Duisburger Pater sammelt fast zwei Millionen Euro für Kinder

Der Marathon-Mönch

Der Prämonstratenserpater Tobias Breer ist Extremsportler. Fast 300 Ultra- und Marathonläufe hat er bereits absolviert und so fast zwei Millionen Euro gesammelt. Im Interview erzählt er, wie und wo damit Kinder unterstützt werden.

Autor/in:
Carsten Döpp
Pater Tobias Breer OPraem / © privat
Pater Tobias Breer OPraem / © privat

DOMRADIO.DE: Seit 18 Jahren laufen sie Marathon oder ähnlich lange Strecken und sammeln damit Spenden für soziale Projekte und Initiativen. Was hat sie damals inspiriert, das zu tun? 

Pater Tobias Breer OPraem (Prämonstratenserpater und Pastor der Herz-Jesu-Gemeinschaft in Duisburg): Ich wog 92 Kilo, habe Manager gecoacht und denen immer wieder erzählt: "Hey, guckt mal auf eure Figur, ihr müsst mal ein bisschen Sport machen". Ich habe mich dann abends im Spiegel angeschaut und gedacht: "Tobias, du hast 92 Kilo, Du musst mal ein bisschen Sport machen und nicht den Managern erzählen, dass die sich bewegen sollen." 

Dann habe ich mich 2006 für Berlin angemeldet und bin nach drei Monaten Vorbereitung den ersten Marathon gelaufen, in 4:25 Stunden. Danach wollte ich nie wieder Marathon laufen, weil es so weh tat. 

DOMRADIO.DE: Aber sie haben weitergemacht ...

Pater Tobias: Ja, am nächsten Tag waren die Schmerzen weg und die Euphorie war da. Durch das Brandenburger Tor zu laufen und die Leute rufen zu hören: "Pater Tobias, lass die Fußsohlen qualmen, du schaffst es!" - das war mir in Erinnerung geblieben. 

Dann habe ich mich für Hamburg angemeldet und dann waren es zwei, drei Marathons im Jahr. Und dann wurden es immer mehr. 

DOMRADIO.DE: Kommt man da tatsächlich in so einen Rausch, immer wieder zu laufen, auch diese langen Strecken? 

Pater Tobias Breer OPraem

"So schnell kannst du Geld verdienen und den Kindern ermöglichen, an Ferienfreizeiten teilzunehmen."

Pater Tobias: Ja, vor allen Dingen, wenn man damit Gutes tun kann. Denn in Hamburg habe ich gesehen, dass es ja Sponsoren gibt. Ich habe mich erkundigt, wie das gemacht wird, habe Flyer gedruckt und dann für das Herbstlager bei uns in der Gemeinde Geld erlaufen. Da kamen dann 3.000 bis 4.000 Euro pro Lauf zusammen. Davon war ich total begeistert und habe gedacht: "So schnell kannst du Geld verdienen und den Kindern ermöglichen, an Ferienfreizeiten teilzunehmen." 

DOMRADIO.DE: Und im Jahr 2024, da waren sie bei 70 Marathonläufen am Start und haben mehr als 140.000 Euro gesammelt. Wie haben sie das Geld verteilt? Wer hat da profitiert? 

Pater Tobias: Also wir haben verschiedene Projekte. Ich habe vor 17 Jahren ein eigenes Projekt gegründet mit einem Kinderhilfswerk "KiPa-cash-4-kids" und dafür laufe ich Marathon, zum Beispiel für Schwimmkurse. Ich laufe jetzt Anfang Februar Zwei-Stunden-Läufe und Zwölf-Stunden-Läufe auf Fuerteventura, die ich selber veranstalte. 

Damit fördern wir dann Kinder, damit die schwimmen lernen können und in diesem Sommer weniger oder überhaupt keine Kinder mehr verunglücken. 

Reittherapien werden leider nicht von der Krankenkasse übernommen. Meist nehmen Kinder mit ADHS oder einer Behinderung an einer Reittherapie teil. Wir haben die Kinderlernküche: Dort können Kinder kochen und backen lernen. 

Wir fördern Schülerinnen und Schüler, die bekommen von uns zwei Tage in der Woche ein Schulfrühstück und dann noch die Ferienfreizeiten und, und, und. 

Also immer, wo Not da ist, wo Kinder oder die Familien Geld benötigen, da will ich unterstützen und dafür laufe ich. 

DOMRADIO.DE: Was bekommen sie für Rückmeldungen für ihr Engagement? 

Pater Tobias Breer OPraem

"Der Pater läuft, sammelt Spenden und tut damit Gutes."

Pater Tobias: Sehr positive. "Pater, lauf weiter" zum Beispiel. Ich habe natürlich auch noch viel Zeit für meine Gemeinde. Also wir haben über 60 Taufen im Jahr und über 50 Kommunionkinder. Durch diese Sportbegeisterung wächst natürlich auch jede Gemeinde, die Gottesdienste sind gut besucht. Ich habe am Wochenende drei Gottesdienste, welche Gemeinde hat das noch? Also, das sehe ich sehr positiv und die Menschen vor Ort auch. 

Wir tun Gutes, kirchlich gesprochen ist das Nächstenliebe: Der Pater läuft, sammelt Spenden und tut damit Gutes und davon können wir als Gemeinde Kinder unterstützen und fördern. 

Aber ich habe auch ein Projekt in Togo, da habe ich schon drei Kindergärten gebaut und veranstalte einmal im Jahr einen Marathon für einen guten Zweck. Das ist Kirche heute. 

DOMRADIO.DE: Aber trotzdem hat ein Tag nur 24 Stunden. Sie sind Pater, Extremsportler, Autor und sehr viel unterwegs. Wie bekommt man das alles unter einen Hut? 

Pater Tobias: 16 Stunden jeden Tag. Manchmal laufe ich in Köln donnerstags morgens, diesen Donnerstag auch wieder. Das hab ich schon um 5:15 Uhr gemacht, wenn andere vielleicht noch im Bett liegen oder gerade aufstehen. Dann bin ich um 10 Uhr durch und hab um 11 Uhr, 12 Uhr schon wieder Termine. 

Hier sind meistens nachmittags und abends Kommunion- oder Tauf-Vorbereitungen. Bald finden wieder viele Hochzeiten statt, darum gibt es auch einige Hochzeitsgespräche und so ist dann die ganze Woche gefüllt. Zwischendurch gibt es dann immer wieder Luft, in der ich nachschaue, wo es Marathonläufe gibt, die offiziell angeboten werden. Vom "100 Marathon Club" gibt es jede Woche vier bis fünf Angebote. Da fahre ich dann hin und laufe. 

DOMRADIO.DE: Sie haben vor knapp einem Jahr als einziger Deutscher an einem Halbmarathon in der Antarktis teilgenommen. Wie läuft man im Eis? 

Pater Tobias: Ich habe mir gedacht, dass immer nur Marathon laufen auch langweilig ist. Dann braucht man Highlights im Jahr. Und so bin ich auf die Antarktis gekommen. Das ist der siebte Kontinent, den brauchte ich noch, sonst habe ich alle Kontinente durch. Daraufhin habe ich mich da angemeldet und bin auch angenommen worden. 30 Teilnehmer waren da, ich war der einzige Deutsche. Wir waren zwei Europäer, ein Pole war auch dabei, mit dem ich jetzt sehr gut befreundet bin. 

Ansonsten kamen die Leute von der ganzen Welt und es waren -22 Grad. Es war richtig kalt. Wir sind nachts gelaufen und ich wollte eigentlich Marathon laufen, aber ich hatte ein bisschen Knieschmerzen und konnte dann nur den Halbmarathon machen. Aber trotzdem bin ich in der Antarktis gelaufen. Es war so schön und die Pinguine haben uns angefeuert. 

DOMRADIO.DE: Was steht in diesem Jahr auf dem Laufplan? Was sind Ihre Ziele? 

Pater Tobias Breer OPraem

"Ich laufe fast jede Woche einen Marathon."

Pater Tobias: Wie gesagt Fuerteventura, Anfang Februar veranstalte ich zwei Zwölf-Stunden-Läufe. Und dann im Juni sehr wahrscheinlich Peru, da sind Höhenmeter verlangt; das ist auch ein Ultramarathon. Und für die zweite Jahreshälfte habe ich mich noch nicht festgelegt. 

Ich laufe fast jede Woche einen Marathon. In diesem Jahr sind es schon vier Marathonläufe und dabei haben wir erst den 12. Januar. Ich hatte ein bisschen mehr Zeit gehabt. Zwischen den Jahren haben die Leute ja nicht mehr so viel zu tun, und die wollen sich dann ausruhen. 

DOMRADIO.DE: Großartig und Sie wollen 300 Marathons in diesem Jahr erreichen? 

Pater Tobias: Auf jeden Fall, das möchte ich bis Juni erreichen. Ich habe jetzt 264 Ultra- und Marathonläufe absolviert, insgesamt zwei Millionen Euro in 18 Jahren für Kinder in Duisburg und auf der ganzen Welt gesammelt. Also, da kann man sich schon ein bisschen auf die Schulter klopfen. 

Aber das ist Kirche heute, das sehen die Leute und unterstützen mich weiterhin bei meinen Marathonläufen. Gerade hier in der Gemeinde, aber auch auf sozialen Netzwerken wie Instagram, TikTok und Facebook verfolgen mich die Kinder. Die wollen immer neue Filmchen sehen. 

Das Interview führte Carsten Döpp.

Hinweis: Der Artikel wurde am 12. Januar 2024 um 14:40 Uhr aktualisiert.

Prämonstratenser

Der Prämonstratenser-Orden wurde 1121 im französischen Premontre bei Laon vom heiligen Norbert (1080/85-1134) gegründet. Zuvor dem weltlichen Leben nicht abgeneigt, hatte der adlige Geistliche als Stiftsherr an Sankt Viktor zu Xanten 1115 während eines Gewitters ein Bekehrungserlebnis. Weil er sich bei seinen Mitbrüdern, den Xantener Stiftsherren, mit seinen Forderungen zur geistlichen Umkehr nicht durchsetzen konnte, führte er in der Folge ein Leben als asketischer Buß- und Wanderprediger.

Eine Figur des heiligen Norbert von Xanten in der Kathedrale Sankt Sebastian in Magdeburg / © Dominik Wolf (KNA)
Eine Figur des heiligen Norbert von Xanten in der Kathedrale Sankt Sebastian in Magdeburg / © Dominik Wolf ( KNA )
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!