Sachsen bereitet sich vor auf die Corona-Weihnacht

"Ein mulmiges Gefühl"

Deutschland vermeldet knapp Tausend Corona-Tote an einem Tag. Besonders dramatisch ist die Lage in Teilen Sachsens, wo die Inzidenz bei über 600 liegt. Das Bistum Dresden-Meißen bereitet sich auf eine Weihnacht im Krisenmodus vor. 

Skulpturen an der Katholischen Hofkirche in Dresden / © Iryna Shpulak (shutterstock)
Skulpturen an der Katholischen Hofkirche in Dresden / © Iryna Shpulak ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie wohl ist es Ihnen bei dieser Situation in Sachsen gerade?

Samuel-Kim Schwope (Leiter des Corona-Krisenstabs im Bistum Dresden-Meißen): In Sachsen, muss man ganz ehrlich sagen, ist es ein bisschen ein mulmiges Gefühl. Das Gesamtsystem, die Gesundheitsversorgung in den Krankenhäusern, wird das alles so funktionieren? Da merken wir, dass die Lage ernst ist. Wir haben uns auch in den letzten Tagen noch einmal mit den ärztlichen Direktoren der katholischen Krankenhäuser verständigt. Da merkt man, die Lage ist wirklich angespannt, aber wir sind noch vor dem Katastrophenfall und das schenkt ein bisschen Zuversicht, so ernst die Situation auch ist.

DOMRADIO.DE: In den vergangenen Tagen kamen nach und nach aus Gemeinden im Erzbistum Köln die Nachrichten, dass Christmetten und Weihnachtsgottesdienste nicht stattfinden werden. Auch die Sternsinger werden nicht losziehen. Was raten Sie Ihren Gemeinden im Bistum Dresden-Meißen?

Schwope: Der Bischof hat noch vor dem Wochenende aufgerufen, die Pfarreien und die Gläubigen in der Entscheidung, wie sie Weihnachten Gottesdienste feiern wollen, zu sensibilisieren. Also zu sagen: Vor Ort beim Einzelnen liegt die Verantwortung, wie sie mit dieser Entscheidung umgehen. Gehe ich, weil es mir ein ganz besonderes Bedürfnis ist, weil ich Weihnachten gar nicht anders kann, als präsent Gottesdienst zu feiern? Oder sehe ich für mich auch die Möglichkeit, zu Hause mit der Familie am Esstisch vor der Krippe oder übers Fernsehen einen Gottesdienst zu feiern? Diese Verantwortung sollten wir als mündige Christen wahrnehmen. Da haben wir versucht zu sensibilisieren.

DOMRADIO.DE: Wenn manche keinen Gottesdienst anbieten, aber andere schon, wird es dann nicht besonders eng? Oder sehen Sie da keine Gefahr?

Schwope: Das ist natürlich wirklich eine große Schwierigkeit. Deshalb haben wir auch bewusst keinen Aufruf gestartet, dass die Pfarreien vor Ort überlegen sollten, zu schließen oder die Gottesdienste abzusagen, sondern eigentlich den Status quo zu halten. Gottesdienste, Andachten, verschiedene Formate, alles, was vorbereitet wurde, offen zu halten und damit die, die kommen wollen und müssen, vor Ort was vorfinden und kein, ich sage mal, Mess-Tourismus einsetzt und die Leute dann noch Heiligabend von Ort A nach B fahren, um irgendwo an einem Gottesdienst oder einer Christmette teilzunehmen. Eher mit Blick auf den Infektionsschutz vor Ort mit den üblichen und eingespielten Maßnahmen.

DOMRADIO.DE: Wie verteidigen Sie Gottesdienstangebote gegenüber kritischen Nachfragen? Weihnachtskonzerte finden nicht statt, meine Weihnachtsfeier hat nicht stattgefunden, warum geht aber Kirche?

Schwope: Das ist natürlich ein sensibler Punkt, weil ich auch denke, dass Kultur und die Dinge, die ja auch zum gesellschaftlichen Leben beitragen, ganz wesentliche und elementare Dinge sind, die den Zusammenhalt auch von Menschen und Kultur prägen. Gottesdienste und Kirche spielen dann da auch eine Rolle.

Ich denke aber, dass die religiöse Dimension schon auch eine existenzielle und auch besonders geschützte Ebene des Menschseins ist. Deswegen finde ich es gut, dass die Verantwortung auch den Religionsgemeinschaften überlassen worden ist, zu sagen, wie Weihnachten gefeiert werden kann.

Das Gespräch führte Tobias Fricke.


Quelle:
DR