduld vieler Menschen verstehen, die sagen: Wann kommen wir endlich substanziell weiter."

Schneider warb zugleich darum, das Selbstverständnis der katholischen Partner zu respektieren. "Man kann Partner nicht dahin zerren, wohin man sie gern hätte, nämlich an den gemeinsamen Tisch des Herrn", sagte der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Das Abendmahl sei eine Einladung, mit der behutsam umgegangen werden müsse, forderte er. Bei dem Christentreffen Mitte Mai steht kein gemeinsames Abendmahl von Protestanten und Katholiken auf dem Programm.

"Viele, deren Herzen ökumenisch brennen"
Der höchste Vertreter der evangelischen Kirche in Deutschland nannte als Aufgabe für den ökumenischen Dialog, "uns auf ein gemeinsames Bild und einen gemeinsamen Weg zu verständigen". Im Moment sehe er aber "ein Ziehen und Zerren in unterschiedliche Richtungen".

Als Beispiel nannte Schneider Bestrebungen in der katholischen Kirche, aus Sorge um die eigene Identität die Fortschritte des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) wieder rückgängig zu machen. Es gebe in der katholischen Kirche aber "immer noch sehr viele, deren Herzen ökumenisch brennen". Dies gelte für die Priesterschaft ebenso wie für die Bischöfe. Namentlich nannte Schneider den Mainzer Kardinal Karl Lehmann, den früheren Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

Der 2. Ökumenische Kirchentag findet vom 12. bis 16. Mai in München statt. Die Veranstalter erwarten mehr als 100.000 Dauerteilnehmer. Der Ökumenische Kirchentag wird gemeinsam vom Deutschen Evangelischen Kirchentag und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken veranstaltet. Der 1. Ökumenische Kirchentag wurde 2003 in Berlin gefeiert.