Domschatz-Mitarbeiter sammelt christliche Playmobil-Figuren

"Aus Arche Noah wurde Arche der Tiere"

In den 50 Jahren seiner Firmengeschichte hat Playmobil viele christliche Figuren und Sets herausgebracht. Rainer Teuber von der Essener Domschatzkammer sammelt sie und beobachtet eine Abkehr von Religiosität beim Spielzeughersteller.

Rainer Teuber mit der Arche Noah aus Playmobil / © Achim Pohl (Bistum Essen)
Rainer Teuber mit der Arche Noah aus Playmobil / © Achim Pohl ( Bistum Essen )

DOMRADIO.DE: Lego oder Playmobil? Womit sind sie groß geworden? 

Rainer Teuber (Leiter der Museumspädagogik und des Besucherservices der Essener Domschatzkammer): Mit beidem. Ich mag auch beides. Es sind unterschiedliche Ansätze, wenn man als Pädagoge darauf guckt.

Playmobil greift auch christliche Traditionen auf / © Achim Pohl (Bistum Essen)
Playmobil greift auch christliche Traditionen auf / © Achim Pohl ( Bistum Essen )

DOMRADIO.DE: Sie sammeln nicht nur Figuren, sondern Sie sammeln ganze Szenen mit Kirchenbezug. Was zum Beispiel?

Teuber: Es ist ja schon erstaunlich, dass Playmobil als Spielzeughersteller eine ganze Reihe christlicher Themen im Figurenprogramm geführt hat und zum Teil auch noch führt. Ich kann sagen, dass ich das gesamte christliche Programm zusammengetragen habe, angefangen von der Arche Noah über die Krippe mit den drei Heiligen Königen. Es gibt einen Sankt Martin mit teilbarem Mantel und Laternenumzug sowie den Nikolaus. Es gibt mehrere Nonnen, eine Mönch-Szenerie und natürlich darf auch Martin Luther nicht fehlen. 

Rainer Teuber

"Es gibt mehrere Nonnen, eine Mönch-Szenerie und natürlich darf auch Martin Luther nicht fehlen."

DOMRADIO.DE: Die Figur des Martin Luther war eine echte Erfolgsgeschichte. Mit 1,2 Millionen verkauften Exemplaren ist es der absolute Bestseller der Firma. Wie erklären Sie sich diesen Erfolg? 

Teuber: Das war eine Marketingstrategie, die aufgegangen ist. Zum Reformationsjubiläum 2017 wurde diese Figur aufgesetzt. Letztendlich war man hinterher doch überrascht, weil die Erstauflage, die bei 34.000 Figuren lag, innerhalb von wenigen Tagen ausverkauft worden war. Wenn ein großes Thema gesellschaftlich bearbeitet wird, wie etwa 500 Jahre Reformation, dann geht das auch spielerisch auf eine gute und sehr schöne Weise. 

Rainer Teuber

"Man hat dieser Geschichte den christlichen Boden unter den Füßen weggezogen."

DOMRADIO.DE: Playmobil ist säkularer geworden. Was beobachten Sie da? 

Teuber: Das finde ich ganz interessant zu beobachten. Bei der ersten Arche Noah, die ich Gott sei Dank noch in meinem Bestand habe, ist das Schiff als Arche Noah beschriftet, es steht vorne dran. Und im Karton lag die biblische Geschichte zur Arche Noah bei. 

Bei der jüngsten Neuauflage heißt dieses Programm nur noch die “Arche der Tiere”. Das heißt, man hat dieser Geschichte den christlichen Boden unter den Füßen weggezogen, was in meinen Augen keinen Sinn macht, weil Tiere nicht ohne Grund auf ein Schiff gehen. Da funktioniert in meinen Augen die Erzählweise nicht mehr. Welche Strategien bei Playmobil dahinter stehen, vermag ich nicht zu sagen. Aber es fällt auf jeden Fall auf. 

Ein Engel und der Nikolaus aus Playmobil / © Achim Pohl (Bistum Essen)
Ein Engel und der Nikolaus aus Playmobil / © Achim Pohl ( Bistum Essen )

DOMRADIO.DE: Diese Arche steht im Original im Moment mit vielen anderen von Ihnen gesammelten Figuren in der Essener Dom Schatzkammer. Was kommt besonders gut bei den Besuchern an?

Teuber: Wir präsentieren noch bis kommenden Sonntag eine Ausstellung zu Tieren in der Bibel und ihrer Symbolik in der christlichen Kunst. Wenn man über Tiere der Bibel spricht, darf die Arche Noah natürlich nicht fehlen.

Da wir das Arche-Noah-Geschehen auf keinem Kunstwerk zeigen können, habe ich die Plastikfigürchen musealisiert und neben die hohe christliche Kunst gestellt. Das ist eine Szenerie, die sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen ein Lächeln ins Gesicht zaubert.

DOMRADIO.DE: Was begeistert Sie an Playmobil so sehr? 

Teuber: Mich begeistert an Playmobil der Detailreichtum und die genaue Beobachtung der Macherinnnen und Macher der Figürchen. Die bilden das Alltagsgeschehen ganz real ab. Ein Beispiel ist eine Büro Szenerie. Da gibt es die Kaffeetasse, den Gummibaum und all diese Dinge, die wir alle aus den Büros kennen. Diese Detailverliebtheit und die Abbildung der Lebensrealität mag ich. 

Das Interview führte Elena Hong.

Quelle:
DR