Duden ändert nach Kritik Hinweis zum Wort "Jude"

Darf man Jude sagen? Ja!

Der Duden reagiert auf Kritik und hat Erläuterungen zum Wort "Jude" auf seiner Internetseite geändert. Die Kritik war aus der jüdischen Gemeinschaft gekommen, darunter vom Zentralrat der Juden in Deutschland.

Der Eintrag zum Begriff "Jude" ist in einer älterne Ausgabe des Dudens (ohne besonderen Hinweis) zu sehen / © Sven Hoppe (dpa)
Der Eintrag zum Begriff "Jude" ist in einer älterne Ausgabe des Dudens (ohne besonderen Hinweis) zu sehen / © Sven Hoppe ( dpa )

Ursprünglich hatte es geheißen: "Gelegentlich wird die Bezeichnung Jude, Jüdin wegen der Erinnerung an den nationalsozialistischen Sprachgebrauch als diskriminierend empfunden. In diesen Fällen werden dann meist Formulierungen wie jüdische Menschen, jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger oder Menschen jüdischen Glaubens gewählt."

Kritik kam von Zentralat der Juden und Bischofskonferenz

Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden schrieb auf Twitter: "Darf man Jude sagen? Ja! Bitte keine 'jüdischen Mitbürger' oder 'Menschen jüdischen Glaubens'. Einfach nur JUDEN. Danke!". Auch über den Duden-Hinweis hinaus verwahren sich seit Jahren zahlreiche Juden dagegen, als "jüdische Mitbürger" bezeichnet zu werden, und werben für den Begriff "Jude".

Zentralrat der Juden

Der Zentralrat der Juden ist die Spitzenorganisation der jüdischen Gemeinden in der Bundesrepublik. Unter seinem Dach sind 23 Landesverbände mit 105 Gemeinden und ihren rund 100.000 Mitgliedern organisiert. Der Rat wurde 1950 in Frankfurt am Main gegründet. Damals lebten noch etwa 15.000 Juden in Deutschland. Vor dem Zweiten Weltkrieg und dem Holocaust waren es bis zu 600.000.

Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch (epd)
Zentralrat der Juden in Deutschland vergibt Leo-Baeck-Preis / © Christian Ditsch ( epd )

Auch der Vorsitzende der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum bei der Deutschen Bischofskonferenz, der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr, hatte sich gegen den Hinweis gewandt: "Einen Juden nicht als Juden zu bezeichnen, wäre eine Kapitulation vor dem Missbrauch des Wortes", hatte er katholisch.de gesagt. Die vom Duden vorgeschlagene Bezeichnung "Menschen jüdischen Glaubens" sei keine Alternative. Diese Bezeichnung nehme Menschen nicht zur Kenntnis, die zum Judentum gehörten, ohne im strengen Sinne gläubig zu sein.

Neuer Eintrag verweist auf NS-Zeit

Nun lautet der Hinweis auf der Internetseite des Duden: "Wegen des antisemitischen Gebrauchs in Geschichte und Gegenwart, besonders in der Zeit des Nationalsozialismus, werden die Wörter Jude/Jüdin seit Jahrzehnten von der Sprachgemeinschaft diskutiert. Gleichzeitig werden die Wörter weithin völlig selbstverständlich verwendet und nicht als problematisch empfunden."

Und weiter: "Der Zentralrat der Juden in Deutschland, der die Bezeichnung selbst im Namen führt, spricht sich für die Verwendung aus. Besonders im öffentlichen Sprachgebrauch finden sich auch alternative Formulierungen wie jüdische Menschen, Bürger/-innen, Mitbürger/-innen oder - in religiösem Zusammenhang - Menschen jüdischen Glaubens. Eine weitere Variante ist ich bin jüdisch / er ist jüdisch. Ausführlicher wird der Umgang mit den Wörtern Jude/Jüdin beleuchtet in 'Antisemitismus in der Sprache' von Ronen Steinke (Dudenverlag Berlin, 2. Auflage 2022)."

Quelle:
KNA