Jesuit Mertes kritisiert Papst-Äußerungen zur Homosexualität

"Ein diskriminierender Akt"

Pater Klaus Mertes hat die jüngsten Aussagen von Papst Franziskus zur Homosexualität kritisiert. Die Äußerung des Papstes, im Ordens- und Priesterleben gebe es "keinen Platz für eine solche Art von Zuneigung", sei "ein diskriminierender Akt".

Symbolbild: Priester in der Sakristei / © Corinne Simon (KNA)
Symbolbild: Priester in der Sakristei / © Corinne Simon ( KNA )

Es sei "ein Akt der Ausgrenzung - letztlich gegenüber allen Homosexuellen in der Kirche", schreibt der Jesuit weiter in einem Beitrag für das Internetportal katholisch.de. Es gebe viele homosexuelle Ordensleute und Priester, die "täglich ihren guten Dienst in der Kirche tun, zum Wohle vieler Menschen und auch der Kirche".

Homosexuelle Geistliche müssten ebenso konsequent enthaltsam leben wie heterosexuelle, fügt Mertes hinzu. "Nur: Warum muss man das eigens betonen?", fragt er mit Blick auf entsprechende Papst-Äußerungen.

Kritik an Überprüfung von Priesteramts- und Ordensanwärtern

Zur Forderung des Kirchenoberhaupts, die Überprüfung von Priesteramts- und Ordensanwärtern müsse strenger werden, sagt der Jesuit weiter: "Kein diesbezüglich strengeres Verfahren - das ich mir im Übrigen nur als übergriffiges Verfahren vorstellen kann - wird bewirken, dass sich das ändert. Es wird nur bewirken, dass das Tabu weiter aufgerichtet bleibt, das bekanntlich so viel Schaden in der Kirche anrichtet."

Mertes ist Direktor des Jesuitengymnasiums Sankt Blasien im Schwarzwald. Als damaliger Leiter des Berliner Canisius-Kollegs machte er 2010 Fälle von Missbrauch an der Schule öffentlich und löste damit eine Lawine neuer Erkenntnisse über Missbrauchstaten in Kirche und Gesellschaft aus.

Äußerungen des Papstes in neuem Interviewbuch

Papst Franziskus hatte in einem am Montag erschienenen Interviewbuch von Versäumnissen in der Priesterausbildung gesprochen. Dass es in der katholischen Kirche homosexuelle Priester und Ordensleute gebe, sehe er mit Sorge. Diese müssten angehalten werden, "den Zölibat umfassend zu leben" und mit ihrer Sexualität "voll verantwortlich" umzugehen: "Es ist besser, dass sie das Priesteramt oder das Ordensleben aufgeben, als ein Doppelleben zu führen."

Priesterseminare und Orden müssten Kandidaten strenger auf homosexuelle Neigungen prüfen, forderte der Papst außerdem. Wenn bei Kandidaten für geistliche Berufe keine sorgfältige Prüfung der affektiven Reife und der sexuellen Ausrichtung erfolge, gebe es später Probleme. Homosexualität sei ein "sehr ernstes" Thema: "Wir müssen strikt sein. In unseren Gesellschaften scheint Homosexualität geradezu eine Mode zu sein, und dieses Denken beeinflusst in gewisser Weise auch das Leben der Kirche." (KNA)


Klaus Mertes / © Julia Steinbrecht (KNA)
Klaus Mertes / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Papst Franziskus auf dem Petersplatz / © Yara Nardi (Reuters)
Papst Franziskus auf dem Petersplatz / © Yara Nardi ( Reuters )
Quelle:
KNA
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