Domkapitular Hofmann erklärt Aussagen Jesu in Sonntagsmesse

Meint Jesus das wirklich so?

Ehe und Familie stehen im Christentum unter besonderem Schutz, doch die Aussagen Jesu im Evangelium an diesem Sonntag klingen da ganz anders. "Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert." Wie ist das zu verstehen?

Autor/in:
Mathias Peter

Die Aussagen Jesu im Matthäusevangelium (Mt 10,37-42) klingen beim ersten Hören erstmal sperrig, räumt Domkapitular Markus Hofmann zu Beginn seiner Predigt ein. Da käme direkt die Frage, ob Jesus das wirklich ernst meinen würde: "Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert, und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert."

Für den früheren Generalvikar geht es bei diesem Abschnitt gerade mit Blick auf die Ehe zwischen Mann und Frau um das Thema Loslassen und Erwartungen. "Jesus ist  keineswegs gegen Ehe und Familie. Seine anspruchsvollen Worte helfen uns vielmehr, sie im Koordinatensystem unseres Lebens richtig einzuordnen."

Ehepartner ist kein Erlöser

Würden zum Beispiel Eheleute erwarten, dass sie die komplette Erfüllung ihres Lebens durch den Partner oder Partnerin erfahren würden, wäre dies eine völlige Überforderung: "Gott hat den Menschen so geschaffen, dass nur Er, der Schöpfer und Vollender unseres Lebens, die tiefste Sehnsucht unseres Herzens erfüllen kann. Gott allein genügt."

Gleichzeitig ginge es auch darum, Kinder zum Beispiel rechtzeitig loszulassen oder umgekehrt sich von den eigenen Eltern für die Ehe zu emanzipieren: "Ein Mann, der sich innerlich nicht von seiner Mutter lösen kann, ist noch nicht reif für diese neue, das ganze Leben umfassende Bindung. Eltern, die ihre heranwachsenden Kinder nicht auch nach und nach mehr und mehr loslassen können, erschweren, ja verbauen unter Umständen die Möglichkeit für die Kinder, erwachsen zu werden."

Menschliches Leben bedeutet Leiden

Auch die zweite Aussage des Evangeliums sei erstmal etwas sperrig: "Wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt ... ist meiner nicht wert." Hier ginge es nicht um das Leiden um des Leidens willen: "Ein Leben ganz ohne Mühe, ohne jegliches Leid ist eine Illusion. Natürlich sollen, ja, müssen wir, liebe Schwestern und Brüder, alles uns Mögliche tun, um unnötiges, vermeidbares Leid tatsächlich zu vermeiden oder am besten abzuschaffen. Allerdings nicht um den Preis, die leidenden Menschen zu beseitigen."

Für Domkapitular Hofmann bedeutet dies weiter, dass das Kreuz Jesu der Ort sei, wo Leid aus Liebe angenommen sei, wo das Wort 'Ich Mag dich leiden' in letzter Tiefe eingelöst sei, etwa wenn Eltern ihr behindertes Kind annehmen würden wie es ist oder beispielsweise sich der Ehepartner um die kranke Ehefrau kümmere und bei ihr bleibe.

Was ist uns die Ewigkeit wert?

Auch die dritte Jesu-Aussage sei sperrig: "Wer das Leben gewinnen will, der wird es verlieren." Da gehe es um die Frage, was uns das Ewige Leben wert sei, wieviel Mühen wir dafür aufwenden wollen würden: "Jesus hat sich mein ewiges Leben, die Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, nicht weniger kosten lassen als seinen blutigen Tod am Kreuz." Für uns Christen heute würde dies bedeuten: "Seien wir also bereit, ihm wenigstens etwas von dieser Kreuzes Liebe zurück zu schenken."

Domkapellmeister Eberhard Metternich / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domkapellmeister Eberhard Metternich / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE übertrug am dreizehnten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Markus Hofmann in lateinischer Sprache. Es sang die Schola des Kölner Domchores unter der Leitung von Eberhard Metternich. An der Orgel war Simon Schuttemeier.

 

 

Quelle:
DR