Vor 150 Jahren wurde Georges Darboy hingerichtet

Ein unbequemer Erzbischof

Am 24. Mai 1871 wurde der Pariser Erzbischof Georges Darboy von aufständischen Kommunarden erschossen. Er stand für eine Kirche, die gegen die linke "Pariser Kommune" war. Er selbst stellte sich aber auch gegen den Papst.  

Französische Fahne / © Rick Hawkins (shutterstock)

Nach seiner Rückkehr vom Ersten Vatikanischen Konzil - wo sich der Pariser Erzbischof klar gegen eine Dogmatisierung der päpstlichen Unfehlbarkeit und also gegen Papst Pius IX. positioniert hatte - im Sommer 1870 blieb Georges Darboy sowohl während der deutschen Belagerung im Deutsch-Französischen Krieg als auch nach dem Aufstand der "Kommune" Mitte März 1871 in der Stadt. 

Die Kirche stand in der revolutionären Auseinandersetzung um Paris im bürgerlich-konservativen Lager der französischen Übergangsregierung und gegen die linke "Pariser Kommune".

Anfang April wurde Darboy, ein Günstling von Kaiser Napoleon III., als Geisel zum Austausch gegen gefangene Kommunarden genommen. Am Ende des "blutigen Mai" schließlich, als von außen Regierungstruppen auf eine Rückeroberung der Stadt drängten, wurde er am Abend des 24. gemeinsam mit dem Leiter des Kassationsgerichtshofs sowie vier weiteren Geistlichen im Hof seines Gefängnisses durch Erschießen hingerichtet.

Papst Pius IX. verweigerte dem Bischof die Kardinalswürde

Am 28. Mai wurden umgekehrt die letzten 147 Kommunarden auf dem Friedhof Pere Lachaise standrechtlich erschossen. Die Bilanz der zweieinhalbmonatigen Auseinandersetzungen: zwischen 7.000 und 30.000 Tote, Zehntausende Verhaftete; zahlreiche "verdächtige Häuser" und öffentliche Gebäude wie Rathaus und Palais Royal wurden niedergebrannt.

Darboy war von gallikanischer, also nationalkirchlicher statt ultramontan-römischer Haltung. Papst Pius IX. weigerte sich hartnäckig, dem vom Pariser Hof geförderten Bischof der Hauptstadt die sonst übliche Kardinalswürde zu verleihen.

1813 in der Nähe von Langres in eine Familie von Gewürzhändlern geboren, wurde Darboy dort 1836 zum Priester geweiht. 1845 ging er nach Paris zu Erzbischof Denis Affre. 1859 wurde er Bischof von Nancy und im Januar 1863 per kaiserliches Dekret Erzbischof von Paris, später Großalmosenier des Kaisers, 1864 Senator und Mitglied des öffentlichen Unterrichtsrates.

 

Quelle:
KNA
Mehr zum Thema