domradio übertrug Kapitelsamt aus dem Kölner Dom

20. Sonntag im Jahreskreis

domradio übertrug am 20. Sonntag im Jahreskreis das Festhochamt aus dem Kölner Dom. Domkapitular Prof. Dr. Norbert Trippen war der Zelebrant und predigte zum Lukas-Evangelium (12,49-53). An der Orgel hörten Sie Domorganist Winfried Bönig. Das Vokalensemble Kölner Dom sang unter der Leitung von Domkapellmeister Prof. Eberhard Metternich.

 (DR)

In Westeuropa haben wir es uns in unserer Glaubenswelt wohnlich eingerichtet. Vieles ist geregelt und das hat seine Vorteile. Die Fürsorge an die Armen ist an die Caritas delegiert. Wir spenden und ansonsten halten wir uns heraus. Die Texte der heutigen Bibellesungen stellen uns dagegen einen kämpferischen Glauben vor Augen. Glaube bedeutet, dass wir hinsehen müssen, wie Jeremia, wenn etwas nicht Gottes Willen entspricht, und dagegen angehen. Wir sollen uns den Glauben nicht zu bequem vorstellen und die Anstrengung nicht scheuen.

So hoch Werte wie Freundschaft und Familie auch sind, der Glaube fordert von uns eine innere Selbstständigkeit und manchmal den Mut, Widerstand zu leisten.

Kyrie-Rufe
Herr Jesus Christus, du bist der Urheber
und Vollender des Glaubens.
Du forderst heraus zur Entscheidung
für deine Nachfolge.
Du entzündest in uns das Feuer deiner Liebe.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Die babylonischen Truppen belagern Jerusalem. Die Stadt ist nicht mehr zu halten, die Bevölkerung hungert. Eine Gruppe von Hofbeamten und der König lassen das Volk weiterkämpfen, um die eigene Haut zu retten. Jeremia stellt ihnen die unangenehme Wahrheit unerbittlich vor Augen: Die Niederlage ist nicht mehr abzuwenden. Jede Verlängerung des Widerstandes wird das Leiden der Bevölkerung nur noch vergrößern. Der König müsste sich und seinen Hofstaat dem babylonischen König ausliefern. Aber er ist feige und wankelmütig, will es allen recht machen. So gibt er zuerst denen nach, die den Propheten wegen Schwächung der Kampfkraft der Soldaten ins Gefängnis und schließlich in den Schlamm der Zisterne bringen, doch dann erreicht ein ausländischer Hofbeamter, dass Jeremia doch wieder aus der Zisterne befreit wird.  

Zweite Lesung
Der Hebräer-Brief benutzt hier einen Vergleich aus dem Sport. Wie der Sportler, der einen Wettlauf gewinnen will, sich mit Ausdauer anstrengen muss, so sollen auch wir unseren Kampf gegen die Sünde wie einen Wettkampf betrachten, bei dem wir siegen wollen, und nicht vorzeitig aufgeben. Es gibt auch einen Preis: Freiheit, denn die Sünde ist wie eine Fessel. So wie manche Jugendliche sich Poster von Sportstars ins Zimmer hängen, so hält der Hebräer-Brief Christus und die frühen Martyrer als Vorbilder vor Augen. In einem behäbig gewordenen Christentum kann das ein Anstoß sein, die unbequeme, kämpferische Seite unseres Glaubens nicht aus dem Blick zu verlieren.

Evangelium
Manche Darstellungen zeigen Jesus als immer lieben, gütigen, aber auch völlig harmlosen Menschen. Hier zeigt Lukas eine ganz andere Seite: Jesus fordert Entscheidung, er weiß, dass ein Leben in seiner Nachfolge kein Spaziergang ist. Diese Entscheidung wird in der frühen Kirche zur Trennung unter Freunden und zu Rissen quer durch Familien führen. Denn wie Jesus selbst als Folge seiner Verkündigung den Tod am Kreuz erlitten hat, so bleiben auch seine Vertrauten nicht unversehrt, bis in die heutige Zeit.