Domkapitular Monsignore Dr. Markus Hofmann blickt in seiner Predigt zum Fest Unserer Lieben Frau von Guadalupe auf das Ende des Heiligen Jahres. Papst Franziskus habe dazu eingeladen, dieses Jahr und das eigene Leben als "Pilger der Hoffnung" zu verstehen. Papst Leo habe diesen Impuls aufgegriffen und dazu aufgerufen, als Christinnen und Christen mitten unter den Menschen zu sein – als Sauerteig einer Menschheit, die nach Gerechtigkeit und Hoffnung sucht.
Hofmann macht deutlich, dass christliche Hoffnung nicht ausblendet, wie brüchig und unsicher das Leben ist. Papst Franziskus habe von widersprüchlichen Gefühlen gesprochen, die viele Menschen angesichts einer ungewissen Zukunft kennen: Zuversicht und Angst, Gelassenheit und Verzweiflung, Vertrauen und Zweifel. In all dem gebe es jedoch einen festen Halt: Jesus Christus.
Schwangerschaft von Unsicherheit geprägt
Im Evangelium begegnet Maria ihrer Verwandten Elisabeth. Beide sind guter Hoffnung. Maria ist dabei die Erste, die erkennt, dass Gott selbst in die Not der Menschen hineinkommt. Er wird Mensch, ohne seine Gottheit aufzugeben, und nimmt Wohnung im Schoß Mariens. Das Bild Unserer Lieben Frau von Guadalupe zeige genau das: Maria trägt die Hoffnung in Person unter ihrem Herzen. Hofmann sagt, es gebe kein tieferes Zeichen der Hoffnung als diese schwangere Maria. Jede Mutter, der Gott neues Leben anvertraut, werde so selbst zu einem Zeichen der Hoffnung.
Zugleich erinnert Hofmann daran, dass Marias Schwangerschaft von Unsicherheit geprägt war. Sie war arm, unverheiratet, musste mit Josef fliehen, weil ihr Kind bedroht war. Dennoch sagten Maria und Josef Ja. Die Begegnung mit Jesus habe ihre Perspektive verändert. Auch heute, so Hofmann, laden Papst Franziskus und Papst Leo dazu ein, die eigene Sicht auf das Leben zu wandeln.
Das Wort Gottes im Menschen
Maria sei die wichtigste Zeugin der Hoffnung, erklärt Hofmann mit Papst Franziskus. Christliche Hoffnung sei kein naiver Optimismus und kein Verdrängen von Schwierigkeiten. Sie sei ein Geschenk der Gnade Gottes mitten im Leben. Dieses Geschenk nehme nicht die Herausforderungen weg, schenke aber Orientierung und Halt. Maria habe ihr Herz für dieses Geschenk geöffnet, indem sie offen war für das Wort Gottes – durch den Engel, durch Elisabeth, durch die Hirten, Simeon und Hanna, die Weisen und schließlich durch Jesus selbst.
Darin liege ein Auftrag auch für heute. Hofmann ruft dazu auf, sich dem Wort Gottes auszusetzen, etwa durch die tägliche Lektüre der Heiligen Schrift. Gott spreche heute nicht weniger als damals zu Maria. Ein weiterer Lernweg Marias sei das geduldige Bewahren und Erwägen. Die ernsten Worte Simeons habe sie nicht gelähmt, sondern im Herzen getragen. Sie habe gewartet, bis sich ihr Sinn im Lauf des Lebens erschloss. So könne auch das Wort Gottes im Menschen wachsen, selbst wenn nicht alles sofort verständlich sei.
Zusage gilt auch heute
Die Reife dieser Hoffnung zeige sich unter dem Kreuz. Trotz des Leidens habe Maria ihr Ja nicht zurückgenommen. Sie sei Zeugin der Liebe geworden, die aus dem durchbohrten Herzen Jesu fließt. So sei sie, wie Papst Franziskus sagt, zur Mutter der Hoffnung geworden – treu und nahe bei ihren Kindern.
Hofmann greift schließlich das Bild Mariens als "Stella Maris", als Stern auf dem Meer, auf. In den Stürmen des Lebens weise sie den Weg und lade zum Vertrauen ein. In Guadalupe habe Maria zu Juan Diego gesagt: "Bin ich nicht hier, die ich deine Mutter bin?" Diese Zusage gelte auch heute. Maria sei da, wo ihre Kinder sind, und wo Maria ist, sei Jesus nicht fern. Zum Abschluss ruft Hofmann dazu auf, die geschenkte Hoffnung weiterzutragen. Gerade in einer Welt voller Sorgen seien Christinnen und Christen gerufen, Hoffnung zu leben und weiterzugeben – als Pilger der Hoffnung, mit Jesus Christus und Maria.
DOMRADIO.DE hat am Freitagabend das Rosenkranzgebet und das Festhochamt zu Ehren Unserer Lieben Frau von Guadalupe aus dem Kölner Dom übertragen. Hauptzelebrant war Domkapitular Markus Hofmann.
Der Gottesdienst wurde vom Freundeskreis der Muttergottes von Guadalupe in Kooperation mit Mex-Kultur Nuestras Raices in Aachen organisiert. Die musikalische Gestaltung lag bei Ale Rojas (Sopran), Marco Antonio Rivera (Tenor) und den Mariachi Dos Aguilas. Die Orgel spielte Matthias Wand.