Wasser ist Leben, ohne Wasser könnte nichts auf der Erde existieren. Um zu merken, wie wahr diese Aussage ist, muss man nicht in die Wüste fahren. Während der zurückliegenden trockenen Sommerwochen ließ sich auch in Deutschland verfolgen, wie die Pflanzen immer trockener wurden, die Blätter schlaff herunter hingen und der Rasen vertrocknete. Obst und Gemüse, das während der Wachstumsphase nicht genügend Wasser bekam, blieb klein und wuchs nicht richtig.
Wie sehr erwarten dann alle den Regen. Nicht nur Gärtner und Landwirte - jeder freut sich über das kühle Nass vom Himmel, das Erfrischung und Abkühlung bringt. Die Luft wird gereinigt, und alles kann wieder aufleben. Regen bringt wirklich Segen.
Abhängig vom Regen
Die vergangenen Jahre, in denen es in Deutschland so wenig geregnet hat, haben das besonders deutlich werden lassen. Der Mensch, der so viel kann, ist letztendlich abhängig davon, dass es regnet und das Wasser immer neu auf die Erde fällt. Dabei wird am Wetter - und beim Regen ganz besonders - sehr deutlich, wie machtlos und abhängig von Natur und Schöpfung der Mensch am Ende doch ist.
Zwar beeinflussen die Menschen durch ihr Verhalten langfristig das Klima, so dass es zu Wetteränderungen kommt. Aber niemand kann wirklich und effektiv bestimmen, ob und wie viel es regnen soll. Kommt zu viel Wasser von oben, richtet es mehr Schaden kann, als es hilft. So waren nach den extrem starken Niederschlägen im Sommer 2017 in Niedersachsen manche Böden so nass, dass die Bauern keine Chance hatten, überhaupt auf die Felder zu fahren, um sie abzuernten. Regen kann also auch schaden, wenn zu viel davon auf einmal fällt und alles überschwemmt.
Der Mensch - ein soziales Wesen
Genauso ist es für uns Menschen in Bezug auf Zuneigung und Liebe. Kein Mensch kann ohne Liebe im umfassenden Sinn leben. Wer dauerhaft einsam ist und niemanden hat, der sich ihm zuwendet, verkümmert wie eine Pflanze, die kein Wasser bekommt - auch wenn alle anderen Faktoren stimmen. Der Mensch als soziales Wesen braucht andere Menschen, die Anteil an seinem Leben nehmen und ihn mögen.
Dabei gilt auch hier wie in der Natur: Jede und jeder ist anders, niemand braucht gleich viel Liebe und Zuwendung, und jeder Mensch hat ein eigenes Bedürfnis nach Nähe. Das bedeutet - ähnlich wie bei Pflanzen, die an unterschiedlichen Standorten und mit unterschiedlich viel Nass am besten gedeihen -, dass jeder Mensch ganz bestimmte Umstände braucht, um sich wohlzufühlen. Eines ist nicht besser oder schlechter als das andere. Der eine mag eher eine "Trockenpflanze" sein, ein anderer mehr Wasser, also mehr Liebe und Zuneigung brauchen. Hier ist jeder gefragt, für sich herauszufinden, was für ihn und sie das richtige Maß an Nähe ist.
Auf die richtige Dosis kommt es an
Denn in beiden Fällen gilt: Zu viel des Guten ist nicht lebensförderlich. Zu viel Nähe und Liebe können einen Menschen erdrücken und ihm die Luft zum Atmen nehmen, ähnlich wie zu viel Regen zu Überschwemmungen führen kann und dazu, dass alles und alle ertrinken.
Und so, wie wir Menschen nicht beeinflussen können, ob es regnet, können wir auch nur schwer beeinflussen, wie sehr uns andere Menschen lieben, wie viel Nähe sie zu schenken bereit sind. Niemand kann dazu gezwungen werden, einen anderen Menschen zu lieben - so, wie man den Himmel nicht dazu zwingen kann, zu regnen.
Auf Begebenheiten reagieren - sich anpassen
Aber so wie Tiere und Pflanzen auf klimatische Bedingungen reagieren, kann auch ein Mensch auf die Begebenheiten reagieren. Einige Pflanzen bilden extra tiefe Wurzeln aus, um auch in trockenen Zeiten Wasser zu erreichen, das in der Erde gespeichert ist. Für einen Menschen kann das bedeuten, in Beziehungen zu wurzeln, die tief sind und Dürreperioden überstehen. Tiere suchen Wasserstellen auf oder fliehen vor zu viel Wasser.
Genauso kann man immer wieder Menschen aufsuchen, die einen lieben, und sich zurückziehen, sollte die Zuneigung eines Mitmenschen einen erdrücken. Denn so, wie der beständige Landregen am besten für die Natur ist, so ist auch die beständige Liebe, die genügend Freiraum lässt, am schönsten: Sie lässt einen Menschen aufblühen und zum Leben kommen.