Eine geistliche Betrachtung über Sternschnuppen

Der Sehnsucht auf der Spur

Die gefühlte Unendlichkeit des Himmels - wann kann man sie besser erahnen als draußen in einer sternklaren Sommernacht. Warum nicht in dieser Unendlichkeit auch Gott einmal nachspüren?

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Sternschnuppen über Norddeutschland  / © Daniel Reinhardt (dpa)
Sternschnuppen über Norddeutschland / © Daniel Reinhardt ( dpa )

Was gibt es Schöneres, als in lauen Sommernächten lange draußen zu sitzen und den Himmel zu betrachten? Noch dazu ist von Mitte Juli bis Ende August der Perseiden-Meteorstrom aktiv, so dass man in manchen Nächten - wenn auch jeweils kaum länger als einen Wimpernschlag - bis zu 150 Sternschnuppen pro Stunde sehen kann. Spielen dann die Temperaturen mit und ist der Himmel klar, ist es also die perfekte Zeit, um die Nächte draußen zu verbringen.

Wer eine Sternschnuppe sieht, darf sich etwas wünschen - das weiß wohl jeder. Woher dieser Brauch kommt, ist jedoch nicht belegt. Einige Astronomen gehen davon aus, dass er zurückreicht bis in die Antike, als die Menschen Sternschnuppen und andere Phänomene am Himmel als Botschaften der Götter auffassten. Die spontane Reaktion auf solch eine Nachricht war dann ein Wunsch an die Götter.

Menschen sind nicht der Mittelpunkt

Auch wenn wir wissen, dass Gott für uns immer ansprechbar ist und keine besonderen Zeichen braucht, um uns zu hören - so eine Sternschnuppennacht ist eine gute Gelegenheit, um sich als Mensch einmal neu zu sortieren.

Zum einen kann der Blick in den Nachthimmel und zu seinen Sternen dazu führen, dass man sich selbst im Verhältnis zum gesamten Universum wahrnimmt. Gerade, wenn man all die vielen Lichtpunkte am Firmament sieht und ahnen kann, dass es hinter den sichtbaren Sternen noch unendlich weitergeht, kann einem schnell deutlich werden, dass wir Menschen nicht der Mittelpunkt der Welt und schon gar nicht des Universums sind. Es gibt so viel mehr um uns herum, das wir nicht einmal ahnen können.

Gute Gedanken für das Weltklima

Diese Erkenntnis kann dazu führen, ein bisschen demütiger zu werden und sorgsamer mit all dem umzugehen, was uns umgibt und uns Menschen letztendlich übersteigt. Die scheinbare Unendlichkeit des Sternenhimmels kann aber noch etwas deutlich machen: Wenn all das von Gott geschaffen ist und wir Menschen seine Ebenbilder sind, dann haben auch wir Menschen das Potenzial, wunderbare Dinge zu schaffen - um uns herum auf der Erde und in unserem Maße.

Es kommt hier bei aller Demut auf uns Menschen an, auf jeden einzelnen. Jeder und jede ist Teil der guten Schöpfung, jede und jeder ist Ebenbild des Schöpfers - und damit gefragt und aufgefordert, zu handeln und zu schaffen. Oft genug kann das auch in und mit Worten geschehen, so, wie Gott die Welt erschafft, indem er spricht. Bei uns Menschen mag durch das Wort keine Materie entstehen, aber vielleicht eine gute Atmosphäre. Gute, ausgesprochene Gedanken können nicht nur das menschliche Miteinander fördern; klug formuliert, können sie vielleicht auch immer mehr Menschen dazu bewegen, das Weltklima und die Schöpfung zu bewahren.

Welchen Wunsch habe ich?

Die Sternschnuppen-Nächte können auch dazu anregen, sich über die eigenen Wünsche Gedanken zu machen. Welche Sehnsüchte habe ich jetzt gerade? Welchen Wunsch möchte ich zu den Sternen schicken, weil er mir so am Herzen liegt? Was erscheint im Moment vielleicht auch unerreichbar, so dass man es einfach zum Himmel schicken muss?

Bei dem ein oder anderen Wunsch mag man feststellen, dass man selbst doch einen Einfluss darauf hat, ob er sich erfüllt: dass man schöpferisch tätig werden kann, um ihn zu verwirklichen. Und damit kann man auch selbst einen kleinen Anteil an der schöpferischen Tätigkeit Gottes haben.

In diesem Sinne lohnt es sich, auch ohne Perseiden-Meteorstrom, immer wieder einmal in den Nachthimmel zu schauen und sich von der Weite des Universums, das von Gott gehalten und geliebt wird, inspirieren zu lassen.


Quelle:
KNA