Ehemaliger Flüchtling aus dem Südsudan hofft auf Franziskus

"Ein historischer Augenblick für meine Heimat"

An diesem Donnerstag endet der dreitätige Kongo-Besuch von Papst Franziskus. Am Freitag reist er weiter in den krisengeschüttelten Südsudan. Dort laufen die letzten Vorbereitungen; und die Erwartungen sind hoch.

Autor/in:
Markus Schönherr
Emmanuel Taban / © Markus Schönherr (KNA)
Emmanuel Taban / © Markus Schönherr ( KNA )

"Es ist ein historischer Augenblick für mein Heimatland", sagt Emmanuel Taban. Er ist Autor, Arzt und ehemaliger Kriegsflüchtling aus dem Südsudan. Obwohl er seit vielen Jahren in Südafrika lebt, sind seine Gedanken in diesen Tagen wieder in seinem Geburtsland. Dort wird am Freitag Papst Franziskus landen und gemeinsam mit dem Oberhaupt der anglikanischen Weltgemeinschaft, Erzbischof Justin Welby, und dem Moderator der Generalversammlung der presbyterianischen Kirche von Schottland, Iain Greenshields, eine "ökumenische Pilgerfahrt des Friedens" unternehmen.

Der Papst trifft am dritten Tag seiner Afrika-Reise in der Demokratischen Republik Kongo junge Menschen im Stadion der Hauptstadt Kinshasa.  / © Gregorio Borgia/AP (dpa)
Der Papst trifft am dritten Tag seiner Afrika-Reise in der Demokratischen Republik Kongo junge Menschen im Stadion der Hauptstadt Kinshasa. / © Gregorio Borgia/AP ( dpa )

Hoffnung auf Frieden und Versöhnung durch Papstbesuch

"Der Südsudan ist das jüngste Land auf dem Kontinent", gibt Taban zu bedenken. "Dabei hat der Großteil der afrikanischen Länder seit über hundert Jahren keinen Papst mehr empfangen." Er hofft, dass Franziskus seine Landsleute "zu Frieden und Versöhnung ermutigt" - und dazu, außerhalb von Stammessystemen zu denken. Die Südsudanesen müssten weiterhin kämpfen, in Zukunft aber nicht mehr um Vieh, Boden und Bodenschätze, sondern für den Frieden, so Taban.

Im Südsudan wuchs Taban, heute 46 Jahre alt, in einer Lehmhütte auf, ohne Wasser, Toilette oder Strom. Später musste er mitansehen, wie seine Nachbarn in einem blutigen Kampf um Ressourcen, Macht und die Unabhängigkeit vom Sudan einander erschossen. 1994 beschloss er zu fliehen. Zunächst nach Eritrea, Äthiopien und Kenia. Unterwegs arbeitete er als Tellerwäscher, landete als illegaler Migrant vorübergehend im Gefängnis und wurde in Kenia beinahe erschossen.

Besondere Geschichte

Das lebensverändernde Ereignis war ein Schluck Cola: Auf der Rückseite der Dose fand Taban die Worte "Made in South Africa" gedruckt. Per Anhalter und zu Fuß legte er daraufhin die knapp 3.000 Kilometer an den Südzipfel Afrikas zurück. Dort studierte er Medizin und rettete später, während der Covid-Pandemie, als Lungenfacharzt Hunderte Leben. Seine Geschichte hat er in der Biografie "The Boy Who Never Gave Up" (Der Junge, der niemals aufgab) festgehalten.

Kopfzerbrechen bereitet Taban bis heute die Gewalt, die seine Heimat seit dem Unabhängigkeitsjahr 2011 erlebt: "Ich sah mit an, wie viel Hoffnung zu dieser Zeit herrschte. Die Leute glaubten, dass die junge Nation aufblühen wird. Aber dann kam der sinnlose Krieg und das Land wurde bekannt für Gräuel, Gleichgültigkeit und Armut." Obwohl der Bürgerkrieg seit 2018 durch ein Friedensabkommen zwischen Präsident Salva Kiir und Ex-Rebellenführer Riek Macher offiziell als beendet gilt, kommt es weiterhin beinahe täglich zu Kämpfen. Es geht um Ressourcen und jahrealte Rivalitäten zwischen Volksgruppen.

Folgen des Papstbesuchs

Taban hofft auf die drei Kirchenführer als Friedensstifter. Ihr Besuch werde "die Art und Weise der südsudanesischen Existenz verändern", ist er überzeugt. Allerdings setzten Stabilität und Entwicklung auch einen Sinneswandel der Südsudanesen voraus, betont Taban. Er selbst wolle dieses Jahr Projekte starten, die Südsudans Bildung, Landwirtschaft und Ernährungssicherheit stärken. "Wir müssen einander die Hand reichen und damit beginnen, unser Land aufzubauen", so der Arzt.

In Juba laufen noch die letzten Vorbereitungen. "Weder Sonne noch Regen wird die Menschen davon abhalten, einen Blick auf den Papst zu werfen", ist Taban überzeugt. Unterdessen berichtet der Koordinator des Papstbesuchs, der Priester Samuel Abe Joseph, aus der Hauptstadt:

"Die Straßen sind sauber, Plakate von Papst Franziskus wurden aufgehängt, zur vatikanischen Botschaft führt eine neue Straße, die 'Papst-Franziskus-Straße', Dekorationen wurden aufgehängt und Kirchen renoviert." Man wünsche sich, dass der Besuch dem Land "dauerhaften und anhaltenden Frieden" beschert. Schon jetzt habe das Großevent dazu beigetragen, verschiedene Religionsgruppen zu vereinen: "Christen begrüßen die ökumenische Friedenspilgerfahrt ebenso wie Muslime und Anhänger von Naturreligionen."

Quelle:
KNA