Kirche in Castrop-Rauxel wird zum Impfzentrum

Ein etwas anderer Dienst am Menschen

Ob Impfzentrum, Hausarzt oder mobile Stationen: Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Orten, die eine Corona-Schutzimpfung anbieten. Dass dies nun auch in einer katholischen Kirche in Castrop-Rauxel passiert, ist dagegen neu. Wie kam es dazu?

In der katholischen Kirche St. Antonius in Castrop-Rauxel impfen Ärzte / © Federico Gambarini (dpa)
In der katholischen Kirche St. Antonius in Castrop-Rauxel impfen Ärzte / © Federico Gambarini ( dpa )

DOMRADIO.DE: "Können wir die St.-Antonius-Kirche als Impfzentrum nutzen", hat eine Arztpraxis Sie gefragt. Wie haben Sie reagiert?

Bernhard Dlugosch (Pfarrer der Pfarrei Corpus Christi in Castrop-Rauxel): Ich habe zunächst gesagt, wir könnten auch gerne das Gemeindezentrum nutzen, weil dort auch große Räume sind. Aber nach einem kurzen Gespräch haben die Ärzte gesagt, dass ihnen die Kirche lieber wäre. Und dann haben wir das im Gemeinderat besprochen und später auch im Kirchenvorstand und dem zugestimmt.

DOMRADIO.DE: Warum haben Sie nach kurzer Bedenkzeit zugestimmt?

Dlugosch: Weil die Argumente der Ärzte einfach passend waren, dass die Kirche viel Platz beinhaltet. Wir konnten sagen, dass sie auch coronamäßig mit markierten Plätzen und zum Teil abgesperrten Bänken schon vorbereitet Ist. Zudem hat sie einen großen Luftraum. Sie wird nicht oder nur wenig geheizt, sodass auch diesbezüglich die Gefahren gering sind.

Ansonsten war zumindest auf jeden Fall klar, dass es eine gute Tat an den Menschen ist. Warum soll man dafür die Kirche nicht nutzen, wenn dadurch viel mehr Menschen geimpft werden können als das in einer Arztpraxis möglich ist?

DOMRADIO.DE: Auch viele Gesundheitsexperten sind begeistert von dieser Idee, in Kirchen gegen Corona zu impfen. Die Kirchen sind groß, es gibt hohe Decken, viele Ein- und Ausgänge. Hygienekonzepte existieren ja auch schon für die Gottesdienste. Wie haben Sie das jetzt alles organisiert in der großen Kirche? Wer muss da wohin?

Dlugosch: Es gibt einen Eingangsbereich, den es für die Gottesdienste auch gibt, an dem man sich für die Kontakt-Nachverfolgung anmeldet. Dort wird jemand von der Praxis sitzen und die vorher an die Leute verteilten Aufklärungsbögen entgegennehmen und die Zeiten entgegennehmen, zu denen die Leute bestellt sind. Dann werden sie im Kirchenraum Platz nehmen, bis sie geimpft werden und werden danach dann auch wieder auf ihren Platz gehen und eine Viertelstunde abwarten, ob sie Nebenwirkungen haben und können dann die Kirche verlassen.

DOMRADIO.DE: Wie viele Menschen werden heute in Ihrer Kirche geimpft?

Dlugosch: Wir erwarten ca. 250 Leute.

DOMRADIO.DE: Das ist quasi ein Modellprojekt in Deutschland. Viele werden in die St.-Antonius-Kirche nach Castrop-Rauxel gucken. Glauben Sie, dass viele Kirchen, viele Pfarreien diesem Beispiel folgen werden? Haben Sie schon was gehört?

Dlugosch: Ich habe gehört, dass so etwas schon länger in einer Kirche in Norddeutschland gemacht wird. Ansonsten hoffe ich schon, dass einige Kolleginnen und Kollegen und die Gremien zustimmen werden, wenn Ärzte sagen, wir könnten dadurch auch die Impf-Geschwindigkeit und die Menge der Leute, die geimpft werden können, erheblich steigern.

DOMRADIO.DE: In Deutschland stehen fast 45.000 Gotteshäuser, evangelisch, katholisch, in großen Städten, in kleinen Dörfern. Es wäre eigentlich so einfach, einige davon auch zu nutzen und das das Tempo nochmal zu beschleunigen, oder?

Dlugosch: Ja, auf jeden Fall. Ich bin gespannt. Auf die ersten Pressemeldungen hatte sich bei mir direkt keiner gemeldet. Aber wir werden sehen. Wir fangen jetzt erst mal an, die Impfungen gibt es jetzt jeden Mittwoch von 9 bis 14 Uhr ungefähr, solange es gebraucht wird. Wir haben da keine Absprache bisher getroffen, wann das wieder vorbei sein wird.

Das Interview führte Carsten Döpp.


Quelle:
DR
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