Eine theologische Betrachtung: Allerheiligen und Allerseelen

Umgeben von den Freunden Gottes

"Wer glaubt, ist nie allein" - dieser Satz von Benedikt XVI. verweist auf die starke und stärkende Gemeinschaft, die glaubende Menschen verbindet, zu Lebzeiten und darüber hinaus. Christlicher Glaube ist ein Gemeinschaftserlebnis.

Autor/in:
Fabian Brand
Volle Kirchenbänke / © CL-Medien (shutterstock)

Gemeinschaftserlebnisse sind wieder möglich: Das ist die Erkenntnis der vergangenen Wochen und Monate. Nach der langen Zeit der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie wurde in diesem Sommer vieles gelockert. Feste konnten wieder groß gefeiert werden, Reisen waren möglich, man durfte wieder in größeren Gruppen zusammenkommen. Gemeinschaft konnte gespürt werden - auch über die Grenzen des eigenen Hausstandes hinaus.

Solche Gemeinschaftserlebnisse sind wichtig, weil der Mensch sein Leben in Gemeinschaft mit anderen lebt und verwirklicht. Menschen sind nicht für die Isolation geschaffen, sondern um mit anderen zusammen zu sein und das Leben zu teilen.

Die Kirche ist eine Gemeinschaft

"Ich glaube an die Gemeinschaft der Heiligen", so sprechen wir Sonntag für Sonntag im Glaubensbekenntnis. Auch die Kirche ist auf Gemeinschaft hin angelegt: Wir versammeln uns, um miteinander Eucharistie zu feiern; wir kommen zusammen, um Kinder zu taufen, Ehen zu schließen, Tote zu betrauern. Der christliche Glaube lebt von der Gemeinschaft, von der Gemeinschaft der Glaubenden, die geeint sind im Bekenntnis zu Jesus Christus. "Ein Christ ist kein Christ", soll der Kirchenvater Tertullian gesagt haben: Christ ist man mit anderen zusammen; die Kirche ist eine Gemeinschaft, in die man durch die Taufe aufgenommen wird.

Die Gemeinschaft der Heiligen, von der wir im Glaubensbekenntnis sprechen, feiern wir besonders am Fest Allerheiligen. Aber eigentlich feiern wir die Heiligen immer: An fast allen Tagen im Jahreslauf denken wir an einen Heiligen, den wir manchmal im Gottesdienst ehren. Und in vielen Kirchen stehen uns die Heiligen in Bildern oder Statuen konkret vor Augen.

All das zeigt immer wieder: Die Gemeinschaft der Kirche ist viel größer als jene Menschen, die sich an einem Ort zum Gottesdienst versammeln. Es gibt nicht nur die Kirche auf Erden, sondern es gibt auch die Kirche im Himmel. "Dort loben Gott auf ewig die verherrlichten Glieder der Kirche, unsere Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind", wie es in der Präfation von Allerheiligen heißt. Die, die schon im Himmel sind, gehören bleibend zu uns; sie sind und bleiben ein Teil unserer Gemeinschaft.

Die Gemeinschaft der Lebenden und Toten

Deswegen denken wir in der Feier der Eucharistie auch an unsere Toten. Deswegen gehören die Feste Allerheiligen und Allerseelen untrennbar zusammen: Zur Gemeinschaft der himmlischen Kirche gehören nicht nur die Heiligen, sondern alle, die gestorben sind im Glauben an die Auferstehung von den Toten. Um ihren Glauben weiß kein anderer als Gott allein. Wie die Heiligen, so gehören alle Toten zur Gemeinschaft der Kirche dazu.

In jeder Eucharistie werden wir daran erinnert: Im Hochgebet werden wir an die irdische Kirche erinnert, wenn wir für den Papst, den Ortsbischof und alle Getauften beten. Aber im Hochgebet kommt auch die himmlische Kirche zum Tragen, denn wir gedenken der Heiligen und beten für unsere Verstorbenen. Wir denken an jene, die mit uns zusammen hier auf Erden Eucharistie gefeiert haben und von denen wir hoffen, dass sie zum Hochzeitsmahl des Lammes im Himmel geladen sind.

Die Freuden Gottes

Unser christlicher Glaube ist ein Gemeinschaftserlebnis: Das rufen uns diese ersten beiden Tage im November in Erinnerung. Es sind Fest- und Gedenktage, die uns zeigen, wie groß die Gemeinschaft ist, in der wir selbst stehen.

Tage, die uns aber auch bewusst machen, dass niemand aus dieser Gemeinschaft herausfällt - auch dann nicht, wenn er gestorben ist. Papst Benedikt XVI. hat dies zu seiner Amtseinführung als Papst im Jahr 2005 auf den Punkt gebracht: "Wer glaubt, ist nie allein - im Leben nicht und auch im Sterben nicht. (...) Wir sind von den Freunden Gottes umgeben, geleitet und geführt."

Das ist der Glaube an die Gemeinschaft der Heiligen, der uns trägt und begleitet. Aber auch der Glaube, dass alle, die gestorben sind, an der Gemeinschaft mit Gott und allen seinen Heiligen teilhaben. Als glaubende Menschen sind wir unterwegs zu dieser Gemeinschaft. Aber wir sind schon heute von dieser Gemeinschaft umgeben, wir werden von ihr begleitet und geführt. Damit wir "freudig dem Ziel unserer Verheißung entgegengehen" (Präfation von Allerheiligen).

Allerheiligen und Allerseelen

Gedenk- und Trauertage im November. Während die römisch-katholische Kirche an Allerheiligen wortwörtlich all ihrer Heiligen gedenkt, ist Allerseelen der Tag, an dem durch Fürbitte und Gebet an die Verstorbenen erinnert wird.

Die Gedenktage am Ende des Kirchenjahres sollen die Menschen trösten, etwa wenn der Verlust eines Angehörigen zu beklagen war. Zugleich rücken die christlichen Trauertage mit ihrer vielfältigen Symbolik die Vergänglichkeit des Lebens und die Allgegenwärtigkeit des Todes in den Mittelpunkt.

Symbolbild Kerzenlicht / © Bobby Stevens Photo (shutterstock)
Symbolbild Kerzenlicht / © Bobby Stevens Photo ( shutterstock )
Quelle:
KNA
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