Eine theologische Betrachtung über den Heiligen Josef

Mehr als eine Randfigur

Manche Menschen lassen stets anderen den Vortritt. Die sind vermeintlich schöner, schneller, klüger, ziehen mehr Aufmerksamkeit auf sich. Dem Vater von Jesus ergeht es ähnlich. Doch ist er mehr als eine Randfigur.

Autor/in:
Fabian Brand
Figur des Heiligen Josef mit dem Jesuskind  / © Harald Oppitz (KNA)
Figur des Heiligen Josef mit dem Jesuskind / © Harald Oppitz ( KNA )

Viel erfährt man in den Evangelien nicht von Josef. Vielmehr wird mehrmals der Eindruck erweckt, der Heilige Josef werde von anderen Personen verdrängt: von Maria, seiner Verlobten, zum Beispiel, oder von Jesus selbst.

Das ist aber nichts Ungewöhnliches. Denn die Evangelien wollen eben die Geschichte von Jesus Christus als dem Sohn Gottes erzählen und nicht die Geschichte vom Zimmermann aus Nazareth. Im Evangelium ist Josef, wie viele andere Personen auch, eben eine Randfigur.

Muttergottesstatuen in Medjugorje / © Thomas Brey (dpa)
Muttergottesstatuen in Medjugorje / © Thomas Brey ( dpa )

Vielleicht passt das auch ganz gut zum Wesen des Heiligen Josef, dass er von Christus verdrängt wird. Immerhin stellen wir Josef gerne als den Mann im Hintergrund dar.

Er ist derjenige, der sich still und fürsorglich um die Familie gekümmert hat. Er ist auch derjenige, der da ist, als Maria plötzlich schwanger ist.

Zufrieden geben mit dem, was ist

Und doch bekommen wir gerade in diesem Moment einen Einblick in die Gefühlswelt des heiligen Josef: Im Stillen überlegt er, wie er die Verlobung mit Maria am Besten auflösen kann. Die Schwangerschaft Marias überfordert ihn, geht über seine Kräfte hinaus. Trotzdem bleibt er an ihrer Seite, weil er erfährt, dass Gott im Spiel ist.

Das macht Josef zu einem frommen Beter, zu einem gläubigen Menschen, der sein eigenes Schicksal in die Hand Gottes legt und darauf vertraut, dass er es gut macht. So steht am Ende auch nicht der Heilige Josef im Mittelpunkt, sondern Christus: Um seinetwillen nimmt Josef so manche Strapaze auf sich; um seinetwillen tritt Josef in den Hintergrund zurück - damit Gott in dieser Welt groß werden kann.

Obwohl der Heilige Josef abseits steht, abgedrängt von anderen, steht er heute im Mittelpunkt. Denn die Kirche feiert seinen Festtag, um an ihn zu erinnern. Nicht als jemanden, der sich immer wieder nach vorne drängt, der das Rampenlicht und die Anerkennung sucht. Sondern als jemand, der sich zufriedengibt mit dem, was er hat und ist. Diese Haltung zeichnet den Heiligen Josef aus.

Heiliger Josef mit dem Jesuskind / © Katharina Ebel (KNA)
Heiliger Josef mit dem Jesuskind / © Katharina Ebel ( KNA )

Nicht kleiner machen, als wir sind

Von ihr können wir auch etwas für unser eigenes christliches Leben lernen. Denn doch auch da werden wir allzu schnell zu Randfiguren. Zumindest fühlen wir uns oft so, wenn es andere sind, die vorne stehen, die den Ton angeben und von den Menschen bewundert werden.

Dabei kommt es darauf gar nicht an. Das Leben von Josef zeigt uns: Das alles ist nicht wichtig. Josef lässt sich gern von Christus verdrängen. Das sollte auch unser Leben prägen: dass wir nicht immer nach vorne streben und die ersten sein wollen, sondern uns mit dem Platz zufrieden geben, an dem wir eben gerade stehen. Zugleich sollen wir uns dabei nicht kleiner machen, als wir sind. Unsere Aufgabe ist es, das Evangelium dort zu verkünden, wo wir sind, und es mit den Mitteln zu tun, die uns zur Verfügung stehen.

Ob nun am 19. oder am 20. März das Josefsfest gefeiert wird, ist nicht entscheidend. Hauptsache ist doch, dass wir uns an den heiligen Josef erinnern, dass wir von ihm etwas für unser eigenes christliches Leben lernen können. Josef lässt sich gern von Christus verdrängen, und wir sollten es ihm gleichtun. Damit das gilt, was Johannes der Täufer gesagt hat: "Er muss wachsen, ich aber geringer werden" (Joh 3,30). Oder, wie es Christus selbst sagt: "Wer der Erste sein will, soll der Letzte von allen und der Diener aller sein" (Mk 9,35). So hat es der Heilige Josef uns vorgelebt.

Quelle:
KNA