Es ist einer der wenigen ungemütlichen Tage in Rom. Donner grollt, Blitze zucken über den dunklen Himmel, starker Regen prasselt auf die Ewige Stadt nieder. Der Vatikan, seit Tagen mit den Vorbereitungen auf dem Petersplatz beschäftigt, hält aber an seinem Plan fest. Papst Johannes Paul I. wird am Sonntag seliggesprochen. Vor dem Petersdom. Es gibt schließlich Schirme und Regencapes. Basta!
So erhebt Papst Franziskus seinen Vorvorvorgänger vor einem bunten Meer aus Regenschutzutensilien zum neuen Seligen der katholischen Kirche. Rund 25.000 Menschen nehmen trotz des Wetters daran teil; auch Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella. Viele Gläubige sind aus Venedig und Belluno gekommen - frühere Stationen des späteren 33-Tage-Papstes.
Schon in Kindertagen angeschlagene Gesundheit
Albino Luciani, am 17. Oktober 1912 in Norditalien geboren, stammte aus armen Verhältnissen. Mit drei Geschwistern und zwei Halbschwestern wuchs er in Canale d'Agordo 30 Kilometer südwestlich von Cortina d'Ampezzo auf. Sein Vater war Saisonarbeiter in Frankreich, Deutschland oder Österreich und kaum zu Hause.
Trotz seiner seit Kindertagen angeschlagenen Gesundheit machte Luciani in der Kirche Karriere. Nach dem Besuch des Priesterseminars in Belluno wurde er am 7. Juli 1935 geweiht. Zwei Jahre arbeitete er als Kaplan in seinem Heimatdorf, bevor er als Vize-Rektor und Dozent an sein Priesterseminar zurückkehrte. Danach bekleidete er verschiedene Posten in seinem Bistum.
Nur 33 Tage im Amt
1958 wurde er von Johannes XXIII. zum Bischof der Provinzstadt Vittorio Veneto ernannt. Zwölf Jahre später wurde Luciani Patriarch in Venedig. Noch im Juli 1978 sagte er, es sei ein Fehler gewesen, dass Paul VI. ihn dazu berufen habe. Doch am 26. August wählten ihn die Kardinäle gar zu dessen Nachfolger. Als Johannes Paul I., der erste Papst mit einem Doppelnamen - um seine beiden Vorgänger zu ehren -, trat er 65-jährig sein Amt an.
Nur 33 Tage später starb er einen plötzlichen Tod. Die offizielle Diagnose lautet Herzinfarkt. Wenige Stunden vor seinem Tod soll er über starke Schmerzen im Brustbereich geklagt haben, wollte aber keinen Arzt rufen lassen. Eine Ordensschwester fand ihn am folgenden Morgen, leblos im Bett sitzend.
Nie in den Mittelpunkt gestellt
Historiker gehen davon aus, dass die schwache Gesundheit des Papstes den Herausforderungen des Amtes einfach nicht gewachsen war. Geblieben ist das Bild des "lächelnden" Papstes, der durch seine volkstümlichen Ansprachen und seine gewinnenden Gesten faszinierte.
Sein Lächeln hob auch Papst Franziskus bei der Seligsprechung hervor. Damit sei es ihm gelungen, "die Güte des Herrn zu vermitteln", so der Papst in seiner Predigt. Weiter beschrieb er Johannes Paul I. als einen "sanftmütigen und demütigen Hirten nach dem Vorbild Jesu". Er habe sich selbst nie in den Mittelpunkt gestellt und den eigenen Ruhm gesucht.
Seligsprechungsverfahren wurde 2003 begonnen
Im vergangenen Oktober hatte Franziskus den Weg zur Seligsprechung von Johannes Paul I. geebnet. Er hatte ein Wunder auf Fürsprache des ehemaligen Papstes offiziell anerkannt. Die bestätigte Heilung eines Mädchens im Jahr 1978 war die letzte Hürde im Verfahren zur Seligsprechung, das 2003 begonnen worden war.
Die Geheilte selbst konnte aufgrund einer Fußverletzung nicht aus Argentinien anreisen und damit auch bei der Enthüllung des riesigen Porträts des neuen Seligen am Petersdom nicht dabei sein. Vielleicht sorgte Johannes Paul I. selbst dann für ein neues, kleines Wunder. Nach der Seligsprechung klarte der Himmel über dem Bild des lächelnden Papstes wieder auf. Franziskus nutzte die Gelegenheit und grüßte bei einer Fahrt über den Petersplatz die Teilnehmenden - ganz ohne Regencapes und Schirme, dafür mit vielen bunten Kappen und Fahnen.