Drama um todkrankes Kleinkind Alfie Evans geht weiter

"Unmenschliche Konsequenzen"

Im Fall des todkranken Kleinkindes Alfie Evans wollen die Eltern des Jungen erneut vor Gericht ziehen. Wie der britische Sender BBC unter Verweis auf den Anwalt der Familie meldet, ist eine Anhörung vor einem Berufungsgericht geplant.

Papst Franziskus (vorne) spricht mit Thomas Evans (2.v.l.) und Kate James (3.v.l.), den Eltern von Alfie Evans / © Vatican Media (KNA)
Papst Franziskus (vorne) spricht mit Thomas Evans (2.v.l.) und Kate James (3.v.l.), den Eltern von Alfie Evans / © Vatican Media ( KNA )

Am Dienstagabend hatte das Oberste Gericht von England und Wales einen erneuten Antrag der Eltern abgelehnt, den 23 Monate alten Jungen zur weiteren medizinischen Behandlung in die vatikanische Kinderklinik Bambino Gesu auszufliegen. "Das ist das letzte Kapitel im Leben dieses außergewöhnlichen kleinen Jungen", zitiert die BBC den zuständigen Richter Anthony Hayden.

Behandlung soll abgebrochen werden

Das Schicksal von Alfie Evans und seinen Eltern bewegt seit Wochen die Öffentlichkeit. Der Junge leidet an einem Abbau des Nervensystems und wurde über Monate in der Alder-Hey-Kinderlinik in Liverpool künstlich beatmet. Da Ärzte weder eine genaue Diagnose noch eine Therapiemöglichkeit für die Erkrankung von Alfie fanden, hatten Richter bereits am Freitag verfügt, dass auch gegen den Willen der Eltern die intensivmedizinische Behandlung abgebrochen werden soll.

Bambino Gesu-Leiterin Mariella Enoc betonte dagegen noch am Dienstag, ein Team der vatikanischen Kinderklinik stehe bereit, um den Jungen mit dem Flugzeug nach Italien zu bringen. Allerdings gehe dies nur, wenn es ein "diplomatisches Okay" gebe.

Papst schaltet sich ein

Papst Franziskus hatte am Montag in einem Tweet appelliert, "dass auf das Leiden seiner Eltern gehört wird und ihre Bitte, neue Möglichkeiten der Behandlung zu versuchen, erfüllt wird". Der Vorsitzende der Italienischen Bischofskonferenz, Kardinal Gualtiero Bassetti, nannte die Entscheidungen der Richter schwer verständlich.

Es sei "unglaublich", dass Gesetze zu einer so "unmenschlichen" Konsequenz führen könnten, sagte er am Dienstagabend im Anschluss an einen Besuch bei den EU-Institutionen in Brüssel.

Die Liverpooler Kinderklinik teilte zur gleichen Zeit via Twitter mit, das Oberste Gericht habe mit seiner jüngsten Entscheidung erneut die vom dortigen Ärzteteam ausgearbeiteten palliativmedizinischen Maßnahmen gedeckt. "Unsere oberste Priorität besteht darin, Alfie die Pflege zu geben, die er verdient, um sein Wohlbefinden, seine Würde und seine Privatsphäre aufrechtzuerhalten." Dazu gehöre auch, dass die Eltern Kate und Tom Evans die "kostbare Zeit" bei ihrem Jungen verbringen könnten.


Quelle:
KNA