Ein Treffen von Papst und Moskauer Patriarch bleibt unwahrscheinlich

Ein Streit und andere Hindernisse

Seit fast 1000 Jahren sind sich nicht mehr ein Papst und ein Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche begegnet. Und es sieht nicht so aus, als würde sich daran bald etwas ändern. Patriarch Kyrill I. lehnt ein Treffen mit Benedikt XVI. weiterhin ab - und kritisiert Rom.

 (DR)

Ein solches Treffen sei erst dann sinnvoll, wenn es Fortschritte in der Beilegung bestehender Konflikte oder zumindest stärkere Bemühungen darum gebe, sagte Kyrill I. nach Mitteilung des Moskauer Patriarchates (Sonntagabend) in einem Interview. Der Streit in der Westukraine zwischen der orthodoxen und der mit Rom unierten griechisch-katholischen Kirche um Sakralbauten sei aber weiter ungelöst.



Der Patriarch sagte, Benedikt XVI. habe zwar Verständnis für das Anliegen der orthodoxen Kirche geäußert. Auf den Vorschlag, erneut eine gemeinsame Kommission für Probleme in der Westukraine einzusetzen, habe die katholische Seite allerdings "sehr kühl" reagiert, kritisierte Kyrill I.



Die Orthodoxen werfen den Unierten vor, sie hätten ihnen nach der politischen Wende vor 20 Jahren widerrechtlich Kirchengebäude entzogen. Die Unierten weisen dies zurück; sie hätten bei der Wiederzulassung ihrer Kirche lediglich Gotteshäuser zurückbekommen, die ihr 1946 weggenommen worden seien. Der Streit zählt seit Jahren zu den Haupthindernissen für eine Begegnung von Papst und Patriarch.



Kritik an den Medien

Kyrill I. bedauerte, dass die Medien in einem möglichen Spitzentreffen ausschließlich eine Sensation sähen. Er wolle jedoch nicht, dass die Begegnung darauf reduziert werde. Ziel sei eine bessere Atmosphäre zwischen beiden Kirchen.



Der Moskauer Patriarch warb für eine enge Zusammenarbeit von Katholiken und Orthodoxen bei der Verteidigung christlicher Werte sowie gegen Diskriminierung. Er betonte, die Beziehungen zwischen der orthodoxen und der katholischen Kirche hätten sich in Russland in den vergangenen zehn Jahren "merklich verbessert". Eine katholische Abwerbung orthodoxer Gläubiger sei mittlerweile kein akutes Problem mehr wie noch in den 90er Jahren.



Seit der Kirchenspaltung von 1054 hat es keine Begegnung eines Papstes mit einem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gegeben. Damals kam es in Konstantinopel zum Schisma zwischen Rom und der Orthodoxie und damit zur bis heute andauernden Trennung von West- und Ostkirche.