Eine theologische Betrachtung zum Fest Maria Himmelskönigin

Von der einfachen Frau zur Königin

Im August sind viele kirchliche Feste Maria gewidmet. "Mariä Himmelskönigin" wird noch nicht lange, erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts gefeiert. Dabei wurde die Gottesmutter schon vorher als Königin gesehen.

Autor/in:
Fabian Brand
Marienfigur mit Jesuskind / © Dominik Wolf (KNA)
Marienfigur mit Jesuskind / © Dominik Wolf ( KNA )

Es gibt einige Zeiten im Jahr, die besonders mit der Marienverehrung in Verbindung stehen: der Marienmonat Mai oder der Rosenkranzmonat Oktober.

Aber auch die Zeit im Hochsommer steht vielerorts mit Maria in Zusammenhang. Denn mit dem Hochfest ihrer Aufnahme in den Himmel am 15. August beginnt der sogenannte Frauendreißiger, der bis zum Fest der Schmerzen Mariens am 15. September dauert.

Maria als Königin

Am 22. August feiert die Kirche den Gedenktag "Mariä Königin", ein Fest, das noch relativ jung ist. Erst Papst Pius XII. hat es 1954 eingeführt; damals wurde es noch am 31. Mai begangen.

Gekrönte Muttergottes / © Corinne Simon (KNA)
Gekrönte Muttergottes / © Corinne Simon ( KNA )

Infolge der Kalenderreform durch das Zweite Vatikanische Konzil wurde der Festtag auf den 22. August verlegt. Das ist der Oktavtag von Mariä Himmelfahrt. An diesem Gedenktag wird Maria besonders als Königin verehrt.

Aber auch im restlichen Jahr taucht immer wieder der Begriff Königin auf, wenn es um Maria geht: Wir singen "Gegrüßet seist du, Königin" oder sprechen von der "Maienkönigin" oder der "Himmelskönigin". Aber was bedeutet es eigentlich, Maria als Königin zu ehren?

Jesus als Nachfolger des Königs David

Schon im Neuen Testament erfahren wir davon, dass der Sohn, den Maria gebären soll, ein König ist. Im ersten Kapitel des Lukasevangeliums spricht der Engel Gabriel zu Maria: "Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben." (Lk 1,32)

Immer wieder wird Jesus als Nachfolger des Königs David in den Evangelien gekennzeichnet. Bald schon hat sich die Vorstellung entwickelt, dass auch Maria, seine Mutter, an dieser Königswürde teilhat. Denn wenn Jesus, ihr Sohn, ein König ist, dann hat auch die Mutter in gewisser Weise ihren Teil daran.

Weltliche Hoheitstitel

In den ersten christlichen Jahrhunderten war die Vorstellung einer Königin Maria allerdings noch völlig fremd. Manche Darstellungen zeigen Maria als ganz normale Frau, die in Alltagskleidung abgebildet wird. Im 5. Jahrhundert rückt Maria dann immer mehr in den königlichen Nimbus ihres Sohnes: Allerdings wird sie zuerst noch als Königinmutter bezeichnet, also sozusagen als "Queen Mom".

Erst später wurde die Verehrung Mariens als Königin beinahe selbstverständlich. Dies hing vor allem auch damit zusammen, dass viele weltliche Hoheitstitel auf Christus übertragen wurden. Viele Bestandteile des heidnischen Kaiserkultes wurden Teil der Christusverehrung.

Gekrönte Maria

Im zweiten Jahrtausend wird dann eine Vorstellung prägend: diejenige der gekrönten Maria, die mit königlichen Attributen ausgestattet ist. Was zunächst auf Christus übertragen wird, schwappt mehr oder weniger auch auf die Mutter über. Und spätestens um 1100 ist das Motiv der Königin Maria wahrscheinlich ein sehr geläufiges Bild gewesen. Nach der Seeschlacht von Lepanto im Jahr 1571 wird Maria gar als Königin des Friedens verehrt.

Das Fest Maria Königin, das am 22. August gefeiert wird, steht in engem Zusammenhang mit dem Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel. Beide Feste haben eigentlich den gleichen Inhalt: Sie gehen davon aus, dass Maria am Ende ihres irdischen Lebens nicht in eine große Finsternis gefallen ist. Sondern dass sie durch Christus zu Gott erhöht worden ist, dass sie - wie wir landläufig sagen - in den Himmel eingegangen ist. Dort, im Himmel, ist sie Königin.

Maria ehren, mit Christus im Blick

Aber bei aller Begeisterung für das Motiv der Königin Maria bleibt daran zu denken, dass auch Maria nur ein Mensch war wie wir. Sie mag erhöht in den Himmel sein, aber wir können eben doch nur durch sie zu Christus beten. Wir verehren nicht sie, sondern Christus, den auferstandenen Herrn. Er ist der Grund unserer Hoffnung, denn er ist auferweckt von den Toten und lebt in Ewigkeit.

Maria hat Anteil an dieser Auferstehung von den Toten, aber nur so, wie wir alle einst Teilhaben am Leben der kommenden Welt, das uns Christus verheißen hat. Wir dürfen Maria als Königin ehren. Aber wir sollten immer Christus im Blick behalten, denn er ist ja auch der Grund, warum Maria überhaupt Königin ist.

Marienerscheinungen

Marienerscheinungen sind laut Begriffsbestimmung des "Lexikons für Theologie und Kirche" psychische Eindrücke oder Erlebnisse, in denen jemand die Muttergottes "als sinnenhaft gegenwärtig erkennt". Besonderen Einfluss auf Frömmigkeit und Glaubensleben in der katholischen Kirche gewannen etwa die kirchlich anerkannten Erscheinungen im mexikanischen Guadalupe (1531), im südfranzösischen Lourdes (1858) und in Fatima/Portugal (1917).

Der Jahrestag der Marienerscheinung zieht traditionell viele Pilger an / © Paulo Duarte (dpa)
Der Jahrestag der Marienerscheinung zieht traditionell viele Pilger an / © Paulo Duarte ( dpa )
Quelle:
KNA