Sonderausstellung zum Heiligen Heribert im Jubiläumsjahr

"Ein sehr großes Vorbild"

Die Kölner Domschatzkammer und St. Heribert zeigen vom 26. August bis zum 14. November die gemeinsame Ausstellung "Gerechtigkeit. Macht. Frieden. 1000 Jahre Heribert von Köln". Stadtdechant Kleine blickt auf den Heiligen und die Ausstellung.

Schrein in der Kölner Kirche St. Heribert / © Ina Rottscheidt (DR)
Schrein in der Kölner Kirche St. Heribert / © Ina Rottscheidt ( DR )

DOMRADIO.DE: Was hat Sie im Blick auf den Heiligen Heribert besonders berührt?

Msgr. Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Das sind zwei Dinge. Das allererste ist sein karitatives Handeln. Wir müssen uns vorstellen, wir reden vom Mittelalter. Da gab es große Nöte, Hungersnöte. Und er hat sozusagen systematisch dafür gesorgt, dass die Gemeinden und Geistlichen Geld bekamen und dass den Armen, den Notleidenden, geholfen wurde. Das gehört ja zum Grundauftrag: Liebe deinen Nächsten. Da hat ein Bischof dafür gesorgt, dass das möglich ist in einer total schwierigen Zeit. Ein sehr großes Vorbild.

Das zweite ist natürlich, dass er die Stadt und das spirituelle Leben entwickelt hat. Er hat die Benediktiner geholt. Er hat auf der anderen Rheinseite, wo einmal das römische Kastell war, eine Abtei gegründet. Dann ist Deutz entstanden mit den anderen Stadtteilen und er war sozusagen ein Brückenbauer zwischen dem Linksrheinischen und der "Schäl Sick", dem Rechtsrheinischen. Ein solcher Brückenbauer zu sein, ist ja eigentlich der Auftrag von Kirche, von Bischof, von Politikern. Das alles war er, nämlich eine Brücke zu den Menschen, damit Menschen miteinander gut leben können.

Ich kann nur jedem raten, sich mit diesem bedeutenden Menschen zu beschäftigen, der Politiker und auch ein Mächtiger war, der Bischof war – aber vor allem auch ein sehr spiritueller Mensch.

DOMRADIO.DE: Es ist sehr viel zusammengetragen worden für diese Ausstellungen, die in der Domschatzkammer und in St. Heribert stattfinden. Man merkt, die Verehrung trug sich über ein Jahrtausend wirklich durch diese Stadt. Was hat es mit dem Petrusstab in der Ausstellung auf sich?

Kleine: Der Petrusstab war damals ein Zeichen: Wenn ein neuer Erzbischof von Köln ernannt war, dann bekam er noch einmal vom weltlichen Herrscher diesen Stab überreicht. Es war also wirklich eine Machtinsignie. Das war lange Zeit so. Es war eine Reliquie, die aus Rom kam, dann im Kölner Besitz war und ist. Als der letzte Erzbischof Kardinal Meisner seinem gewählten Nachfolger Kardinal Woelki diesen Stab überreicht hat, war das auch ein sehr schönes Zeichen für eine Kontinuität.

Aber vor allem geht es um die Verbindung mit dem Bischof von Rom. In dessen Auftrag ist jeder Bischof unterwegs. Der Stab war bis zu den Reliquien der Heiligen Drei Könige, also bis 1164, die wichtigste Reliquie, die wir in Köln hatten.

DOMRADIO.DE: Sie sprachen gerade an, dass der Heilige Heribert karitativ besonders unterwegs war. Es gibt zu der Ausstellung einen kleinen Katalog, und da sind Sie auch karitativ unterwegs. Was haben Sie da vor?

Kleine: Wir haben einen Katalog, der eigentlich 14,99 Euro kostet, aber bis Ende des Jahres kostet er nur 9,99 Euro. Und wir haben gesagt: Wir wollen keinen Gewinn machen. Fünf Euro pro verkauftem Katalog gehen an die Fluthilfe der Caritas, sodass man also etwas Gutes tut und eigentlich nur für 4,90 Euro ein wunderbares Buch über einen bedeutenden Kölner Bischof und Politiker in Händen hält.

DOMRADIO.DE: Sie haben eine besondere Leihgabe aus dem Museum Schnütgen bekommen: den Kamm des Heiligen Heribert. Was hat es damit auf sich?

Kleine: Das klingt etwas seltsam. Der Kamm des Heiligen Heribert war nicht etwa ein Gebrauchsgegenstand. Da streitet man sich auch etwas: Es war entweder ein liturgisches Objekt oder ein Reichsinsignium, also ein Machtinsignium, das dann ein Herrscher bekam. Auf jeden Fall ist es aus Elfenbein, ein sehr filigranes Stück, das der Überlieferung nach dem Heiligen Heribert gehörte und von ihm wahrscheinlich genutzt wurde, also über 1.000 Jahre alt ist. Das Museum Schnütgen hat dieses Stück dankenswerterweise an die Domschatzkammer ausgeliehen.

Das Interview führte Alexander Foxius.


Domdechant Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domdechant Robert Kleine / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Heribert-Schrein in Köln-Deutz / © Alexander Foxius (DR)
Heribert-Schrein in Köln-Deutz / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR