Köln zeigt Doppelausstellung

1000 Jahre heiliger Heribert

Kanzler des Kaisers, Sozialreformer, Mitschüler des Papstes - und Heiliger. Der Wormser Adlige Heribert bewegte sich im Geflecht von Kaisertum, Kirchenreform und Reichsitalien. Als Erzbischof von Köln erlangte Heribert bis heute Berühmtheit.

St. Heribert in Deutz / © Laura Leßmann (Erzbistum Köln)

Wer vom Kölner Dom entlang der Deutzer Brücke hinüber auf das rechte Rheinufer schaut, dessen Auge bleibt an den Türmen von Sankt Heribert hängen, dem letzten Ruheort des Heiligen und Klostergründers Heribert. Vor 1.000 Jahren ist er gestorben - und erhält eine hochrangige Doppelausstellung.

Um ein Kölner Heiliger zu werden, kann man tatsächlich auch aus Worms stammen. Heriberts Vater Hugo schickt den um 970 geborenen Sohn an die örtliche Domschule, wo er mutmaßlich "Mitschüler" eines späteren Papstes ist: Bruno von Kärnten, Gregor V. (996-999), einer der jüngsten Päpste und auch als erster "deutscher" Papst der Geschichte bezeichnet.

Von Worms nach Rom

Später kreuzen sich ihre Wege nicht mehr - knapp. Heribert beendet seine Ausbildung im Reformkloster Gorze in Lothringen. Bruno zieht als junger Hofkaplan mit seinem Verwandten, dem noch jüngeren König Otto III., nach Rom und kommt dort zu allerhöchsten Ehren - und zu einem sehr frühen Tod, im Februar 999, wohl an Malaria.

Bald zieht auch Heribert nach Rom; ebenfalls mit Otto III., als dessen Kanzler für Reichsitalien. Das ambitionierte Programm: eine "Renovatio Imperii", also christliche Erneuerung des Reiches.

Unterdessen aber kann sich in Köln das Domkapitel nicht auf einen neuen Erzbischof einigen - bis einer der Wahlmänner den Kanzler des Kaisers vorschlägt, Heribert.

Über diese Chance für einen seiner Gefolgsmänner ist auch Otto III.erfreut - und setzt ihn im Juli 999 in Rom als neuen Kölner Erzbischof ein, mit Hilfe des neuen Papstes Silvester II. (Gerbert von Aurillac). Seinen "Schulfreund" Bruno hatte Heribert knapp «verpasst». Angeblich barfuß zieht der neue Erzbischof demütig in Köln ein - sein allererster Kontakt mit der damals wichtigsten Stadt am Rhein.

Barfuß nach Köln

Unterdessen gerät in Rom der Kaiser unter Druck, muss 1001 fliehen - und stirbt mit nur 21 Jahren auf einer Burg nahe Rom. Dem neuen Kölner Erzbischof nimmt er noch das Versprechen ab, für sein Seelenheil ein Benediktinerkloster zu gründen.

Heribert übernimmt es, die Leiche des Kaisers und die Reichsinsignien über die Alpen zurück nach Aachen zu bringen. In Polling am Ammersee kommt es zum Affront: Bayernherzog Heinrich nimmt ihm die Reichsinsignien ab, steckt ihn in Haft - und lässt sich 1002 als Heinrich II. mit den Insignien zum König krönen. Heriberts reichspolitische Karriere ist zuende.

Wohl schon 1002 beginnen die Kölner auf dem Gelände des ehemaligen Römerkastells in Deutz mit dem Bau eines Marienklosters, das sich vor allem dem Gebetsgedenken an Kaiser Otto III. widmet. Später wird die Abtei Deutz nach ihrem Gründer in Sankt Heribert umbenannt, der dort auch beigesetzt ist.

Doppelausstellung "Gerechtigkeit - Macht - Frieden"

Zu seinem 1.000. Todestag zeigen die Pfarrei Sankt Heribert und die Kölner Domschatzkammer ab Mittwoch eine hochrangige Doppelausstellung unter dem Motto "Gerechtigkeit - Macht - Frieden". Bis 14. November sind dort die bedeutendsten und nur selten gezeigten Objekte aus der Zeit und der Wirkungsgeschichte Heriberts zu sehen. Zu den wichtigsten Exponaten zählen der mittelalterliche Heribertschrein, ein herausragendes Zeugnis der rheinischen Goldschmiedekunst des 12. Jahrhunderts, sowie sein Pallium aus der Abtei Siegburg.

Der Kölner Stadtdechant Robert Kleine nannte Heribert zum Auftakt der Ausstellung "einen der herausragenden Bischöfe in der Geschichte des Erzbistums". Er habe "Maßstäbe in der sozial-karitativen Arbeit gesetzt" und in den großen Hungersnöten um 1005/1006 systematisch dafür gesorgt, dass den Armen geholfen wurde.

Ein begehbares Gerüst erlaubt den Blick auf Details des Heribertschreins, die Besuchern sonst verborgen bleiben. Überhaupt ist der Deutzer Schatz aus der Zeit um 1000 nur selten zugänglich. Insgesamt handele es sich um "einige der wunderbarsten Objekte des frühen Mittelalters, die sich überhaupt erhalten haben", so die Konservatorin des Erzbistums, Anna Pawlik.

Der Historiker Heribert Müller ist Autor des Buches zum Heribert-Jubiläum und zur Ausstellung. Die Organisatoren verbinden den Jahrestag des "Sozialbischofs" mit einer Spendenaktion für die Flutopfer im Ahrtal, in der Eifel und anderen Landesteilen. Vom Preis der Publikation sind pro Exemplar fünf Euro für die Hilfen der Caritas bestimmt.

Alexander Brüggemann


Heribert-Schrein in Köln-Deutz / © Alexander Foxius (DR)
Heribert-Schrein in Köln-Deutz / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
KNA