Ehemalige Ordensobern-Chefin zieht Fazit des Synodalen Wegs

"Stolz auf uns und den Heiligen Geist"

Für Sr. Katharina Kluitmann war die letzte Synodalversammlung ein Auf und Ab an Gefühlen. Insgesamt ist sie aber sehr zufrieden mit den Ergebnissen. Die Entscheidung zu zwei Texten hat sie besonders gefreut und teilweise überrascht.

Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht (KNA)
Katharina Kluitmann / © Julia Steinbrecht ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wie haben Sie die letzte Synodalversammlung erlebt?

Schwester Katharina Kluitmann OSF (Synodale und ehemalige Vorsitzende der Deutschen Ordensobernkonferenz/DOK): Es war mega spannend. Irgendwann wurde gefragt: "Welche Gefühle haben Sie heute gehabt?" Ich glaube, das einfachere wäre gewesen zu fragen: "Welche Gefühle haben Sie heute nicht gehabt?" Es war alles drin. Von riesiger Anspannung am Anfang, bis hin zu großer Erleichterung, von Enttäuschung über Verwässerungen und bis hin zum Stolz darauf, dass wir so kompromissbereit miteinander sind und dann doch so gut miteinander umgegangen sind, nachdem es auch mal wieder geknirscht hat.

Die Deutsche Ordensobernkonferenz

Die Deutsche Ordensobernkonferenz ist der Zusammenschluss der Höheren Oberen der Orden und Kongregationen in Deutschland. Die Verantwortlichen der General- und Provinzleitungen von Ordensgemeinschaften sowie der Abteien und selbständigen Einzelklöster in Deutschland haben sich in der DOK zusammengeschlossen, um ihre Interessen in Kirche und Gesellschaft gemeinsam zu vertreten und sich gegenseitig zu helfen, das Ordensleben in seinen vielfältigen Phasen und Aspekten und in den immer neuen Herausforderungen der sich wandelnden Zeit zu verwirklichen.

Symbolbild Ordensfrauen im Gottesdienst / © Jannis Chavakis (KNA)
Symbolbild Ordensfrauen im Gottesdienst / © Jannis Chavakis ( KNA )

Ich finde, das war sehr gemischt, sehr bunt und am Ende bin ich stolz auf uns und auf diesen Heiligen Geist, der Dinge gemacht hat, die ich niemals für möglich gehalten hätte.

DOMRADIO.DE: Man spürt die Freude richtig. Welcher Beschluss oder welcher Text ist es denn, der Sie ganz besonders erfreut?

Sr. Katharina: Besonders gefreut hat mich der Text über die geschlechtliche Vielfalt, weil ich ehrlich gesagt nicht damit gerechnet habe, dass wir da die Bischofsstimmen in ausreichender Zahl bekommen. Und das war ja sehr deutlich und sehr überwältigend. Ich finde die Frauentexte natürlich sehr wichtig.

Ich bin sehr froh, dass der Text zum Pflichtzölibat durchgekommen ist, da haben wir viele Stunden rein investiert. Ich finde es auch schön, dass der priesterliche Grundtext durchgekommen ist. Also es gibt keinen Text, wo ich nicht froh wäre, dass er durchgekommen ist.

DOMRADIO.DE: Ganz besonders wurde diese Versammlung immer wieder von den Frauen geprägt, die sich hier aktiv eingebracht haben. Auch die Ordensfrauen immer wieder. Die Frauen sind aus dieser Kirche nicht mehr wegzudenken, oder?

Sr. Katharina Klutmann OFM

"Ich wünsche mir, dass wir immer mutiger werden."

Sr. Katharina: Die Frauen waren noch nie aus der Kirche wegzudenken. Es gibt manchmal Leute, die würden sie zumindest aus gewissen Bereichen, zum Beispiel dem Weiheamt, gerne zurückdrängen. Ich glaube, es ging auf diesem Synodalen Weg um Macht. Und Macht hat immer zwei Komponenten: die formale, die man übertragen bekommt, und die innere Autorität.

Dieser Clash, dass unsere Autorität nicht zu dieser zugesprochenen Macht führt, ist eines der großen Probleme und das ist auch eins der Probleme, weswegen wir anfangen mussten, nämlich das Thema Missbrauch. Ich glaube, Frauen sind sicher nicht die besseren Menschen, aber sie sind anders Mensch. Wie schön, dass wir jetzt auch langsam entdecken, dass es auch Diverse gibt.

DOMRADIO.DE: Der Synodale Weg ist in Frankfurt zu Ende gegangen, aber viele haben schon deutlich gemacht, dass es weiter geht. Was wünschen Sie sich von Ihrer Kirche für die Zukunft?

Sr. Katharina: Ich wünsche mir, dass wir all die Dinge, die wir jetzt begonnen haben, weitergehen. Dass wir weitere Schritte gehen, wo wir jetzt noch vorsichtig waren und dass wir immer mutiger werden.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.

Quelle:
DR