Eine theologische Betrachtung zu 800 Jahre Weihnachtskrippe

Franz von Assisis geniale Idee

Die Weihnachtskrippe hat eine jahrhundertealte Tradition. Noch immer lassen sich Menschen davon inspirieren und stellen in Kirchen und zu Hause den Stall mit der heiligen Familie auf. Wir schreiben das Jahr 1223.

Autor/in:
Fabian Brand
Lebendige Krippe in Greccio / © Stefano Dal Pozzolo (KNA)
Lebendige Krippe in Greccio / © Stefano Dal Pozzolo ( KNA )

Es ist Heiliger Abend in der Gemeinde Greccio in den Sabiner Bergen. Die Menschen kommen zusammen, um sich gemeinsam an die Geburt Jesu zu erinnern. Unter ihnen ist auch Franziskus - einer, der ausgezogen war, um in Armut nach dem Vorbild Christi zu leben.

Franziskus hatte diese Feier schon Wochen vorher geplant: Thomas von Celano berichtet, dass er einen Mann namens Johannes angewiesen hatte, alles vorzubereiten, damit die Weihnachtsgeschichte so greifbar wie möglich werden könne. Und als der Weihnachtstag gekommen ist, geschieht es: In der Höhle von Greccio steht eine Krippe, Ochs und Esel werden herbeigebracht, und über der Krippe wird die Eucharistie gefeiert. 

Kreativität erlaubt

"Kreativität und Fantasie sind in der Krippe durchaus erlaubt, teilweise sogar erwünscht", sagt Michael Spönlein. Er ist zweiter Vorsitzender der Bamberger Krippenfreunde und passionierter Krippensammler. Seit über 100 Jahren treffen sich Menschen in Bamberg, um miteinander Krippen zu bauen und so das Weihnachtsgeschehen in die jeweilige Zeit zu übersetzen. Krippenvereine gibt es auch andernorts. Nicht zählbar sind hingegen jene Menschen, die zuhause Jahr für Jahr wieder die Krippe aufbauen, um so Weihnachten lebendiger werden zu lassen.

Sie alle setzen das fort, was mit dem heiligen Franziskus vor 800 Jahren begonnen hat: Sie hören die Weihnachtsgeschichte nicht nur, sondern inszenieren die Nacht von Bethlehem und werden teilweise sogar selbst Mitspieler in der Heiligen Nacht. Freilich ist der heilige Franziskus nicht der Erfinder der Weihnachtskrippe, wie man häufig lesen kann. In Greccio wurde eher ein Krippenspiel aufgeführt als eine Krippe aufgebaut - so, wie es bis heute noch vielerorts üblich ist.

Im 16. vollständig ausgeprägt

Die Weihnachtskrippe mit Figuren und einer großen Landschaft, die Jahr um Jahr wieder aufgebaut wird, ist wohl erst im 16. Jahrhundert vollständig ausgeprägt. Und doch sind die Grundzüge bei Franziskus schon vorhanden: Denn hier wie dort geht es darum, die Botschaft des Evangeliums erfahrbarer zu machen, indem man selbst in die Rollen schlüpft oder gewissermaßen als Regisseur und Bühnenbildner die Weihnachtsgeschichte in Szene setzt.

Die Krippendarstellungen haben sich im Lauf der Jahrhunderte verändert: "Krippen haben immer den Zeitgeist ihrer Epoche und ihrer Region erfahren und die Geburt Jesu in einen ganz individuellen Rahmen gesetzt", sagt Spönlein. In Regionen, in denen Bergbau betrieben wurde, sieht man häufig Bergleute an der Krippe stehen. Und in südlicheren Gefilden sind nicht Ochs und Esel wichtiger Teil der Krippendarstellung, sondern Wasserschweine, Affen oder Leoparden.

Als Wertgegenstände gehütet

Häufig werden Krippen in den Familien als Wertgegenstände gehütet und an die Nachkommen weitervererbt. "Die Krippe ist oft ein Stück Familiengeschichte, das von Generation zu Generation weitergegeben wird. Sie ist eine gelebte Tradition, die Jung und Alt begeistert", weiß Spönlein. Und so kommt es durchaus vor, dass manche Figur etwas mitgenommen aussieht oder die Elektrik des Krippenstalls nicht mehr mitspielt.

Hier ist dann der Raum, in dem sich jede Generation neu einbringen kann: Denn Krippendarstellungen sind nichts Statisches, sie dürfen und müssen sich verändern. Der Rahmen, in dem die Krippen aufgebaut werden, ist das eigene Leben oder das Leben der Familie. Und so entsteht Jahr um Jahr ein neuer Kontext, in dem das Weihnachtsevangelium seinen Platz findet. Dass es solche Veränderungen in den Krippendarstellungen geben muss, davon ist auch Spönlein überzeugt: "Die Interpretation des Geburtsgeschehens muss auch in der heutigen Zeit erfolgen, damit eine Identifikation stattfinden kann."

Mitspieler des Evangeliums

Der heilige Franziskus hat vor 800 Jahren in der Höhle von Greccio die Menschen zu Mitspielern im Evangelium werden lassen. Es ist die bleibende Aufgabe eines jeden Krippenbauers, sich Jahr um Jahr neu zu überlegen, wie die Szene diesmal aussehen muss. Wie die Krippe heute aufgebaut werden muss, damit in ihr Alltag und Evangelium zusammenkommen. Damit die Menschen - wie damals in Greccio - nicht nur Betrachter von Weihnachten sind, sondern lebendige Mitspieler der Heiligen Nacht.

Weihnachten

Weihnachten ist das Fest der Geburt Jesu Christi. Wann genau vor etwa 2.000 Jahren Jesus geboren wurde, ist nicht bekannt. Die Feier des 25. Dezember als Geburtsfest Jesu ist erstmals für das Jahr 336 in Rom bezeugt.

Weihnachten heißt so viel wie heilige, geweihte Nächte. Die Geburt Jesu bedeutet nach christlichem Verständnis die Menschwerdung Gottes; in Jesus hat sich Gott den Menschen mitgeteilt, sich in ihre Geschichte hinein begeben, sich ihrer erbarmt und ihnen Heil geschenkt. Deshalb gilt Weihnachten als Fest der Liebe.

Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod (dpa)
Weihnachtsbaum / © Bernd Weissbrod ( dpa )
Quelle:
KNA