In Durban startet der UN-Klimagipfel

Einmal mehr die Welt retten

Der Weltklimagipfel in Durban ist eröffnet. Zwei Wochen haben die Delegierten nun Zeit, den Kampf gegen die Erderwärmung voranzubringen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie der internationale Klimaschutz künftig vertraglich geregelt wird. Zum Auftakt richteten Kirchenvertreter dringliche Appelle an die Verantwortlichen.

 (DR)

Zum Auftakt der UN-Klimakonferenz in Durban hat Südafrikas Präsident Jacob Zuma eindringlich vor den Folgen der Erderwärmung gewarnt. "Der Klimawandel stellt eine ernsthafte Gefahr für die Menschheit dar, insbesondere für die armen Länder", unterstrich der Gipfel-Gastgeber am Montag. Für viele Menschen in Entwicklungsstaaten gehe es um Leben und Tod. Dies zeige unter anderem die Dürre und Hungersnot in Ostafrika.



Bei dem Klimagipfel wollen Delegierte aus rund 190 Staaten bis zum 9. Dezember über eine Nachfolgeregelung für das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll beraten. Ob es in der Millionenmetropole am Indischen Ozean gelingen wird, die Grundlagen für ein neues Abkommen zu legen, ist ungewiss. Verhandelt wird auch über die Finanzierung von Klimaschutz-Maßnahmen in Entwicklungsländern.



Präsident Zuma forderte konkrete Fortschritte im Kampf gegen die Erderwärmung und unterstrich: "Nichts ist unmöglich hier in Durban." Die Chefin des UN-Klimasekretariats, Christiana Figueres, rief die Staatenvertreter zu konstruktiven Gesprächen auf. Sie betonte, dass die Treibhausgas-Konzentration noch nie so hoch gewesen sei wie gegenwärtig. Es sei deshalb dringend notwendig zu handeln. Gerade die Menschen in Afrika spürten bereits am eigenen Leib die Folgen der Erderwärmung.



Erzbischof Schick: Klimagipfel darf nicht scheitern

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick fordert von den Teilnehmern der Weltklimakonferenz klare Entscheidungen zur Senkung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Die Politiker dürften nicht wieder "heiße Luft" produzieren wie vor zwei Jahren in Kopenhagen, sagte Schick am Montag in seiner Funktion als Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz. Vor allem China und die USA müssten endlich zum Handeln bewegt werden, da beide Staaten mehr als 40 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen produzierten.



Das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll müsse dringend verlängert und verbessert werden, appellierte der Erzbischof. Wenn jetzt nicht gehandelt werde, dann seien noch mehr Dürrekatastrophen wie in Ostafrika oder Überflutungen wie in Thailand oder Pakistan zu erwarten. Die Erderwärmung sei einer der Hauptgründe dafür, dass die Zahl der hungernden Menschen weltweit nicht abnehme. Denn das Klima werde für sie immer unberechenbarer. "Es ist das Gebot der Stunde aller verantwortlichen Politiker unsere Schöpfung zu bewahren", betonte Schick.



Die Europäische Union und besonders Deutschland seien auf einem guten Weg, den Kohlendioxid-Ausstoß zu reduzieren, lobte der Erzbischof. Dennoch müssten auch hier noch verstärkte Anstrengungen unternommen werden, damit in Europa noch weniger umweltschädliche Schadstoffe produziert würden. Schick verwies auf jüngste Prognosen, wonach die Erde sich derzeit künstlich so erwärme, dass bereits 2100 in Mitteleuropa im Sommer Temperaturen von bis zu 50 Grad erreicht werden könnten. Diesem Trend müsse entgegengewirkt werden.



Caritas: Klimagipfel muss Katastrophenhilfe aufstocken

MISEREOR warnte, die Lösung der Klima- und Entwicklungskrise weiter aufzuschieben, koste Menschenleben. Geschäftsführer Josef Sayer sagte, die Bemühungen um ein bindendes Klimaabkommen dürften durch die Finanzkrise nicht in den Hintergrund gedrängt werden. "Dadurch kann es zu unumkehrbaren Prozessen im Klimasystem kommen, deren Folgen langfristig verheerend sein werden." Die Beschlüsse von Cancun müssen laut MISEREOR völkerrechtlich bindend gemacht werden.



Caritas international verlangt mehr Investitionen in die Katastrophenvorsorge. Durch vorbeugende Maßnahmen wie Brunnenbau in Dürreregionen oder dem Errichten von Dämmen in Überschwemmungsgebieten könnten viele Menschenleben gerettet werden, sagte der Leiter der katholischen Hilfsorganisation, Oliver Müller. "Solche Maßnahmen müssen durch die Hauptverursacher des Klimawandels - die Industrie- und Schwellenländer - mitfinanziert werden."



Caritas international spricht weltweit von einem dramatischen Anstieg von Überschwemmungen, Dürren und schweren Stürmen. Laut EU-Kommission habe es 2010 weltweit 385 große Naturkatastrophen gegeben, gegenüber nur 78 im Jahr 1975. "Die gravierenden Auswirkungen der Erderwärmung sind nicht mehr zu leugnen", so Müller. Nach eigenen Angaben engagiert sich Caritas international weltweit mit Programmen zur Katastrophenprävention.



Töpfer glaubt nicht an Kyoto-Nachfolger

Ex-Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU) hält es für unwahrscheinlich, dass in Durban eine Nachfolgeregelung zum Protokoll von Kyoto gefunden werden kann. Man dürfe dennoch nicht resignieren, sagte der frühere Chef des UN-Umweltprogramms im Deutschlandradio Kultur. Es gehe jetzt darum, sich zumindest auf einen Fahrplan zu einigen, "wie man gemeinsam weltweit gegen diese Probleme vorgeht".



Nach den Worten von Karsten Schmid, Klimaexperte von Greenpeace, kommt es bei den Klimaverhandelungen vor allem auf die Rolle Chinas - des größten CO2-Produzenten weltweit - an. "Wichtig in Durban ist es, die Chinesen, die auch inzwischen sehr, sehr viel CO2 ausstoßen, mit in ein zukünftiges Klimaregime einzubinden", sagte er dem Sender n-tv. Dass dies auch bei den USA gelingen könnte, hält Schmid für unwahrscheinlich. Notfalls müsse es eine Regelung ohne Amerika geben.