Kölner Rhetorikprofessor weist Mosebachs Papst-Kritik zurück

"Ein Schnauzbart macht noch keinen Massenmörder"

Folgt Papst Franziskus den "Ritualen der modernen Diktatoren"? Diese These stellte der Schriftsteller Martin Mosebach in der Herder Korrespondenz auf. Dem entgegen stellt sich der emeritierte Kölner Germanistikprofessor Karl-Heinz Göttert.

Papst Franziskus während der Audienz auf dem Petersplatz  / © Cristian Gennari (KNA)
Papst Franziskus während der Audienz auf dem Petersplatz / © Cristian Gennari ( KNA )

Der emeritierte Kölner Germanistikprofessor Karl-Heinz Göttert hat Kritik des Schriftstellers Martin Mosebach an Papst Franziskus zurückgewiesen. Mosebach hatte die öffentlichen Auftritte des Kirchenoberhaupts indirekt mit denen von Stalin und Hitler verglichen.

Offenbar gehe es Mosebach um das Brechen von Tabus und öffentliche Aufmerksamkeit, so Göttert.

"Nicht von Stilmittel auf Charakter schließen"

"Ein Schnauzbart macht noch keinen Massenmörder", schreibt Göttert am Donnerstag in der "Welt". Auch ein Auftritt in einem Fußballstadion mache nicht zum Diktator.

Man könne Aussagen oder das Auftreten von Franziskus kritisieren, aber "man kann nicht von der Verwendung eines Stilmittels auf Charakter, Gesinnung oder sonst was schließen. Und schon gar nicht auf eine Nähe zu Hitler oder Stalin", schreibt der Rhetorik-Experte.

Mosebach hatte der "Herder-Korrespondenz" gesagt, in früheren Zeiten sei das päpstliche Auftreten altmodisch und "rührend in seiner Gestrigkeit" gewesen.

Aber die "starken Männer der Moderne, ein Stalin, ein Hitler, haben ganz andere Stilmittel gebraucht, um sich ins rechte Licht zu setzen, und so hält es auch der heutige Papst".

Wenn er sich Kranken, Behinderten oder Kindern zuwende, folge er den Ritualen der modernen Diktatoren.

Mosebach habe Papst "nicht mit Stalin und Hitler in einen Topf geworfen"

Göttert betonte, Mosebach habe Franziskus sicher nicht mit Stalin und Hitler in einen Topf geworfen, sondern Stilmittel miteinander verglichen. "Aber er nimmt billigend in Kauf, dass mindestens flüchtige Leser genau dies tun."

Dahinter stecke offenbar Mosebachs Wunsch nach Aufmerksamkeit: "Brich Tabus, wenn Du mit Fakten nicht durchkommst."

Büchner-Preisträger Mosebach hat sich mehrfach als Franziskus-Kritiker profiliert und etwa die Abschaffung der lateinischen Messe als einen Grundfehler der Kirche kritisiert.


Die referenzierte Medienquelle fehlt und muss neu eingebettet werden.

Martin Mosebach (dpa)
Martin Mosebach / ( dpa )
Quelle:
KNA