Eine theologische Betrachtung zum zweiten Advent

Lebenselixier Hoffnung

Früher war der Advent eine Fastenzeit und damit eine Zeit der Umkehr und des Neuanfangs. Auch heute lohnt es sich, die Wochen vor Weihnachten so zu verstehen. Die Bibel bietet dafür reichlich Anlass, wie ein Blick zeigt.

Autor/in:
Fabian Brand
Zwei rote Kerzen brennen in einem weihnachtlichen Gesteck aus Tannenzweigen, einem goldenen Stern und einem goldenen Band / © Harald Oppitz (KNA)
Zwei rote Kerzen brennen in einem weihnachtlichen Gesteck aus Tannenzweigen, einem goldenen Stern und einem goldenen Band / © Harald Oppitz ( KNA )

Pilger der Hoffnung: Dieses Motto hat Papst Franziskus über das Heilige Jahr 2025 gesetzt. Bereits im kommenden Jahr sind die Gläubigen in den Diözesen der Weltkirche aufgerufen, für das Gelingen des Heiligen Jahres zu beten und sich geistlich darauf vorzubereiten. Dass möglichst viele Menschen Pilger der Hoffnung werden, dass ist für den Papst die zentrale Botschaft dieses besonderen Jahres. 

Franziskus schreibt: "Wir müssen die empfangene Hoffnungsfackel weiter brennen lassen und alles tun, damit alle wieder die Kraft und die Gewissheit zurückgewinnen, um mit offenem Geist, Zuversicht und Weitsicht in die Zukunft zu blicken."

Grund zur Hoffnung

Hoffnung, Zuversicht und Weitsicht sind Eigenschaften, die Christinnen und Christen in besonderer Weise anvertraut sind. Gerade die Hoffnung ist lebensnotwendig und zählt nicht grundlos zu den drei christlichen Tugenden.

Das ganze Evangelium von Jesus als dem Christus ist ein einziger Hinweis darauf, dass wir wirklich Hoffnung haben dürfen. Wir haben allen Grund zur Hoffnung, weil Christus unsere Zukunft ist - das kommt in den Evangelien sehr deutlich zum Ausdruck. Nicht in einer verschwurbelten Sprache oder in geheimnisvollen Zeichen, sondern das Evangelium sagt klar, was uns erwartet, wenn wir uns auf ein Leben in der Nachfolge Jesu Christi einlassen.

Anfang im Fokus

"Anfang des Evangeliums von Jesus Christus, Gottes Sohn": So beginnt nicht nur das Evangelium am zweiten Adventssonntag, sondern auch das gesamte Markusevangelium. Prominent steht dieser Vers über dem ältesten der vier Evangelien, das aus der Feder des heiligen Markus stammen soll.

"Anfang" ist also das erste Wort bei Markus. Und damit ist er in guter Gesellschaft, denn schon das Alte Testament beginnt mit diesem Wort: "Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde" (Gen 1,1). Damit sind wir zurückgeworfen auf den Uranfang von allem. 

Damit rückt eine ganze Welt in den Fokus, vom Anfang ihrer Existenz bis zu ihrem endgültigen Ende. Diese unfassbare Spanne von Millionen von Jahren will Markus umfassen: Die Jesus-Geschichte, die er aufschreibt, betrifft diese gesamte Zeitspanne. Sie ist der Mittelpunkt der Welt.

Dieser Anfang, von dem Markus erzählt, ist ein Anfang von voller Hoffnung. Um diese Entwicklung weiter zu entfalten, greift der Evangelist ein Wort des alttestamentlichen Propheten Jesaja auf: "Siehe, ich sende deinen Boten vor dir her, der deinen Weg bahnen wird. Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!"(Mk 1,2f)

Johannes und der Aufruf zur Umkehr

Zwei zentrale Erfahrungen des Volkes Israel schwingen hier zusammen: der Auszug aus dem Sklavenhaus in Ägypten und der Auszug aus dem Babylonischen Exil. Diese beiden Freiheitserfahrungen stehen am Beginn des Evangeliums des Markus. Sie sind die Brille, mit der alles Folgende gelesen und verstanden werden kann. 

Die gute Nachricht, die Markus aufschreibt, lautet nicht anders als: Gott führt uns Menschen in die Freiheit. Er befreit uns von aller Unfreiheit und führt uns dahin, wo wir unser Leben ohne Zwänge und ohne Einschränkungen voll und ganz entfalten können.

Diese Freiheit des Anfangs wird bei Markus in einer Person konkret: in der Gestalt des Täufers Johannes, der die Menschen unaufhaltsam zur Umkehr aufruft. Der Wüstenbewohner Johannes tauft die Menschen im Jordan: Symbolisch eröffnet er ihnen einen neuen Anfang, damit sie zu Pilgern der Hoffnung und der Freiheit werden. 

Am Ort der Wüste, an dem die Freiheit des Volkes Israel beginnt, zeigt Johannes den Menschen alternative Lebensmöglichkeiten auf. Die Umkehr, die er verkündet, ist ein Umdenken, eine Lebensumkehr: weg von den Dingen, die uns einengen - und mitten hinein in die Freiheit des Lebens in Fülle.

Ein Neuanfang für unser Leben

Der Anfang des Markusevangeliums ist ein Neuanfang für unser Leben. Wir dürfen in Freiheit leben. Und wir dürfen als Menschen leben, die eine Hoffnung haben. Eine Hoffnung, die sich nicht einengen lässt von Krieg, Gewalt, Not und Perspektivlosigkeit. Eine Hoffnung, die ins Unendliche weiterführt, die aus der Freiheit erwächst und in die Freiheit eines neuen Lebens mündet. Das ist wirklich ein adventliches Leben.

Advent

Advent ist für Christen die Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten. Die Adventszeit beginnt am vierten Sonntag vor dem Christfest. Das Wort kommt vom lateinischen "adventus" und bedeutet "Ankunft". Gemeint ist die Ankunft Jesu auf Erden.

In den Gottesdiensten an den Advents-Sonntagen werden häufig Texte aus dem Alten Testament verwendet, die die Ankunft des Erlösers prophezeien. Die vier Kerzen des zum jüngeren Brauchtum zählenden Adventskranzes symbolisieren das Kommen des "Lichts der Welt". Die Zweige immergrüner Tannen stehen für das ewige Leben.

Traditioneller Adventskranz / © Jozef Kubica (KNA)
Traditioneller Adventskranz / © Jozef Kubica ( KNA )
Quelle:
KNA