Neue Bundesregierung nimmt Extremismus ins Visier

Drohungen "mit aller Schärfe" begegnen

Die neue Bundesregierung will Querdenkern und Corona-Leugnern entgegentreten. Bundeskanzler Olaf Scholz sieht das Land trotzdem nicht als gespalten an. Innenministerin Faeser warnt vor einer weiteren Radikalisierung unter Querdenkern.

Autor/in:
Paula Konersmann
Protest gegen Corona-Politik in Thüringen / © Bodo Schackow (dpa)
Protest gegen Corona-Politik in Thüringen / © Bodo Schackow ( dpa )

Es seien "nur sehr wenige, die glauben, sie müssten ihren Widerstand gegen die Impfungen mit martialischen Fackelmärschen demonstrieren", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. Das sagte der SPD-Politiker der "Bild am Sonntag". Diesen Drohungen müsse man "mit aller Schärfe" begegnen.

Scholz: Land nicht gespalten

Er sehe das Land nicht als gespalten an, fügte Scholz hinzu. "Die allermeisten Bürgerinnen und Bürger haben sich impfen lassen. Viele weitere wollen es bald tun, weil sie ihre Bedenken überwunden haben." Zudem gehe er davon aus, "dass die allermeisten Ungeimpften diese Fackelkundgebungen genauso widerwärtig empfinden wie ich".

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) bezeichnete Rechtsterrorismus und Rechtsextremismus als die derzeit stärksten Bedrohungen. "Ich habe eine besondere Priorität der Bekämpfung des Rechtsterrorismus und Rechtsextremismus gegeben, weil das im Moment die höchste Bedrohungslage ist", sagte sie im phoenix-Interview am Rande des SPD-Parteitags in Berlin.

Querdenker- und Coronaleugner-Szene unter Beobachtung

Auch die Aktivitäten der Querdenker- und Coronaleugner-Szene habe das Bundesinnenministerium genau im Blick. "Es ist zurzeit enorm wichtig, dass wir ein ganz klares Zeichen gegen diejenigen setzen, die als sogenannte Querdenker und Coronaleugner Menschen jetzt bedrohen, indem sie mit Fackelläufen zu deren Häusern gehen. Das ist eine derart schlimme Grenzüberschreitung, ein Einschüchterungsversuch, den wir so nicht durchgehen lassen können".

Um gegen rechtsextremistisch motivierte Bewegungen und Taten vorzugehen, sieht die Bundesinnenministerin verschiedene Mittel als geeignet an. "Man kann ein Demokratiefördergesetz auf den Weg bringen und wirklich sehr viel Unterstützung - einmal gesetzgeberisch, aber natürlich auch im konkreten Handeln - geben", so Faeser. "Ich glaube, dass die NGOs, die in diesen Bereichen tätig sind, eine verstetigte Unterstützung brauchen und da kann ein Bundesinnenministerium sehr viel tun."

Bundesinnenministerin fordert Demonstranten zur Abgrenzung von Rechtsextremisten auf

Die Teilnehmer von Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen forderte Faeser auf, sich deutlicher von Rechtsextremisten und sogenannten Reichsbürgern abzugrenzen. Diese versuchten, "die Bewegung zu durchsetzen, um ihre eigenen Ziele zu verfolgen", sagte die Ministerin den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). Die Anstrengungen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt müssten verstärkt werden, "damit wir die Spaltungsversuche der antidemokratischen Kräfte überwinden".

Faeser warnte zugleich vor einer weiteren Radikalisierung unter Querdenkern. "Die Gewaltbereitschaft nimmt zu". Dies zeige sich auch bei Angriffen auf Polizisten, Journalisten oder Personen mit anderer Meinung.

Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) brachte unterdessen eine Einschränkung des Messenger-Dienstes Telegram ins Spiel. Die Betreiber könnten nicht "tatenlos zuschauen, wie in ihrem Netzwerk Morddrohungen verbreitet werden", sagte er der "Bild am Sonntag". Telegram gilt als wichtiger Kommunikationskanal für Extremisten.


Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht beim Bundesparteitag seiner Partei zu den Delegierten / © Kay Nietfeld (dpa)
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) spricht beim Bundesparteitag seiner Partei zu den Delegierten / © Kay Nietfeld ( dpa )

Diskussion über Corona-Impfungen / © Sven Hoppe (dpa)
Diskussion über Corona-Impfungen / © Sven Hoppe ( dpa )
Quelle:
KNA
Mehr zum Thema