Eine Gruppe von Studenten betet im Kölner Dom vor ihrer Rückkehr nach Japan

Die Angst vor der Heimreise

Für eine Gruppe von 80 Japanern war die Natur- und Nuklearkatastrophe in ihrer Heimat bislang so fern wie für den Rest der Welt: Die Studenten der katholischen Sophia-Universität in Tokio waren schon vor dem Erdbeben in Deutschland. Im Kölner Dom kamen sie nun zum Gebet zusammen - am Tag vor ihrem Heimflug ins Ungewisse.

Autor/in:
Michael Borgers
Japaner beten im Kölner Dom (DR)
Japaner beten im Kölner Dom / ( DR )

Andächtiger Gesang in der Marienkapelle des Kölner Doms: Mehr als 80 Japaner feiern Gottesdienst, wo sonst um diese Zeit Touristen Stefan Lochners Dreikönigsalter bewundern. Sie trauern um die Opfer der Tragödie, die sich seit dem 11. März in ihrer Heimat abspielt: dem Tag, an dem die Erde so stark wie nie zuvor bebte und Tausende Menschen beim anschließenden Tsunami ihr Leben verloren.



Auch in den Fürbitten blicken die Studenten der Sophia-Universität nach Japan. Eigentlich waren sie gekommen, um zu feiern:  das Jubiläum der Gründung ihrer Hochschule, vor 100 Jahren folgten Jesuiten damit der Forderung von Papst Pius X. Und sie kamen, um zu danken, sagt Rudolf Salzbacher, Leiter der Diözesanstelle Weltkirche im Erzbistum Köln: "Dank zu sagen für die Hilfe, die von Köln für die Universität über die vielen Jahrzehnte gekommen ist."



Partnerschaft seit 1954

Seit 1954 verbindet die Erzdiözesen Köln und Tokio eine Partnerschaft. Damals begründeten der Kölner Erzbischof Kardinal Josef Frings und sein japanischer Amtsbruder Peter Tatsuo Doi die "Gemeinschaft des Betens und gegenseitigen Sich-Helfens". Es war eine der ersten Bistumspartnerschaften innerhalb der römisch-katholischen Kirche.



So gehörte der heutige Kölner Oberhirte, Joachim Kardinal Meisner, auch zu den Ersten, die nach dem Unglück zum Gebet für Japan aufriefen: "In gläubiger und herzlicher Verbundenheit stehen wir bei den betroffenen Menschen in Tokio und im Katastrophengebiet. Wir schließen sie in unser Gebet ein und ebenso auch alle, die ihnen jetzt zur Hilfe eilen."



Angst vor der Heimreise

Die Studenten aus Japan haben Angst vor der Heimreise. Miyuki Iwase sagt, bislang habe sie per Handy mit ihrer Familie Kontakt aufnehmen können. Selber betroffen von dem Unglück seien sie nicht - noch nicht.



Denn wer wisse schon, wie sich die Situation in den Atomkraftwerken entwickelt? Was, wenn die radioaktive Wolke komme? Miyuki Iwase schüttelt den Kopf. Sie weiß es so wenig wie der Rest ihrer Reisegruppe.