Eine theologische Betrachtung zum Fest der Kreuzerhöhung

Lebenszeichen statt Statussymbol

Wer bei Social Media ausreichend prominent ist, bekommt ein blaues Häkchen an seinem Profil - eine Gewähr für dessen Echtheit. Jesus Christus hätte so ein Häkchen nicht nötig. Das Kreuz, das er trug, ist von viel stärkerer Bedeutung.

Autor/in:
Fabian Brand
v (shutterstock)

Ein kleines, blaues Häkchen: Was für die meisten Menschen erst einmal relativ unscheinbar ist, hat in den sozialen Medien eine wichtige Bedeutung. Solch ein Häkchen neben einem Namen deutet darauf hin, dass dieses Nutzerprofil wirklich echt ist. Dass derjenige, der dieses Konto betreibt, auch wirklich der ist, der er vorgibt zu sein. 

Zeichen des christlichen Glaubens schlechthin 

Dieses Symbol ist deshalb vor allem bei den Nutzerkonten von Prominenten oder wichtigen Persönlichkeiten zu finden. Erst, wer eine bestimmte Anzahl an Followern nachweisen kann oder einen bestimmten Grad an Bekanntheit erlangt hat, kann sich dieses Häkchen zulegen. Es ist zum Statussymbol der digitalen Welt geworden.

Kein kleines Häkchen, sondern ein großes Kreuz: Das steht in Mittelpunkt an diesem Fest der Kreuzerhöhung. Und es ist so wichtig, weil es in so vielen Jahrhunderten zum Zeichen des christlichen Glaubens schlechthin geworden ist. Prominent muss man nicht sein, um sich mit dem Kreuzzeichen zu schmücken. Ganz im Gegenteil: Derjenige, den wir an diesem Kreuz verehren, hat sich ganz aufgegeben; er hat sein Leben hingegeben, damit alle Menschen leben dürfen.

Lebenswerter Weg

Die vornehme Gesellschaft seiner Zeit hat er gemieden, weil er lieber bei den Menschen sein und sein Leben mit denen teilen wollte, die an diesem Leben keine große Freude fanden. Dieser Weg führt Jesus letztlich ans Kreuz. Dort gibt er sein Leben auf und stirbt, weil erden Menschen Leben schenken und einen Weg aufzeigen wollte, derwirklich lebenswert ist.

Das Kreuz ist das Zeichen für uns Christinnen und Christen: In keinemanderen Zeichen ist Leben, außer im Kreuz, so singen wir am Karfreitag. Für Außenstehende mag das oft unverständlich klingen. Wie können wir andauernd einen toten Menschen anschauen? Wie können wir ein Kreuz aufhängen, das in römischer Zeit das Folter- und Marterinstrument schlechthin war?

Ein Hinweis darauf bietet uns Paulus in seinem Brief an die Gemeinde in Philippi. Dort nämlich heißt es: "Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, Gott gleich zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich" (Phil 2,6f). Der, der Gott ist, hält nicht krampfhaft an seiner Gottheit fest.

Das Kreuz als Siegeszeichen

Vielmehr begibt sich Jesus auf die Ebene der Menschen und lebt unter ihnen mit, damit die Menschen in ihm das Leben finden. Jeder, der glaubt, hat in ihm das ewige Leben, sagt das Johannesevangelium (3,15). Weil Christus nicht an seinem Gottsein festhält, sondern ein Mensch wird, wie wir es sind, kann er für uns zum Tor des Lebens werden. Das Kreuz verliert in diesem Kontext seinen Schrecken: Denn der, der am Kreuz gestorben ist, ist glorreich von den Toten auferstanden. Das Kreuz ist Zeichen des Lebens und des Sieges.

"Stat crux dum volvitur orbis - Das Kreuz steht, während die Welt sich dreht": So lautet der Wahlspruch des Karthäuserordens, einer Gemeinschaft, die sehr zurückgezogen und in strenger Askese lebt.

Das Kreuz steht, während die Welt sich dreht: Seit mehr als 2.000 Jahren steht und hängt es in unseren Kirchen und Wohnungen. Und es erinnert immer wieder an Christus, der am Kreuz sein Leben hingegeben hat, damit wir leben können. Es lenkt unseren Blick auf den, der sich nicht an seine Gottheit klammerte, sondern ein Leben wählte mitten unter den Ausgegrenzten der Gesellschaft.

Solidarischer Dienst am Nächsten

Sein Leben kann daher ein Vorbild für unser Leben sein: für ein Leben, das sich ebenso solidarisch hingibt im Dienst für die Nächsten, und für ein Leben, das sich nicht an Ansehen, Reichtum und Prominenz klammert, sondern weiß, dass sich wahre Größe im Dienst an den Nächsten offenbart. Das nämlich ist der Kern des Lebens Jesu und das Zentrum seiner Frohen Botschaft, die wir bis heute hören dürfen.

Wäre Jesus heute in den sozialen Medien unterwegs, hätte er sich wohl das blaue Häkchen schon längst verdient. Denn Prominenz hat er und zahlreiche Nachfolger ebenso. Aber sein Erkennungszeichen ist und bleibt das Kreuz. Es will uns einladen, uns nicht zu wichtig zu nehmen und nicht nach Anerkennung zu schielen. Vielmehr sollten wir nach links und rechts schauen, wo die Menschen sind, die mit uns zusammen auf dem Weg des Lebens unterwegs sind.

Kirchenjahr

Der Jahreskreis der christlichen Feste heißt Kirchenjahr. Es beginnt am ersten Adventssonntag und endet am letzten Sonntag vor Adventsbeginn. Die Katholiken feiern dann das Christkönigsfest, die Protestanten den Totensonntag, an dem sie der Verstorbenen gedenken.

Der Advent gilt als Zeit der Vorbereitung auf Weihnachten, das Fest der Geburt Jesu am 25. Dezember. Der Weihnachtsfestkreis endet am Sonntag, der auf das Dreikönigsfest vom 6. Januar folgt, mit dem Gedenken an die Taufe Jesu.

Stolen in allen liturgischen Farben lagern in den Schubladen der Domsakristei. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Stolen in allen liturgischen Farben lagern in den Schubladen der Domsakristei. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
KNA