Domkapitel Hildesheim bringt Infotafel zu Missbrauch an

"Bischofsgrab beschäftigt Betroffene"

Dem früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen wird selbst Missbrauch vorgeworfen. Betroffene fordern, seinen Leichnam aus einer Gruft im Dom zu entfernen. Nun reagiert das Domkapitel mit einer Hinweistafel.

Hildesheimer Dom / © Sina Ettmer Photography (shutterstock)
Hildesheimer Dom / © Sina Ettmer Photography ( shutterstock )

An Missbrauchsvorwürfe gegen den gestorbenen katholischen Bischof Heinrich Maria Janssen (1907-1988) erinnert künftig eine Hinweistafel im Hildesheimer Dom. Sie wurde in der Bischofsgruft aufgestellt, wo Janssen bestattet ist, wie ein Bistumssprecher auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) bestätigte. 

Das Domkapitel habe den Text nach Absprache mit Bischof Heiner Wilmer verfasst. Zuerst hatte die "Kirchenzeitung Hildesheim" (Sonntag) darüber berichtet. Eine Tafel, die auf Fehlverhalten früher Bischöfe im Umgang mit Fällen sexualisierter Gewalt hinweist, gibt es auch an einer Grablege im Paderborner Dom.

"Eklatante Missstände im Umgang mit sexualisierter Gewalt"

Die Tafel sei noch keine endgültige Lösung, so der Sprecher. Auch über Forderungen, das Grab Janssens aus der Bischofsgruft zu entfernen und den Leichnam umzubetten, habe die Bistumsleitung noch nicht entschieden. Zuletzt habe eine Arbeitsgruppe Vorschläge erarbeitet, wie an sexualisierte Gewalt im Bistum erinnert werden kann.

Bischof Heinrich Maria Janssen (m.) (KNA)
Bischof Heinrich Maria Janssen (m.) / ( KNA )

Auf der Tafel ist zu lesen: "Eine 2021 veröffentlichte Studie benennt eklatante Missstände im Umgang mit sexualisierter Gewalt und Machtmissbrauch während der Amtszeit von Bischof Janssen von 1957 bis 1982. In den Jahren 2015 und 2018 wurden von zwei Betroffenen Missbrauchsvorwürfe gegen Bischof Janssen selbst erhoben." 

Weiter heißt es: "Im Bistum Hildesheim werden gegenwärtig Formen der Erinnerungskultur zum Leid von Betroffenen sexualisierter Gewalt diskutiert. Dabei geht es auch um den reflektierten Umgang mit Gräbern. Über diese Frage beraten aktuell die Gremien der Diözese."

Arbeitsgruppe fordert weitere Aufarbeitung

Laut dem Präventionsbeauftragten des Bistums, Martin Richter, ist in dem Beratungsprozess die Grablege der Bischöfe immer wieder angesprochen worden. "Das bewegt die Betroffenen gerade am meisten", sagte er in einem Interview des Portals katholisch.de (Freitag). "Da spüren wir den Druck, dass das Bistum Hildesheim eine Entscheidung trifft."

Die Arbeitsgruppe schlägt laut Richter unter anderem eine Veranstaltung vor, bei der das Bistum vor der kirchlichen Öffentlichkeit seine generelle Haltung zum Thema Missbrauch klar macht. 

Ein weiterer Punkt seien Mahnmale, die zentral vor dem Hildesheimer Dom, aber auch in betroffenen Gemeinden aufgestellt werden sollen. Er sei zuversichtlich, dass es das Konzept in die Umsetzung schaffe. Zu der Arbeitsgruppe gehören nach Angaben von Richter Vertreter des Bistums, aus der Wissenschaft und Betroffene.

Bistum Hildesheim

Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar (KNA)
Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar ( KNA )

Zur Diözese Hildesheim zählen rund 538.000 Katholiken im östlichen Niedersachsen und im Norden Bremens. Das rund 30.000 Quadratkilometer große Bistum reicht von der Nordseeküste bis zu den südlichen Ausläufern des Harzes bei Göttingen und Duderstadt. Die Katholiken bilden im Bistum in fast allen Regionen der Diözese eine Minderheit (Diaspora).

Es zählt 119 Kirchengemeinden in 17 Dekanaten. Heiner Wilmer ist der 71. Bischof des Bistums. Er folgt auf Bischof Norbert Trelle, dessen altersbedingten Rücktritt Papst Franziskus am 9. September 2017 annahm.

Quelle:
KNA