Einarmiges Kruzifix in der Berchtesgadener Stiftskirche

Erlöser mit nur einem Arm

Eine jahrhundertealte Christusdarstellung war vor einigen Jahren nur durch Zufall auf dem Dachboden gefunden worden. Nach der Restauration ist der Erlöser mit nur einem Arm nun in der Stiftskirche von Berchtesgaden zu sehen.

Stiftskirche in Berchtesgaden / © canadastock (shutterstock)
Stiftskirche in Berchtesgaden / © canadastock ( shutterstock )

Ein ganz besonderes Kreuz begleitet in diesem Jahr die Gläubigen in der Stiftskirche Berchtesgaden durch die Fastenzeit. Es zeigt eine mittelalterliche Christusfigur aus Holz mit nur einem Arm, wie die Erzdiözese München und Freising auf ihrer Internetseite berichtet. Entdeckt worden sei diese durch Zufall 2015 auf dem Dachboden über der Oberen Sakristei des Gotteshauses. Dort müsse sie über Jahrzehnte zusammen mit einem losen rechten Arm sowie einem Nimbus aus Metall und Eisennägeln gelegen haben. Der wohl gewaltsam samt Schultergelenk ausgerissene linke Arm sei nicht mehr auffindbar gewesen. Ebenso fehlten Teile an den Fingern und Füßen.

Zufallsfund auf dem Dachboden

Um sämtliche Kunstwerke der Kirche für die Erzdiözese in einer Inventarliste zu erfassen, war die Kunsthistorikerin Natalie Glas auch auf den Dachboden gestiegen, wie es heißt. Dafür habe sie über einen begehbaren Holzschrank und eine wackelige Leiter mit fehlenden Sprossen klettern sowie am Ende noch durch eine enge Luke schlüpfen müssen. Bei dem Fund dürfte es sich um einen eher seltenen Kruzifixus aus dem Mittelalter mit beweglichen Armen handeln. Dieser sei einst am Karfreitag am Kreuz verehrt, vom Kreuz abgenommen und - eingebettet in eine liturgische Dramaturgie mit Gebeten, Gesängen und Weihrauch und Kerzenlicht - zur Ruhe ins Grab gelegt worden.

Eines der frühesten Kunstwerke seiner Art

Weltweit sind laut Mitteilung rund 140 solche Gekreuzigten-Figuren mit bewegbaren Armen bekannt. Den Berchtesgadener Fund mache sein Alter so besonders. Mit der Datierung zwischen 1360 und 1380 gehöre er zu den frühesten Kunstwerken dieses Typus, der erstmals um 1300 in Florenz nachgewiesen worden sei. Über die vergangenen Jahre sei nun der 1,30 Meter große Kruzifixus restauriert worden. Zum diesjährigen Karfreitagsgottesdienst erscheint eine neue Info-Broschüre, wie es heißt. Nach Ostern solle der Gekreuzigte dann in einem kleinen Andachtsraum im Turmbereich seinen Platz finden.

Quelle:
KNA