Eine mobile Kirche im Bauwagen begeistert die Menschen

Mit Glockentürmchen und Sakristei

Eine Kirche im Bauwagen fährt mit ihrem kleinen Glockenturm durch die Gegend. Pastoralrefernt Markus Gehling aus Voerde bietet mit seiner Bauwagenkirche ein besonderes Angebot an. Beim Mitanpacken kommt er mit den Leuten ins Gespräch.

Bauwagenkirche an Erntedank  (privat)
Bauwagenkirche an Erntedank / ( privat )

DOMRADIO.DE: Wie genau sieht denn Ihr Bauwagen aus? 

Markus Gehling (Pastoralreferent aus der Pfarrei St. Peter und Paul in Voerde): Im Grunde sieht er aus wie ein ganz normaler Bauwagen, nur ein bisschen schöner und knallrot. Und mit der Aufschrift "Rollende Kirche". 

DOMRADIO.DE: Aber es gibt auch einen Glockenturm. Ist da wirklich eine Glocke drin, die läutet? 

Gehling: Ja, tatsächlich. Wir hatten hier so einen Messebauer, der in der Corona-Zeit nicht so viel zu tun hatte. Er hat uns ein wunderbares Glockentürmchen gebaut, das wir oben auf den Bauwagen setzen können. Allerdings nicht während der Fahrt, sonst wird er vielleicht mal von irgendeiner Brücke abrasiert… 

Bauwagenkirche - Erntedank an der Emschermündung (privat)
Bauwagenkirche - Erntedank an der Emschermündung / ( privat )

DOMRADIO.DE: Wenn sie irgendwo hingefahren sind, dann bimmeln sie damit ein bisschen klein und zart, oder hat die ordentlich Geräusch? 

Gehling: Die hat schon Wumms. Das hat so ein Hobby-Glockengießer gebaut und tatsächlich steht auch sogar "Sankt Peter und Paul" darauf. Das ist ganz toll gemacht. 

Markus Gehling

"Das ist eine tolle Idee, wenn man so ein Ding hätte, wo alles drin ist."

DOMRADIO.DE: Innen sind bronzene Patronale von Petrus und Paulus und die haben sie sogar in Rom segnen lassen. Wie war das denn? 

Gehling: Das war ein kleiner Gag. Als die Planungsphase war und der Bauwagen schon langsam ausgebaut wurde, haben wir eine Romwallfahrt gemacht und einen Petrus- und Paulus-Patronal mitgenommen nach Rom. Das haben wir dann zu den Gräbern der beiden Apostel getragen und dort dann segnen lassen. Das war ein ganz schöner Gag und hat schon die Leute aus Rom von unserer Wallfahrt sehr verbunden mit diesem Projekt. 

DOMRADIO.DE: Wie sind Sie überhaupt darauf gekommen, auf diese Bauwagenkirche? 

Gehling: Da gab es viele Impulse. Einer davon war, dass wir einen Gottesdienst im Freien gemacht haben. Das war unheimlich viel Arbeit, die ganzen Bänke und was man alles so brauchte, immer herbeizuschleppen. Und dann hat mir mal jemand seinen Anhänger ausgeliehen, wo schon Bänke und Tische und so was drauf waren. Das ist eine tolle Idee, wenn man so ein Ding hätte, wo alles drin ist, was man braucht, ohne alles aus allen Ecken der Gemeinde zusammenzutragen. 

Markus Gehling

"Wir können etwa 100 Leute empfangen und allen einen Tisch anbieten."

Jetzt haben wir alles in diesem Bauwagen drin, was man für einen Gottesdienst braucht oder auch für ein kleines Gemeindefest. Wir können etwa 100 Leute empfangen und allen einen Tisch anbieten. Wir haben ein Altar und eine kleine Sakristei und alles, was man so braucht dafür. Das ist alles da. 

DOMRADIO.DE: Zu welchen Gelegenheiten holen Sie die Bauwagenkirche denn raus? 

Gehling: Bei allem, was im Freien stattfinden sollte. Das ist schon mal ein Weihnachtsmarkt, wo wir mehrere Tage gestanden und dann eine von Kindern gestaltete Krippe aufgebaut haben. Wir haben die Leute angesprochen, auf Weihnachten und den eigentlichen Kern des Festes. 

Wir haben schon Gottesdienste auf dem Rheindeich gefeiert mit der rollenden Kirche. Das sah natürlich wunderbar aus, wenn das schon kilometerweit zu sehen ist. Da steht so ein kleines Kirchlein auf dem Deich, und dann kommen schon mal ein paar Leute aus Neugier vorbei. 

DOMRADIO.DE: Haben Sie sich auch schon mal in eine Fußgängerzone gestellt und dann mal geguckt, was passiert?

Gehling: Das haben wir auch schon mal gemacht, aber noch nicht so oft, wie wir es eigentlich vorhatten. Das ist zumindest ein Plan. Aber da grätschte uns Corona dazwischen. Wir sind jetzt gerade wieder dabei, eine neue Gruppe aufzubauen, die solche Projekte macht. 

Wir haben ganz viele wilde Ideen schon gehabt, zum Beispiel eine Klosterbierverkostung oder so was ähnliches zu machen und dann mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, am frühen Abend irgendwo in einer Fußgängerzone. Daran werden wir in der nächsten Zeit noch ein bisschen tüfteln. 

Markus Gehling

"Die Leute finden das super, dass Kirche mal rausgeht."

DOMRADIO.DE: Ich dachte eigentlich auch an Outdoor-Hochzeiten oder -taufen, die ja auch immer beliebter werden. Sind Sie da schon mal angefordert worden als Kirche? 

Gehling: Den Wunsch gibt es zwar schon mal, nicht unbedingt in Verbindung mit der rollenden Kirche, aber da sind wir zurückhaltend. Das muss halt ein vernünftiges Format haben, sonst kommt jeder auf eine wilde Idee und der arme Pastor läuft nur noch den Ideen hinterher. Aber so in die Richtung zu denken, finde ich gar nicht schlecht. 

DOMRADIO.DE: Was erlebt man mit den Menschen, wenn man da unterwegs ist, in einem ja doch ungewohnten Ambiente? 

Gehling: Eigentlich erlebt man nur Positives. Die Leute finden das super, dass Kirche mal rausgeht. Und die finden auch dieses Projekt schön. Wir haben uns zum Beispiel angewöhnt, dass wir zu einem Gottesdienst auf einem Bauernhof zu Erntedank rausfahren. Und es reicht eigentlich aus, wenn man eine Viertelstunde vorher mit allem ankommt. Die Leute, die schon da sind, sehen sofort, jetzt muss man mit anpacken, wir müssen hier Bänke aufstellen und innerhalb kürzester Zeit ist alles aufgebaut. 

Das ist ein sehr motivierender und schöner Effekt und direkt Werbefläche und Türöffner für Gespräche. Wir machen die Türen auf, die ersten kommen und fragen, was findet denn jetzt hier statt und warum kommen Sie hier hin? Und schon ist man im Gespräch. Das ist super. 

Das Interview führte Heike Sicconi.

Quelle:
DR