Ein Münchner Schneider hat bei Erzbischof Marx Maß genommen

Des Kardinals neue Kleider

Bereits in der dritten Generation fertigt das Geschäft "Willi Fischer" im Schatten des Münchner Doms Kleidung für Kleriker. Nun bestellte das Sekretariat von Erzbischof Reinhard Marx zwei Kardinalstalare. Bis zum Konsistorium am 20. November (live auf domradio.de) muss geliefert werden.

Autor/in:
Barbara Just
Des Kardinals neue Kleider: Schneider Robert Häberle (KNA)
Des Kardinals neue Kleider: Schneider Robert Häberle / ( KNA )

Der Anruf kam überraschend. Das Sekretariat von Erzbischof Reinhard Marx war am Apparat und bestellte zwei Kardinalstalare. "Ob dies in der kurzen Zeit bis zum Konsistorium Mitte November machbar sei?" Für Schneidermeister Robert Häberle keine Frage - die Freude über den Auftrag war riesig, "so dass ich natürlich sofort zugesagt habe". Auch wenn für einen Talar gut 40 Stunden Arbeitszeit anfallen.



Deutschlandweit gibt es nicht mehr viele, die sich auf dieses Handwerk verstehen. Das mag mit ein Grund gewesen sein, dass sich Marx schon 1996 an den Schneider wandte, als er Weihbischof in Paderborn wurde. Seither bezieht er seine weltliche Dienstkleidung aus dem Laden.



Bei einer solch guten Geschäftsbeziehung versteht es sich von selbst, dass Häberle persönlich am Amtssitz des Erzbischofs im Schwabinger Schloss Suresnes anrückte, um Maß zu nehmen für die neue Garderobe. Anfang November war das erste Outfit in der Grundfarbe Schwarz mit den charakteristischen roten Knöpfen bereits geliefert. "Ich hatte schon den Eindruck, dass es Erzbischof Marx gefallen hat", lässt sich Häberle auf Nachfrage entlocken.



Im Atelier rattern indes die beiden soliden Pfaff-Nähmaschinen weiter. Während auf den Kleiderständern der klassischen Herrenschneiderei Braun-, Blau- und Schwarz-Töne überwiegen, stechen dem Besucher als erstes die roten Socken auf dem Tisch ins Auge. Laut Protokoll muss sie Marx beim Konsistorium tragen.



Farblich passend dazu kommt der noch nicht ganz fertige rote Talar, der bisher die Schneiderpuppe schmückt. "Den weichen Wollstoff haben wir aus Rom liefern lassen", sagt Häberle. Aus der Ewigen Stadt kommt auch die schillernde Moiree-Seide mit dem Flammenmuster, die für das Cingulum, den breiten Gürtel, verwendet wird.



Mit seinem Mitarbeiter Christian Schrank (51) ist der 49-jährige Schneidermeister dabei, letzte Hand an das Gewand zu legen. Das ist wörtlich zu verstehen, denn die vorgeschriebenen 33 Knöpfe, die an die Lebensjahre Jesu Christi erinnern, werden alle mit der Hand aufgenäht. "Bis zu zwei Stunden dauert das, aber so wird es einfach sauberer", betont Häberle.



Kollege Schrank hat sich inzwischen auf den Tisch gesetzt: "Kordelieren" ist angesagt, und so näht er Stich für Stich, fein säuberlich und mit Geduld die rote Kordel als Abschluss an den Ärmelaufschlag. Hat diese Arbeit für ihn was Meditatives? - "So könnte man es auch sagen", lacht Schrank.



Für Häberle ist es persönlich das erste Kardinalsgewand, dass er fertigt. Sein Vater dagegen, von dem er das Geschäft übernommen hat, stattete schon Joseph Ratzinger aus, als dieser 1977 als Münchner Erzbischof ebenfalls zum Kardinal erhoben wurde. Nach seinem Wechsel nach Rom 1982 zur Glaubenskongregation riss die Geschäftsbeziehung nicht ab. "Ratzingers Schwester Maria bestellte danach bei uns immer wieder mal Kollar-Hemden für ihren Bruder, weil ihm unsere wohl besser als die römischen passten", erinnert sich Häberle.



Dann greift der Schneider wieder zu Kreide und Maßband, um für das Cingulum die richtige Breite für die verstärkende Inneneinlage anzuzeichnen. Noch ist einiges zu tun. Die Mozetta, eine Art Cape, muss fertig werden. Auch die Kopfbedeckungen - ein Birett und die Scheitelkappe - die Häberle außer Haus fertigen lässt - sind noch nicht da.



Wie teuer die Ausstattung kommt, darüber spricht man nicht. Auf der Homepage des Betriebs ist jedoch die Scheitelkappe "Soli Deo" abgebildet. Die einfache Ausführung ist für 49,50 Euro zu haben, die in "Kardinalsrot, außen reine Seide, innen mit Rehleder gefüttert" für 66,50 Euro. Es bleibt Geschäftsgeheimnis, mit welcher Kappe Marx am 20. November in Rom sein Haupt bedecken wird.