Eine aktuelle Studie geht von einem Wandel in der Gesellschaft aus

Die Krise macht Werte

Führt die Wirtschaftskrise zu einem Wertewandel? Ja, sagt eine neue Studie. Demnach entdecken die Deutschen den Wert persönlicher Beziehungen und Freundschaften, die Solidarität zwischen Alt und Jung und die Integration von Ausländern neu. Den Verantwortlichen in der Wirtschaft traut die Bevölkerung allerdings nicht zu, entsprechende Konsequenzen zu ziehen.

 (DR)

Sie seien für viele Menschen wichtiger geworden als vorher, ergab eine am Dienstag in Gütersloh vorgestellte TNS-Emnid-Umfrage im Auftrag der Bertelsmann-Stiftung. Auch die Suche nach Sinn und das ökologische Bewusstsein würden intensiver. Allerdings bezweifelten die meisten der bundesweit rund 1.000 Befragten, dass die Krise den sozialen Zusammenhalt tatsächlich befördern und die Wirtschaft umdenken wird, hieß es.

Für jeden vierten Bundesbürger gewann den Angaben nach in den vergangenen Monaten die Rolle der Familie, der Kinder oder die Beziehung zu den Eltern an Stellenwert. Fast jeder Vierte stelle die Frage seines Lebenssinns und seiner persönlichen Orientierung neu.

Gleichzeitig habe aber auch materielle Sicherheit an Bedeutung gewonnen, hieß es. Mehr als ein Drittel der befragten Bundesbürger (35 Prozent) gab demnach an, dass für sie durch die Krise Einkommen, Sicherheit und Wohlstand wichtiger geworden sind. Das gelte vor allem für die unter 40-Jährigen, Einkommensschwache sowie für größere Familien.

Wunsch nach mehr Zusammenhalt
Als Konsequenz auf die Krise wünschten sich mit 85 Prozent eine deutliche Mehrheit der Befragten einen stärkeren gesellschaftlichen Zusammenhalt zwischen den Generationen, hieß es weiter. Nach Meinung von 83 Prozent sollte der Ausgleich zwischen Arm und Reich mehr befördert werden. 57 Prozent meinten, als Konsequenz auf die Wirtschaftskrise sollten ausländische Mitbürger besser integriert werden, weil es auch für den gemeinsamen Wohlstand von Bedeutung sei.

Gleichzeitig ist die Mehrheit der Bundesbürger (53 Prozent) der Studie zufolge skeptisch, dass die Wirtschaftskrise zu einem neuen Wertewandel vor allem bei den Unternehmen führen wird. Nur jeder Dritte (37 Prozent) glaubt demnach, dass sich die Wirtschaft zukünftig mehr an langfristiger Wohlstandssicherung statt an kurzfristigem Gewinnstreben orientieren wird. Die Skepsis sei dabei unter den Personen mit höherer Schulbildung am stärksten ausgeprägt, hieß es.

Lediglich 38 Prozent der Befragten glaubten, dass Unternehmen verantwortlicher mit ihren Mitarbeitern und Fachkräften umgehen. Beim Thema Ökologie sehen dagegen viele Deutsche eine generelle Neuorientierung zu mehr Nachhaltigkeit. So glaubt mit 49 Prozent fast jeder Zweite, dass durch die Krise die Gesellschaft besser als bisher auf die Umwelt achten oder mit Energie und Rohstoffen haushalten wird, hieß es.